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Barabbas

Wir schreiben das Jahr 33 nach Christus. Ganz Judäa, Samaria und Israel sind von den Römern besetzt. Ganz Judäa, Samaria und Israel? Nein, nur ein kleines... Stopp, ich glaube, ich bin in die falsche Geschichte geraten.

Aber so ganz falsch ist der Anfang nicht, nur geht es nicht mit Asterix, Obelix, Miraculix und einem Zaubertrank weiter. Dass ganz Judäa, Samaria und Israel von den Römern besetzt ist, stimmt schon. Aber der Held dieser Geschichte heißt Barabbas. Und wie unsere gallischen Bekannten kann auch er und seine Freunde die Römer nicht ausstehen und ist wild entschlossen, seine Heimat von ihnen zu befreien.

Zusammen mit einigen Freunden hat er vor einiger Zeit angefangen, den Widerstand gegen sie zu organisieren. Sie sind nur eine kleine Gruppe, aber überall im ganzen Land gibt es Menschen wie er, die es nicht länger hinnehmen wollen, dass die Römer sich aufführen, als gehöre alles ihnen, dass ihre eigenen Führer, König Herodes zum Beispiel, die Hohen Priester, und so, mit den Besatzern paktieren und ihr eigenes Süppchen mit ihnen kochen. „Schleimige Verräter sind sie, profitieren von der Besatzung und verraten ihre eigenen Leute“! Und Pilatus, Pontius Pilatus, der römische Statthalter, war der schlimmste von Allen! Aber er wollte nicht länger tatenlos mit zusehen, wie sein Volk ausgeplündert und versklavt wurde. Mit seinen Freunden plante er Sabotageakte, Anschläge und alles, was den Römern Schaden zufügen könnte. Am meisten hatten sie immer erreicht, wenn sie die Steuereinnehmer überfallen hatten! Ha, das tat den Römern am meisten weh, wenn's ihnen an den Geldbeutel ging! Einerseits hatten sie selbst dringend benötigtes Geld bekommen, um ihre Aktionen durchführen zu können, und andererseits ärgern sich die Römer schwarz und blau darüber!

Blöd nur, dass das bisher nur 2 Mal geklappt hat, und beim 2.Überfall hatten sie auch noch einen römischen Soldaten umgebracht. Was musste der sich auch einmischen, war doch eh nicht sein Geld. Und jetzt, jetzt hing in ganz Jerusalem sein Steckbrief und er wurde von allen römischen Patrouillen gejagt.

Auch sonst waren sie wirklich nicht soo erfolgreich gewesen. Wenn nur die Bevölkerung mehr mitmachen würde, wenn sie mehr Unterstützung hätten. Einen kleinen Aufruhr hatten sie neulich im Bazar angestiftet, als sich mal wieder eine Patrouille rücksichtslos durch die engen Gassen gedrängelt hatte und dabei einfach die Stände der Händler nieder getrampelt hatte. Als er dann einem der Soldaten einen Stein an den Kopf geschmissen hat, ein richtig guter Treffer war das, sind die natürlich völlig ausgerastet und haben alle möglichen Leute verhaftet und ins Gefängnis geschmissen. Und die sind jetzt natürlich auch nicht mehr so gut auf ihn zu sprechen.

Ziemlich verfahrene Situation. Aber jetzt, jetzt war die riesen Gelegenheit eine wirklich große Aktion durchzuführen und das Volk wachzurütteln, es den Oberen richtig zu zeigen. Einer seiner Freunde, Judas Ischariot, war schon seit einiger Zeit mit diesem Jesus aus Nazareth durchs Land gezogen. Er hatte ihm erzählt, dass dieser Jesus etwas ganz besonderes war, dass er der neue König aller Juden sein würde. Und dass er, Judas, alles dafür tun würde, damit das bald geschehen würde. Und natürlich würde er, Barabbas, mit dabei sein mit seinen Freunden. Sie würden dafür sorgen, dass dieser Jesus zum König gekrönt würde und die verhassten Römer aus dem Land jagen würde. Und er, Barabbas, würde der neue Oberbefehlshaber der jüdischen Armee unter König Jesus werden...

