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Eine große Gefahr für Kinder – psychisch erkrankte Eltern

Kinder und Jugendliche von psychisch kranken Eltern in der Jugendgruppe Bild Nr.:41147126
Kinder und Jugendliche von psychisch kranken Eltern in der Jugendgruppe
©: Tatyana Gladskih - Fotolia

Es ist eine Gefahr die sehr unterschätzt wird, denn nach außen hin ist meistens nichts oder nur sehr wenig davon zu erkennen. Erkrankungen unserer Seele werden in unserer Gesellschaft immer noch nicht vollständig anerkannt und nicht ernst genug genommen. Viele der Erkrankten haben große Angst vor Unverständnis und dem Spott ihrer Mitmenschen. Aus diesem Grund behalten es die meisten für sich und erst mit genug Mut oder bei zu großer Verzweiflung suchen sie sich dann zumindest einen Psychologen, um besser mit ihrer Krankheit um umgehen zu können. Vor den eigenen Kindern wird erst einmal versucht diese Situation so gut es geht zu verheimlichen, aber spätestens wenn die Symptome schlimmer werden, wird dies unmöglich.

Die meisten Betroffenen haben dann schon so viel mit ihren eigenen Problemen zu schaffen, dass sie es nicht mehr hinbekommen sich genügend um ihre Kinder zu kümmern. Sie verlieren durch die Krankheit nicht nur an Mut und Selbstbewusstsein, sondern häufig auch Job, Partner, ein Großteil ihres sozialen Umfelds und andere Dinge. Diese Situation ist für insbesondere junge, aber auch für schon ältere Kinder in den meisten Fällen absolut unverständlich, stark belastend und zu dem auch noch sehr beängstigend. Es fehlt an Fürsorge und Hilfestellungen für solche Kinder, damit sie lernen können, mit dieser außergewöhnlichen Situation gut umzugehen.

Kinder brauchen dann dringendst Unterstützung

Von den insgesamt in Deutschland lebenden 13 Millionen Kindern haben etwa 3-4 Millionen psychisch erkrankte Eltern. Diese Zahl ist erschreckend hoch und die Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch höher. Diesen vielen Kindern muss unbedingt geholfen werden, denn ihre Eltern schaffen es häufig aus eigener Kraft nicht mehr. Viele der Eltern erkennen durchaus, dass sie ihre Pflichten nicht mehr erfüllen können, befinden sich aber auch selbst in einer so brisanten Lage, dass es schwierig ist überhaupt Hilfe zu suchen und dann auch noch welche zu finden. Die Angebote in diesem Bereich sind nicht gerade groß und wenn man dann auch noch selbst sowieso völlig fertig mit der Welt ist, ist es extrem schwer vernünftige Hilfestellungen zu bekommen. Da viele keine Verwandte haben, welche sich um die Kinder kümmern könnten, muss die Gesellschaft hier eingreifen und echte, leichte erreichbare Hilfestellung anbieten.

Ein sehr gutes Beispiel dafür ist das Patenschaftsnetzwerk für Betroffene in Berlin. Dort werden Patenschaften an Kinder vermittelt, wenn die Kinder oder deren erkrankte Eltern um Hilfe bitten. Dort bekommen die Kleinen dann einen stabilen Ansprechpartner, welcher regelmäßig für sie da ist und sie auch in manchen Fällen zeitweise aufnehmen kann. Denn wenn die Eltern sich in eine psychiatrische Klinik einweisen lassen oder eingewiesen werden, dann ist es in dieser Situation sehr schwierig für Kinder in einem Jugendheim Fuß zu fassen, dies kann für sie dann fatal enden. Durch einen Paten, welcher sich wirklich um sie kümmert, haben sie dann auch in diesem Fall schon eine stabile Bindung, an der sich die Kinder festhalten können. Den Kindern muss unbedingt geholfen werden, denn die Auswirkungen eines solch harten Lebensabschnitts schon in jungen Jahren kann gravierende Folge haben.

Auf psychisch kranke Eltern folgen nicht selten psychisch kranke Kinder

Es ist keine Seltenheit, dass Kinder von stark psychisch erkrankten Eltern später im Leben selbst in eine ähnliche Situation geraten. Insbesondere wenn die Kinder noch sehr jung waren, als die Eltern erkrankten, besteht ein erhöhtes Risiko. Denn Kinder lernen bekanntlich durch Nachahmung und wenn Eltern ein mutloses und depressives Verhalten vorleben, besteht die Gefahr dass ihre Kinder es ihnen zum Teil nachmachen. Das beginnt mit ganz kleinen Dingen wie ein unüberlegtes Verhalten in Bezug auf die Ernährung oder das Ausgeben von zu viel Geld und geht gar bis zu einem asozialen Umgang mit den Mitmenschen.

Dies ist für die Kinder eine enorme Belastung der Psyche, welche bei ihnen zu seelischen, mentalen und auch sozialen Defiziten führen kann. Daraus ergeben sich dann wieder eine Menge weiterer Probleme im Leben. Diese können dann schnell auch zu einer psychischen Erkrankung führen. Kinder können auch den fixen Gedanken bekommen, dass sie mit an den Problemen ihres Vaters oder ihrer Mutters Schuld sind. Sie fühlen sich dann sehr schuldig für etwas, für das sie absolut nichts können und machen sich über eine lange Zeit Selbstvorwürfe. Dies führt dann auf Dauer auch wieder zu einer Kränkung des Geistes der Kinder.

