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Verraten und verkauft.

Thema: Schlechte Freunde

Inhalt:

Jonas hat den Durchbruch geschafft und wird Profifußballer. Dadurch bekommt er eine Menge neuer Freunde, aber leider nicht nur gute.

Kurzgeschichte

„Super, Jonas! Das war ein großartiges Fußballspiel.“
„Vielen Dank, Mike.“
„Du warst mal wieder der mit Abstand beste Spieler. 2 Tore geschossen und noch eins vorbereitet. Das hätte ich selber auch nicht besser hinbekommen.“
„Ja, ich bin zufrieden. Aber ich alleine kann auch kein Spiel gewinnen. Die ganze Mannschaft war gut.“
„Unsinn, Jonas, sei nicht immer so bescheiden. Das sind doch alles Nullen und ohne dich werden sie jedes Spiel verlieren. Ach übrigens: Am Freitag erwarte ich dich im P2. Da veranstalten wir dir zu Ehren eine kleine Feier und es werden auch ein paar richtig scharfe Hasen da sein.“
„Den Freitag? Das geht leider nicht, Mike. Wir haben am Samstag ein Ligaspiel und da will ich gut ausgeschlafen sein.“
„Blödsinn, Jonas. Du spielst den Nieten hier noch Knoten in die Beine, wenn du 3 Promille im Blut hast. Also keine Widerrede, ich rechne fest mit dir, verstanden?“
„Aber...“
„Nichts aber. Basta. Wir sehen uns dann am Freitag.“
„Ok, Mike, danke. Bis Freitag.“

Jonas Plauen, 18 Jahre alt und gut aussehend, gilt als das größte Fußballtalent, das es jemals in der Gegend hier gegeben hat. Er spielt heuer die letzte Saison für seinen Heimatverein, den Kirchheimer SC, bevor er im Sommer zur Profimannschaft der Spielvereinigung Unterhaching wechseln wird.

Seit dem es sich herumgesprochen hat, dass er wohl den Durchbruch als Kicker geschafft hat, ist er eine Art Lokalheld. Jonas wurde vom Verein und sogar der Stadt geehrt. Außerdem hat er seit er so erfolgreich ist, auch jede Menge neuer Freunde. Vor allem mit Mike Ambrosch, dem Besitzer der Disco P2 und dessen Clique hängt er häufig ab. Natürlich ist Jonas schon aufgefallen, dass es vielen dieser neuen Freunde gar nicht wirklich um ihn als Menschen geht. Es ist halt momentan in den Schickimicki-Kreisen in, sich mit ihm, dem Profifußballer, sehen zu lassen und seine Anwesenheit allein verleiht manchen Partys schon das gewisse Etwas. Dagegen hat Jonas auch nichts, denn seine neu gewonnene Popularität bringt ihm viele Geschenke, Einladungen und Flirts mit schönen Frauen ein. Das sind halt die positiven Begleiterscheinungen einer Profikarriere und warum sollte die Jonas nicht auch in vollen Zügen genießen? Schließlich muss er ja auch hart trainieren, um so gut zu sein.

Jonas ist sich darüber hinaus sicher, dass er sein Leben voll im Griff hatte. Entscheidend für ihn ist einzig und alleine seine Karriere als Kicker. Alles andere, die Feiern, Geschenke und die neuen Bekannten, ist ihm nicht so wichtig. Außer die Freundschaft zu Mike. Jonas bewundert Mike, weil der wirklich was auf dem Kasten hat. Ihm gehört die größte Disco weit und breit, er hat einen Haufen Kohle und immer die besten Mädchen um sich. Mike schaut auch öfters bei Spielen zu und wenn Jonas gut war, darf er nach einem Spiel sogar eigenhändig mit Mikes tollem Porsche zur Siegesfeier fahren.

Zum Lernen hat Jonas durch das Training und den vielen Partys natürlich nicht mehr genügend Zeit. Das beunruhigt ihn aber nicht weiter, und er spielt sogar mit dem Gedanken, die Schule bald ganz abzubrechen. Dazu hatte ihm Mike jedenfalls geraten. Schließlich wird er ab dem Sommer genügend Geld mit Fußball verdienen. Warum soll er sich da noch mit Mathe und Biologie herumplagen? Seine Eltern wollen zwar, dass er unbedingt seinen Abschluss macht, aber er ist ja inzwischen volljährig und kann tun und lassen, was er will. Auch das hatte ihm Mike gesagt.