Im Volk war Jesus ja schon lange bekannt und beliebt, wegen der vielen Wunder, die er getan hatte. Und bei den Oberen war er verhasst wie sonst was. Jaaa, die konnten ihn nicht ausstehen, weil er ihnen die Wahrheit um die Ohren haut. „Falsche Schlangen, Otterngezücht, getünchte Gräber“ hatte er sie öffentlich beschimpft und ihnen die Hölle heiß gemacht. Kein Wunder, dass die nicht gut auf ihn zu sprechen waren. Also, alles in Allem, genau der richtige Mann für sie. Und jetzt stand das Passahfest vor der Tür, eine riesige Menschenmenge war in der Stadt. Alle waren nervös, die Römer, der Hohe Rat. Es schien als ob die Stadt am kochen wäre und nur ein kleiner Funke genügen würde und dann....

< Spiel oder Lied >

Nur zu blöd, dass er ausgerechnet jetzt im Gefängnis saß und nicht eingreifen konnte. Wie es dazu gekommen war? Vor ein paar Tagen war dieser Jesus mit seinen Freunden nach Jerusalem gekommen, man kann schon fast von einem richtigen „Triumph-Zug“ sprechen. Es war ja schon eine riesige Menschenmenge in Jerusalem wegen des bevorstehenden Passah- Fests und als die Jesus kommen sahen, haben sie ihm einen Empfang bereitet, der sich sehen lassen konnte. Und natürlich war auch er mit dabei. Er wollte unbedingt mit Jesus sprechen und ihm seine Pläne erklären und mit ihm abstimmen. Einen Moment hatte er nicht aufgepasst, wegen dem Trubel und der Aufregung. Und zack, hatte ihn die Römer-Patrouille am Wickel. Und ehe er seine Freunde rufen konnte, saß er schon im Gefängnis. Ausgerechnet jetzt! Aber er, er würde sich nicht unterkriegen lassen! Er war überzeugt, Judas würde zusammen mit diesem Jesus die große Aktion starten, heute oder spätestens morgen und dann, dann wäre er ganz schnell wieder draußen. So eine Gelegenheit würde nicht so schnell wieder kommen.

Die ganzen letzten Tage über hatte er Gerüchte gehört von den Gefängniswärtern. Dass dieser Jesus verhaftet worden sei, dass der Hohe Rat ihn gefangen hätte. Aber das war bestimmt nur Propaganda, Falsch-Meldungen, um ihn weich zu kochen. Aber da hatten sie sich verrechnet. Nicht mit ihm, nicht mit Barabbas.

Aus dem Fenster, oder besser vergittertem Loch, seines Gefängnis konnte er, wenn er sich auf den Ring in der Wand stellte und an den Gitterstäben hochzog, ein Stück von dem Platz vor dem Gefängnis sehen. Und dort tat sich was. Es war ja auch der Gerichtsplatz, wo Pontius Pilatus, dieser miese Römer-Schleimer, sein Gericht abhielt und „Recht sprach“. Ha, der wusste ja nicht mal, wie man das schreibt. So lange er einen Vorteil hatte, war ihm doch alles egal! Aber jetzt konnte er sehen, eigentlich nur erahnen, dass die Wachen des Pilatus seinen Richterstuhl auf dem Platz aufbauten, das übliche pompöse Getue, um die dummen Juden zu beeindrucken und einzuschüchtern.

Da kam er auch schon anstolziert und auch eine Gruppe Leute mit einem Gefangenen in ihrer Mitte. Wenn er doch mehr sehen könnte. War das nicht der Hohe Rat mit dem Hohen Priester vorne weg?! Was die wohl schon wieder von Pilatus wollten. Und jede Menge Leute waren unten auf dem Platz, das konnte er hören. Sie schrieen und johlten und immer mehr Soldaten kamen, um die Menge in Schach zu halten. War das der Beginn des Aufstands, war es endlich so weit? Der Umsturz, für den sie so lange und verzweifelt gekämpft hatten?

