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Am Ende?

Thema: Selbstmordabsichten

Inhalt:

Sabine versucht sich umzubringen, weil niemand sie liebt, sich alle über ihr Übergewicht lustig machen und ihre schulischen Probleme derzeit nur Stress mit den Eltern verursachen.

Kurzgeschichte

„Sabine!“ Bettina Müller klopft an die Tür des Zimmers ihrer Tochter, doch die gibt keine Antwort. ,„Mensch Sabine, es tut mir leid, dass wir uns so gestritten haben. Komm, mach die Tür auf. Sabine? Ich komme jetzt einfach zu dir rein, ok?“

Mobbing, Einsamkeit, Verzweiflung, Suizidgedanken
Mobbing, Einsamkeit, Verzweiflung, Suizidgedanken
©: Sasin Tipchai / Pixabay

Als Frau Müller in das Zimmer eintritt, stockt ihr der Atem. Ihre Tochter liegt regungslos am Boden. „Sabine! Sabine, mein Baby, was ist mit dir?“ Doch alles schütteln hilft nichts, Sabine bleibt weiter bewusstlos. Frau Müller nimmt den Arm ihrer Tochter in die Hand und kann noch einen leichten Pulsschlag fühlen. „Erich! Hilfe! Erich!“

Erich, der Vater von Sabine, kommt auch schon angelaufen. „Was ist denn um Himmelswillen?“ „Sabine ist bewusstlos und ihr Herzschlag ist nur noch ganz schwach. Schnell, ruf den Notarzt!“

Keine 10 Minuten später ist der Rettungswagen bereits bei den Müllers. Der Notarzt übernimmt die Erstversorgung der 15 Jährigen. „Keine Angst Frau Müller, das wird schon wieder. Sieht stark nach einer Vergiftung aus.“ Einer der Sanitäter sieht sich etwas genauer in Sabines Zimmer um, wozu die Müllers in der Aufregung noch nicht gekommen sind. „Hier Herr Doktor, schauen sie mal!“

„Aha. Tavor Schlaftabletten.“ Der Notarzt öffnet das Tablettenfläschchen und stellt fest, dass es völlig leer ist. „Woher hat sie die Tabletten?“ Bettina Müller ist völlig außer sich. „Soll das etwa heißen... soll das heißen, dass Sabine... sich umbringen wollte?“
„Ja, sieht fast so aus. Also, von wem sind die Schlaftabletten?“
„Das sind meine.“ meint Sabines Vater völlig fassungslos.
„Herr Müller, das ist jetzt wichtig! Wissen sie, ob die Flasche noch voll war. Ich muss ungefähr abschätzen, wie viele Tabletten Sabine geschluckt hat.“
„Die Tabletten habe ich in meinem Badezimmerschrank. Ich muss die immer nehmen, damit ich schlafen kann. Ich glaube, dass die Flasche noch so halb voll war.“
„Ok.“ Der Notarzt hat Sabine jetzt so weit erstversorgt, dass sie von den beiden Sanitätern auf die Trage gelegt werden kann. „Wir müssen ihre Tochter leider mitnehmen, um ihr den Magen auszupumpen. Aber machen sie sich bitte keine Sorgen, ihr Zustand ist relativ stabil.“ In diesem Moment fällt sein Blick auf einen Brief, der neben Sabine am Boden liegt und er liest laut vor, was auf dem Umschlag geschrieben steht: „Für Mama!“ „Der Brief ist ja dann wohl für sie, Frau Müller.“