Nichts kann in diesen Tagen Jonas gute Laune trüben. Nicht mal der Verlust seines ehemals besten Freundes Florian. Die beiden waren früher unzertrennlich. Sie gehen nicht nur in die gleiche Klasse, Florian spielt auch in derselben Mannschaft wie Jonas. Er ist zwar bei weitem nicht so talentiert wie Jonas, aber das hatte ihrer Freundschaft bisher nie geschadet. Doch in letzter Zeit war Florian ein richtiger Spaßverderber geworden. Nichts passte ihm mehr. „Jonas, es ist ein Fehler, wenn du die Schule hinwirfst. Jonas, trink nicht so viel Alkohol, das schadet nur deiner Form. Jonas tu das nicht, Jonas tu dies nicht.“ Dauernd nörgelte er an Jonas herum.

Mike hatte das neulich auch mitbekommen, als Florian zusammen mit Jonas im P2 war. Daraufhin hatte er Jonas zur Seite genommen und zu ihm gesagt: „Mensch Jonas, merkst du das denn nicht? Dieser Florian ist doch nur eifersüchtig auf dich. Das ist kein Freund! Der gönnt dir nicht mal ein bisschen Spaß, der will dich nur auf sein mieses Niveau runterziehen!“ Das klang für Jonas irgendwie einleuchtend und daraufhin gab es einen großen Streit zwischen ihm und Florian.
„Glaub mir doch Jonas, ich bin dein Freund. Ehrlich. Mike und seine Clique wollen dich nur ausnützen.“ so ähnlich hatte Florian immer wieder argumentiert. Aber Jonas wollte ihm nicht glauben. „Du bist doch nur eifersüchtig, weil du nicht mal von 5 Meter in das leere Tor triffst.“ Der Streit wurde immer schlimmer. Schließlich ging Mike dazwischen und ließ Florian von seiner Security einfach aus dem P2 werfen. Seitdem war ihre Freundschaft beendet. Sowohl in der Schule als auch beim Training gingen sie sich aus dem Weg und sprachen kein Wort mehr miteinander.

Jonas hat einen Profivertrag in Aussicht, jede Menge Freunde und viel Spaß. Warum soll er da Florian eine Träne nachweinen, der anscheinend mit seinem Erfolg nicht klar kommt? Wie gesagt, das Leben von Jonas könnte nicht besser verlaufen.

Bis zu diesem folgenschweren Freitagabend. Im P2 ist wie immer die Hölle los. Mike richtet Jonas zu Ehren eine kleine Feier aus und als Jonas die Disco betritt, wird er auch gleich von Mike in Empfang genommen, der mit ein paar äußerst hübschen Girls zusammensteht. „Jonas! Schön, dass du endlich gekommen bist. Darf ich dir die Frauen vorstellen? Das hier ist Trixi, das die Evelyn und das die Jennifer.“
„Hey! Nicht Jennifer. Ich heiße Jessica!“
„Aber ja, natürlich, Jessica. Mein Hase, komm gib mir einen Kuss.“
„Ist das der tolle Typ, von dem du uns erzählt hast Mike?“ will Trixi wissen.
„Aber ja doch! Jonas ist der beste Fußballer. Der schießt in jedem Spiel drei Tore. Minimum. Und ab Sommer wird er Profi und verdient ein Schweinegeld! Natürlich nicht so viel wie ich, aber immerhin.“ Wie immer macht Mike einen auf dicke Hose. „Mensch Jonas, jetzt steh da nicht so steif rum. Nimm dir einen Drink und erzähl der Trixi mal was über dich.“ Jonas holt sich eine Whiskey-Cola und beginnt sich mit Trixi zu unterhalten. „Nun, der Mike übertreibt ein wenig. So gut bin ich jetzt auch wieder nicht...“ Mike unterbricht ihn. „Was?! Und ob er das ist. Unser Jonas kommt bestimmt mal in die Nationalmannschaft. Fühl mal seine Waden Trixi...“ Einige Stunden und etliche Drinks später sitzen die Fünf noch immer an der Bar. Jonas ist ziemlich betrunken und knutscht mit Trixi. Plötzlich klingelt das Handy von Mike. „Hallo. Ja, Mike am Apparat. Hallo Frank. Was? Jetzt sofort? Ich kann hier nicht weg, dass weißt du. Auf keinen Fall. Aber halt mal, ich schicke dir einen Kumpel vorbei, der bringt dir die Schlüssel. Ok. Tschüss.“
Mike legt auf und klopft Jonas auf die Schulter. „Hey ihr! Aufhören zu Knutschen. Jonas! Trixi! Stopp!“
„Was ist... ist denn? Müssen... wir... nachhause?“ Jonas ist so betrunken, dass er fast nicht mehr reden kann.
„Jonas, du musst mir einen Gefallen tun.“
„Äh... sicher... Mike. Was.. was kann ich für dich tun?“ will Jonas wissen.
„Mich hat gerade Frank, ein Kumpel von mir, angerufen. Der steht bei mir zuhause vor verschlossenen Türen und kann nicht rein. Kannst du eben mal zu mir nachhause fahren und ihm aufsperren. Du weißt ja, wo ich wohne. Das wäre echt klasse von dir! Ich kann ja hier nicht weg, solange das P2 geöffnet hat.“
„Aber Mike... ich bin doch... zu Fuß gekommen und...“
„Du nimmst natürlich mein Auto. Ist doch klar.“
„Den... den Porsche?“
„Hey Mike“, funkt Trixi dazwischen, “lass den Jonas nicht mit deinem Auto fahren, der ist doch viel zu betrunken!
„Mensch, Trixi. Wer hat denn dich um deine Meinung gefragt? Der Jonas ist doch ein ganzer Kerl. Natürlich kann der noch fahren. Oder Jonas?“
„Und ob ich ein... ein ganzer Kerl bin. Gib mir... gib mir die Schlüssel.“
„Na also. Danke.“ Mike gibt ihm den Schlüsselbund.
Jonas macht sich auf den Weg und Mike meint zu Trixi: „Keine Angst mein schöner Engel, dein Jonas ist ja bald wieder da. Und solange er weg ist, kümmere halt ich mich ein wenig um dich. Komm küss mich!“