Jetzt hörte er die Stimme von Kaiphas, dem Hohen Priester, diesem … Was sagte er da? Er zog sich noch ein Stück an den Gitterstäben hoch. „Jesus“ hörte er, „muss verurteilt werden“, „stiftet Aufruhr“, „König der Juden“, nur Bruchstücke drangen an sein Ohr. Aber er konnte den Gefangenen jetzt sehen. Es stimmte also doch, dass sie Jesus gefangen hatten. Worauf wartete er denn noch, wo war Judas, wo waren seine Leute. „Jetzt, jetzt müsst ihr zuschlagen, das Volk steht hinter euch“ wollte er schreien. Es war zum Wahnsinnig werden, dass er jetzt hier machtlos in diesem Loch saß. Pilatus, dieser blasierte Affe, lächelte mild und unbeteiligt. „Geht mich nichts an“, „stammt aus Galiläa“, „Herodes ist dafür zuständig“, wieder nur Bruchstücke, aber er wusste, um was es ging. Typisch Pilatus, will sich die Hände nicht schmutzig machen und schickt sie zu König Herodes. „Zuständig“, ha, aber nur so lange er tat, was Pilatus genehm war. Hier, in ihrem eigenen Land hatten sie doch schon lange nichts mehr zu melden, nicht einmal ihr eigener „König“ von Roms Gnaden. Aber jetzt trollte sich Kaiphas mit seinen Kumpanen vom Hohen Rat. Den Gefangenen schleppten ihre Knechte hinter her. Es kehrt wieder etwas Ruhe ein, draußen auf dem Platz.

Barabbas zermartert sich den Kopf, wie komme ich hier raus, wie kann ich in Verbindung mit meinen Leuten kommen? Wie kann ich diesem Jesus eine Nachricht zukommen lassen?

< Spiel oder Lied >

Auf einmal wieder ein Höllen-Lärm. Draußen auf dem Platz, drinnen im Gefängnis, Türen knallen, er hört die Wachen schreien. Auf einmal wird die Tür zu seiner Zelle aufgerissen und 2 Soldaten kommen und packen ihn, um ihn nach draußen zu schleppen. Er will sich wehren, schreit, schlägt um sich. „Was soll das“! „Was wollt ihr von mir“! Aber die Soldaten sind erbarmungslos und schleifen ihn hinter sich her. „Pilatus will was von dir“ ist Alles, was einer der Wachen knurrt. Seine Gedanken fangen an zu rasen. „Was will er von mir? Ist das der große Augenblick? Ist dieser Jesus auch wieder da? Ich werde eine flammende Rede halten, dass Allen Hören und Sehen vergeht! Ich werde...“ Doch weiter kommt er erst einmal nicht. Plötzlich steht er zwischen den Wachen auf dem Platz vor dem Gefängnis. Es herrscht ein ohrenbetäubender Lärm. Unten das Volk, schreit und tobt, hier oben, der versammelte Hohe Rat, schreit und gestikuliert, redet wild auf Pilatus ein. Dazwischen die römischen Soldaten, die Knechte des Rats, die Schreiber und Diener von Pilatus, sie versuchen Ordnung zu schaffen und machen dabei das Chaos noch schlimmer.