Eine gute halbe Stunde später sitzen Bettina und Erich Müller bereits im Wartebereich des Krankenhauses. Sabine wird noch immer von den Ärzten versorgt. „Ich mache mir solche Vorwürfe. Wir hätten nicht so hart zu Sabine sein dürfen.“ Auch Sabines Vater ist fast am Weinen. „Und ich Idiot habe ihr heute noch eine Ohrfeige gegeben. Wenn sie nicht wieder gesund wird... das könnte ich mir nie verzeihen!“ Eine Krankenschwester geht auf die zwei zu. „Herr und Frau Müller?“
„Ja, das sind wir.“
„Ihrer Sabine geht es schon besser, aber sie dürfen jetzt noch nicht zu ihr. Erst so in etwa einer Stunde.“
„Vielen Dank Schwester.“ Erich nimmt seine Frau in den Arm, die vor Weinen kaum sprechen kann. „Gott sei Dank! Alles wird gut.“

Noch eine Weile sitzen die Müllers ruhig da. Erich hält seine Frau weiter in den Armen, die sich nur langsam wieder beruhigt. „Bettina, hast du eigentlich Sabines Abschieds... ich meine den Brief schon gelesen?“
„Nein, dazu war ja noch keine Zeit.“
„Hast du ihn dabei?“
„Ja. Meinst du, dass wir ihn lesen sollen?“
„Ja.“
„Also gut.“ Bettina Müller kramt in ihrer Handtasche und holt Sabines Abschiedsbrief heraus. Sie öffnet das Kuvert und beginnt ihrem Mann laut vorzulesen:




Liebe Mama, lieber Papa!
Ich kann einfach nicht mehr. Ich hasse mich. Alles ist so verdammt aussichtslos, und ich weiß nicht mehr, wie es weitergehen soll. Natürlich habe ich auch viel Mist gebaut, aber deshalb hätte Papa mich nicht schlagen dürfen! Das hat mir so weh getan. Niemand liebt mich. Nicht mal ihr, meine Eltern, liebt mich noch. Hat es da noch einen Sinn weiterzuleben? Ich finde nicht. Jeder weitere Tag in meinem Leben ist für mich schlimmer als der Tod.

Ich hätte so gerne mal mit euch über meine Probleme geredet. Aber ihr habt ja nie Zeit. Für euch ist doch nur die Arbeit wichtig und was Ihr verdient. Ich bin euch doch völlig egal. Ihr seid von mir enttäuscht und schämt euch mit mir, weil ich so hässlich und doof bin.

Und ja, es stimmt leider, dass ich heuer in der Schule durchfallen werde. Es tut mir leid, dass ich da so lange gelogen habe und dass ihr es erst heute auf dem Elternabend von meiner Klassenlehrerin erfahren habt. Dass ich die Klasse nicht schaffe, liegt aber nicht daran, dass ich zu allem zu blöd bin, wie Papa gesagt hat. Das hat mich auch wahnsinnig verletzt! Meine Lehrerin hat euch ja gesagt, wie oft ich im letzten Jahr gefehlt habe und dass ich die Entschuldigungen dafür meistens einfach selber unterschrieben habe. Papa hat nicht recht, wenn er meint, dass ich zu faul bin, um zur Schule zu gehen. Es ist vielmehr so, dass ich es da nicht mehr aushalte. Alle hassen mich dort! Alle machen sich über mich lustig, weil ich Übergewicht habe. Jeden Tag machen sie sich über mich lustig. „Du fettes Schwein!“ „Guckt mal, seit wann können denn Wale an Land überleben?“ Die Lehrer haben das natürlich mitbekommen, aber von denen hat mir nie einer geholfen. Die mögen mich auch alle nicht, sondern geben mir nur schlechte Noten.

Ich weiß nicht mal, ob euch das interessiert, aber vor ein paar Wochen habe ich mich in einen Jungen namens Bernie aus meiner Klasse verliebt. Der ist so süß und sieht fast wie der Bastian Schweinsteiger aus! Ich habe gedacht, dass Bernie mich mag, weil er sich nie über mich lustig gemacht hat. Neulich habe ich allen meinen Mut zusammengenommen und ihn gefragt, ob er mal Lust hat, mit mir abends zusammen in die Disco zu gehen. Da hat er mir in die Augen geschaut und ganz ruhig zu mir gesagt: „Mit dir zusammen weggehen? Spinnst du? Hast du schon mal in den Spiegel geguckt? Du siehst aus wie der Bulle von Tölz!“ Und dann hat er gelacht. Bernie hat über mich gelacht, wie all die anderen Arschlöcher auch.