Als Jonas das P2 verlässt und an die frische Luft kommt, haut es ihn fast um. Doch er fängt sich wieder und wankt zu Mikes Porsche, steigt ein, startet den Motor und fährt mit quietschenden Reifen davon.

Gut eine Stunde später, betreten zwei uniformierte Polizisten das P2 und fragen nach Mike. Eine Angestellte bringt sie an seinen Tisch. „Chef, Besuch für sie.“
„Oh, die Polizei. Welch gern gesehener Gast in meinem Lokal. Was kann ich denn für sie tun?“ „Sie sind Herr Michael Ambrosch?“
„Ja, bin ich, auch wenn mich hier jeder nur Mike nennt.“
„Und ihnen gehört der blaue Porsche, Kennzeichen M VT-253?“
„Ja, der gehört mir. Was ist damit?“
„Folgendes: Soeben hat ein gewisser Jonas Plauen mit diesem Fahrzeug einen Unfall gebaut. Er ist aufgrund überhöhtem Tempos von der Straße abgekommen und in ein Schaufenster gerast. Ihr Porsche hat Totalschaden und Herr Plauen liegt mit leichten Verletzungen im Krankenhaus. Das Ergebnis einer Blutuntersuchung hat ergeben, dass der Fahrer zum Unfallzeitpunkt erheblich alkoholisiert war, genau 2,1 Promille. Zwei Fragen an sie: Erstens. Kennen sie Herrn Jonas Plauen und, zweitens, haben sie ihm ihren Wagen zur Verfügung gestellt, Herr Ambrosch?“
„Um Gottes Willen Herr Kommissar! Natürlich kenne ich den Jonas. Ein netter Kerl ist das. Der war bis vor kurzem hier bei uns? Stimmt doch Mädels?“
„Ja Mike, stimmt.“ bestätigt Jennifer die Aussage.
„Der war in der Tat ziemlich betrunken und...“ Mike schießt es durch den Kopf, dass seine Versicherung bestimmt keinen Cent zahlen würde, wenn er zugibt, dass er den betrunkenen Jonas mit seinem Auto fahren hat lassen. Deshalb wird er die Wahrheit wohl ein wenig verdrehen müssen. „...und ich habe ihm noch gesagt, dass er sich auf jeden Fall ein Taxi für den Heimweg rufen soll. Ich bezahl das auch, habe ich ihm sogar noch angeboten.“ Dann nimmt Mike seine Jacke und tut so, als ob er die Taschen durchsucht. „Dieser kleine Drecksack!“ ruft er schließlich künstlich empört. „Jonas hat mir doch tatsächlich die Autoschlüssel aus der Jacke geklaut und ist mit meiner Kiste auf und davon.“
„Aber Mike!“ will Trixi protestieren.
„Ja?“ einer der Beamten wendet sich an sie. „Wollen sie zu der Sache eine Aussage machen?“ Mike sieht Trixi nur kurz böse an und sie weiß, dass sie besser nicht widerspricht. „Ich? Nein, ich wollte nur sagen, ääh... was dieser Jonas doch für ein undankbarer Mensch ist. Mike hat so viel Gutes für ihn getan und er klaut ihm einfach das Auto!“
„Ja, das ist wirklich ein starkes Stück.“ meint der Polizist. „Herr Ambrosch, wenn sie bitte mit uns auf die Wache kommen würden. Wir müssen ihre Aussage protokollieren.“