Und zwischen all dem Tohuwabohu, als ob ihn das alles gar nichts anginge, steht Jesus. Fürchterlich sieht er aus. Ein roter Lumpen hängt um seine Schultern, so als hätte er einen Königsmantel um. Auf dem Kopf eine „Krone“ aus Dornenzweigen, das Gesicht blutverschmiert, die Hände gefesselt. Er kann sich kaum noch aufrecht halten, so übel hatten sie ihn zugerichtet. „Das ist er also“, denkt Barabbas. Aber so, so hatte er ihn sich nicht vorgestellt. Er sieht aus, wie, ja, wie ein Opfertier, das zum Opferaltar gebracht wird, um dort geschlachtet zu werden. Völlig ergeben in sein Schicksal. „Tu doch endlich was!“ will er ihm zu schreien. „Siehst du denn nicht, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, das Volk auf deine Seite zu ziehen und die Römer davon zu jagen! Worauf wartest du denn noch? Wo sind deine Männer, Judas und die Anderen, gib ihnen ein Zeichen, damit sie losschlagen, meine Leute sind unten in der Menge!“. Als könnte Jesus seine Gedanken lesen, schaut dieser ihn auf einmal, quer durch das ganze Chaos, an.

< Spiel oder Lied >

Mit einem Mal wird es etwas ruhiger und Pilatus hebt seine Hand zum Zeichen, dass er sprechen wird. Wie durch einen Nebel hört Barabbas dessen Stimme. Dieser Blick geht ihm nicht mehr aus dem Sinn. „... sehe keinen Grund, diesen Jesus hinzurichten ...“, hört er im Hintergrund. Als ob er ihm bis in die Tiefen seiner Seele gesehen hätte. „ … auch Herodes hat nichts an ihm gefunden ...“ Mit diesem einen Blick hatte er ihn, Barabbas den „Helden“ erkannt. Er wusste alles von ihm. Seine Gedanken werden jäh unterbrochen und er wird von den Soldaten nach vorne gestoßen. Er steht jetzt direkt neben Jesus, ganz vorne, am Rand des Platzes, über der Menge, die gierig zu ihnen hinauf starrt. Sollte er jetzt seine große Rede halten, das Volk aufrütteln, damit dieser Jesus endlich etwas tut. Damit sie beide die entscheidende Schlacht beginnen. Aber immer noch nichts von dem Mann, der neben ihm steht.

Dafür ist Pilatus jetzt ganz deutlich zu hören: „Wie es üblich ist, werde ich auch dieses Jahr aus Anlass des Passahfest einen Gefangenen freilassen.“ Barabbas stockt der Atem. Das kann unmöglich sein, dass die Römer ausgerechnet ihn freilassen wollen. Einen ihrer schlimmsten Gegner, er hatte einen Soldaten umgebracht, die Steuereintreiber überfallen, das Volk hasste ihn, weil wegen ihm unschuldige Leute im Gefängnis waren. „... soll ich euch den 'König der Juden' freigeben? ...“ Er sieht, wie unten zwischen den Leuten die Knechte des Hohen Rates hin und her laufen und auf die Leute einreden. Und schon hört er die ersten Schreie aus der Menge „Wir wollen Barabbas“, „Gib uns Barabbas“. Immer mehr, immer lauter. So hatten sich die feinen Herren vom Hohen Rat das also gedacht. „Mensch, mach was, Jesus“, denkt er, „es geht um deinen Kopf! Wenn du nicht endlich was tust, bist du verloren, verraten und verkauft von unseren eigenen Leuten“.

Und wieder scheint es ihm, als könne dieser Jesus seine Gedanken hören. Wieder dieser Blick: „Nein Barabbas, es muss so kommen“ scheint er zu sagen. Das Chaos um sie herum wird immer schlimmer. Die Menge tobt und schreit nach Barabbas. Und in diesem Tollhaus steht er neben Jesus als wären sie ganz allein hier. „Mein Reich ist nicht hier unten, auf dieser Welt. Ich kämpfe nicht mit dem Schwert um mein Reich, sondern mit Gottes Wort und seiner Liebe.“ Eine Ruhe, eine Zuversicht, ein Vertrauen strahlt von ihm aus, wie er es noch nie bei einem Menschen erlebt hat. Ja, es musste so kommen. Er, der zu Recht Verurteilte, musste freigelassen werden, damit der Unschuldige sterben würde. Dieser Jesus war tatsächlich das Opfer, das gebracht werden sollte, um ihn, um sie alle mit Gott zu versöhnen.

Eine Zusendung von Thomas Klöber

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