Jetzt bin ich ganz alleine, weil ihr versteht mich ja auch nicht. Wenn ich mit Papa über mein Übergewicht sprechen wollte, hat er nur immer gesagt, dass ich nicht so viel fressen (ja, er hat wirklich „fressen“ gesagt“) soll und mal meinen fetten Arsch hoch kriegen muss und etwas Sport machen soll. Und wenn ich unglücklich war und mich mit Mama darüber unterhalten wollte, hat sie mir einfach ein Schokoladen-Eis hingestellt oder eine Packung Chips gegeben. „Komm Sabine, iss ein bisschen was und schon sieht die Welt wieder besser aus!“ Mama, du bist ja schuld, dass ich so dick bin! Schau Dich doch mal selber an...

Bitte verzeiht mir, was ich jetzt tun werde. Ich liebe euch trotz allem von ganzem Herzen und ich vergebe Euch, was heute passiert ist. Aber ich bin einfach am Ende meiner Kraft, und ich kann so nicht weiter leben. Die Schlaftabletten habe ich mir aus euerem Badezimmerschränkchen genommen. Die Dose ist noch ziemlich voll. Ich hoffe, das Gift da drinnen reicht auch für meine fetten 98 kg zum Sterben. Hoffentlich findet ihr einen Sarg, der groß genug für mich ist.

Ich glaube fest, dass es da, wo ich jetzt hingehe, besser sein wird. Bitte sagt Oma und Opa, dass ich sie immer wahnsinnig lieb haben werde!

Wir sehen uns dann im Himmel, wenn die da oben so fette Engel wie mich überhaupt nehmen.

In Liebe,
Eure Sabine




Bettina Müller stehen die Tränen in den Augen. Auch ihrem Mann. Sie umarmen sich erneut. „Weißt du“, meint Erich Müller nach einiger Zeit, „eines ist mir heute ganz klar geworden. Ich liebe unsere Sabine über alles, und ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ihr etwas passieren würde. Ich hatte ja keine Ahnung, wie unglücklich sie ist.“
„Ich auch nicht. Ich mache mir auch solche Vorwürfe. Bin ich wirklich schuld, dass Sabine so viel isst?
„Ach Liebling. Ich weiß nicht...“
„Sei ehrlich, bitte Erich!“
„Ja. Ja, wir sind beide schuld. Aber das ist jetzt auch nicht so wichtig. Entscheidend ist die Frage, wie wir das alles wieder in den Griff kriegen.“
„In diesem Moment kommt die Krankenschwester zurück: „Herr und Frau Müller, wenn sie wollen, dürfen sie jetzt zu ihrer Tochter.“

Mit noch ziemlich wackeligen Beinen stehen die Beiden wenig später im Krankenzimmer vor dem Bett von Sabine. Diese hat eine Infusionsnadel im Arm und sie sieht noch ziemlich mitgenommen aus.
„Sabine, mein Schatz! Wie geht es dir? Ich...“
Doch Sabine unterbricht ihre Mutter jäh. „Nicht mal richtig umbringen kann ich mich. Dazu bin ich wohl auch zu blöd. Wirst du mich jetzt wieder verprügeln, Papa?“
Erich Müller beginnt wieder zu weinen. „Sabine, bitte sag nicht so einen Unfug! Wir lieben dich so sehr und es tut uns wahnsinnig leid, was passiert ist. Bitte, du musst mir das glauben.“
„Bitte versprich uns, dass du so was nie wieder machst, Sabine? Wir könnten uns nie verzeihen, wenn Dir...“ Jetzt bricht auch Sabine in Tränen aus. „Mama, Papa, ich hab euch doch so lieb. Ich wollte doch gar nicht sterben. Ich will leben und glücklich sein und jemand haben, der mich liebt.“