Einige Tage später wird Jonas aus dem Krankenhaus entlassen werden - seine Verletzungen waren Gott sei Dank nicht so schlimm. Dafür hat sich einiges Anderes in seinem Leben um so dramatischer entwickelt!

Jonas ist wegen Trunkenheit am Steuer, Diebstahl und schwerer Sachbeschädigung angeklagt. Natürlich hat Jonas bei der Polizei angegeben, dass ihm Mike den Porsche ausdrücklich geliehen hatte, weil er zu ihm nachhause fahren sollte, um einem Freund aufzusperren. Die Polizei glaubt ihm das aber nicht, weil er keine Beweise dafür hat. Hingegen wird die Aussage von Mike, der weiterhin behauptet, Jonas habe ihm die Schlüssel gestohlen, von den drei Mädchen, mit denen sie an dem Abend zusammen waren, ausdrücklich bestätigt. Jonas konnte zuerst natürlich nicht glauben, dass ihn Mike so verraten hatte. Schließlich waren sie doch Freunde! Jonas versuchte immer wieder mit Mike zu sprechen. Doch dieser ging nicht ans Handy oder ließ sich verleugnen. Als Jonas eines Abends ins P2 ging, um persönlich mit Mike zu reden, ließ ihn dieser aus der Disco werfen. „Diebe sind hier unerwünscht und du hast ab jetzt Lokalverbot!“ Selbst Jonas Eltern glauben ihm die Geschichte nicht. Sie wissen ja, wie gerne er immer mit Mikes Porsche gefahren war. Außerdem sei er selber schuld, machen sie ihm Vorwürfe, wenn er sich betrunken hinter das Steuer eines Autos säße. Ganz egal, ob es nun gestohlen wäre oder nicht.

Die absolute Katastrophe für Jonas ist aber, dass die Spielvereinigung Unterhaching auf einen Vertrag mit ihm verzichtet, da er aufgrund seines Verhaltens und der zu erwartenden baldigen Vorstrafe nicht den sportlichen und moralischen Ansprüchen eines Profivereins gerecht werden würde.

Jonas ist verständlicherweise richtig fertig, vergräbt sich im Haus und will niemand sehen. Da klingelte es an der Haustür. Florian, sein alter Freund ist draußen. „Hallo Jonas, darf ich reinkommen?“
„Florian! Natürlich, komm rein.“
„Ich bringe dir die Unterlagen für die Schule mit. Du hast ganz schön was versäumt als du im Krankenhaus warst.“
„Ja, das stimmt leider.“
„Wie geht es dir? Wohl nicht so gut, oder?“
„Ja, das kannst du dir ja denken.“ Dann erzählt Jonas seinem Freund, wie alles tatsächlich abgelaufen ist und dass er jetzt alles verloren hat. „Du hattest vollkommen Recht. Mike ist kein Freund, der hat mich sofort ans Messer geliefert, bevor er selber Probleme bekommen konnte. Es tut mir alles so leid, ich wünschte, wir könnten wieder Freunde sein.“ Mit diesen Worten beschleißt Jonas seine Ausführungen
„Aber das sind wir doch! Und Freunde halten zusammen. In guten wie in schlechten Zeiten“ Florian lächelt. „Also Kopf hoch! Jetzt zeig ich dir erst mal, was du alles für die Schule nachholen musst und nachher gehen wir ein wenig kicken.“

Anregungen für Fragen zu einem Gesprächseinstieg:

  • Was für Freunde gibt es?
  • Woran zeigt sich ein guter, ein schlechter Freund?
  • Wie gewinnt man Freunde?

Lernziel:

  • Es gibt viele „angebliche“ Freunde. Doch wahre Freundschaft zeigt sich bei vielen nicht.
  • Der Schein trügt oft. Es kommt auf das Innere an.

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