Die drei umarmen sich ganz fest. Erich Müller hat sich als erster wieder gefasst. „Sabine, ich habe gar nicht gewusst, welche Probleme du hast und wie sehr du unter deinem Übergewicht leidest.“
„Ich weiß“, meint Sabine ihr wisst viel nicht, weil ihr nie Zeit für mich habt.“
„Das wird ab jetzt anders! Ich verspreche dir, dass wir uns wieder mehr um dich kümmern.“ Auch Bettina Müller hat sich wieder einigermaßen beruhigt.
„Ach Mama, das habe ich schon so oft von euch gehört und geändert hat sich nie was.“ „Doch mein Schatz. Dieses Mal halten wir unser Versprechen. Ehrlich. Und weißt du was, mein Kind? Du hast recht, ich sollte auch abnehmen. Meinst du, dass wir versuchen könnten, zusammen abzunehmen?“
„Mit Diät und Sport und all dem Zeug?“
„Ja, das wird uns wohl nicht erspart bleiben.“ Frau Müller lächelt verkniffen.
„Meinst du, dass ich es schaffen kann, dass ich so dünn werde, dass mich der Bernie mag?“
„Das weiß ich nicht mein Hase. Glaub mir eines, wenn dich ein Junge nicht so mag, wie du bist, dann kannst du ihn getrost vergessen. Aber wie sieht es aus: nehmen wir jetzt zusammen ab oder nicht?“
„Ja, Mama. Versuchen wir es. Vielleicht bringt es ja was.“ Sabine lächelt zufrieden. „Aber durchfallen werde ich heuer in der Schule trotzdem.“
„Mmh“, meint ihr Vater, „das können wir wohl leider nicht mehr ändern. Die Klasse musst du wiederholen. Aber wir werden nochmals mit deiner Lehrerin reden. Auch wegen deiner gefälschten Unterschriften und dass sie aufpassen soll, dass die anderen Kinder nicht so gemein zu dir sind. Irgendwie kriegen wir das schon hin.“
„Danke, Papa. Ich verspreche euch, dass ich auch richtig fleißig lernen werde. Ehrlich.“
„Na, das will ich dir auch geraten haben. Ab jetzt halten wir wieder wie eine richtige Familie zusammen. Das verspreche ich dir!“

Sabine ist seit langer Zeit wieder glücklich. Sie weiß zwar, dass ihr das Abnehmen sicher schwer fallen wird und sie auch viel tun muss, um in der Schule den Anschluss zu finden, aber sie hat wieder Hoffnung geschöpft. Wenn sich ihre Eltern wieder mehr um sie kümmern, kann sie alles schaffen.

Anregungen für Fragen zu einem Gesprächseinstieg:

  • Könnt ihr Sabines Tun und Verhalten nachvollziehen?
  • Geht es euch auch manchmal so ähnlich, dass ihr am liebsten mit allem Schluss machen würdet?
  • Was für Gründe bzw. welche Situationen sind dafür verantwortlich?
  • Ist Selbstmord ein Ausweg? Was wäre damit erreicht?
  • Was wären die Alternativen?
  • Welche Unterstützung würdet ihr euch für die jeweilige Alternative wünschen?
  • Gibt es Möglichkeiten zu erkennen, wenn sich jemand umbringen will, oder mit solchen Gedanken spielt?
  • Was würdet ihr jeweils tun?

Lernziel:

  • Das Leben ist schön, auch wenn es oft zum Verzweifeln ist. Das Leben wegzuwerfen ist keine Lösung, schon gar nicht für die Angehörigen.
  • Es gibt immer Auswege und Alternativen. Wichtig ist, darüber zu reden.
  • Wenn wir uns mehr um den Nächsten kümmern, Demütigungen sein lassen und auf „Hilfesignale“ achten, dann können wir demjenigen auch helfen.

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