Dazu kommt noch, dass einige Kinder bereits einen Selbstmordversuch eines ihrer Elternteile mitbekommen oder diesen gar blutend und schon halbtot auf dem Boden gefunden haben. Daraus ergibt sich dann natürlich die ständige Sorge vor einem Selbstmord des Elternteils und diese ständige Sorge führt auch recht schnell zu depressiven Verfassungen. Letztendlich fangen solche Kinder aber auch an, die Verantwortung für das Elternteil zu übernehmen und besonders bei Alleinerziehenden kann dies sehr problematisch werden. Sie erledigen zunehmen die Aufgaben im Haushalt, das fängt mit dem Fegen und Staubsaugen an und endet irgendwann beim Einkaufen und dem Überweisen der Rechnungen. Dies geschieht mit unter schon in sehr jungen Jahren und überlädt die meisten Kinder mit einer viel zu großen Verantwortung. Da Kinder meistens von Grund auf sehr loyal sind, behalten sie diese Problematik oft für sich. Ihnen wird so nicht nur unabsichtlich ihre Kindheit gestohlen, sondern sie haben kaum noch Freizeit und die Chance sich in Ruhe zu entwickeln.

Was betroffene Eltern tun können

Wer selbst an einer psychischen Erkrankung leidet, sollte sich insbesondere wenn es Zeiten gibt in denen es nicht ganz so schlimm ist, sich um vorbeugende Maßnahmen kümmern. Da kann zum Beispiel für das eigene Kind ein Brief verfasst werden, welcher in schwierige Zeit als ein Anker für das Kind dienen kann. Oder in Gesprächen mit Experten können weitere Strategien zum Schutz des eigenen Kindes ausgearbeitet werden. Aber am wichtigsten ist es natürlich, besonders in schweren Fällen, für die Kinder einen Psychologen zu suchen, welcher ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht und ihnen hilft mit der Situation besser umzugehen. Vielleicht besteht ja auch die Möglichkeit einen Verwandten als Bezugsperson zu finden oder es gibt ein Patenschaftssystem in der erreichbaren Nähe. In allen Fällen sollte unbedingt neben der Arbeit an sich selbst, auch dringendst an das Kindeswohl gedacht werden. Denn die Einflüsse einer solchen Situation auf das Kind werden von den meisten Eltern unterschätzt. Ob ein Kind eines psychisch erkrankten Elternteils rechtzeitig Hilfe bekommt oder nicht, kann ganz entscheidend für den positiven oder eben auch negativen Verlauf des gesamten Lebens sein.

Ein Appell an die Gesellschaft

Die Kinder psychisch erkrankter Menschen dürfen nicht mehr weiterhin einfach so übersehen werden. Diese schier vergessenen Kinder haben kaum eine eigene Lobby und deshalb muss eine geschaffen werden. Aber es sind nicht nur die Kinder, auch die Bedürfnisse von Partnern, Verwandten und allen Mitleidenden dürfen nicht weiterhin übersehen werden. Es existieren kaum vernünftig zusammengestellte Informationsmaterialen dazu und es gibt tatsächlich bis heute keine bundesweite Anlaufstelle für Betroffene psychisch erkrankter Menschen. Wir beachten die Menschen erst dann, wenn es zu spät ist, wenn sie tatsächlich krank geworden sind. Mit mehr Präventionsmaßnahmen insbesondere für Kinder aber auch für alle Beteiligten könnten wir wahrscheinliche viele dieser Fälle verhindern.

Welche Möglichkeiten haben speziell Pädagogen?

Für Pädagogen ist es ja sowieso immer wichtig aufmerksam zu sein und zu erkennen wenn Kinder problematische Verhaltensweisen aufzeigen. In diesen Fällen ist es aber oft sehr schwer zu erkennen dass es überhaupt ein Problem gibt, denn solche Kinder werden mit der Zeit Profis im Verschleiern der Tatsachen. Sie wollen aus falsch verstandener Loyalität auf keinen Fall die Probleme im eigenen Elternhaus mit jemandem besprechen. Daher ist es schwer diese zu erkennen und es kann bei kleinen Auffälligkeiten nur gemutmaßt und mit vorsichtigen Fragen etwas nachgehakt werden. Es kann allerdings doch passieren, dass die Kinder hilfesuchend auf einen zu kommen oder Freunde eines solchen Kindes um Hilfe bitten.

Kinder und Jugendliche von psychisch kranken Eltern in der Jugendgruppe

Tipp: lerne die Eltern kennen und Du lernst die Kinder kennen und verstehen!

In der Regel werden wir nicht wissen, ob die Eltern oder ein Elternteil psychische Probleme haben, welche sich auf die Kinder bereits ausgewirkt haben. Was heißt überhaupt psychische Probleme? Jeder Mensch hat so seine Macken, mal mehr mal weniger und alles hat psychische Ursachen. Bei uns hier gilt es (noch) als verpönt psychische Probleme zu haben und psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, aber in Amerika zum Beispiel gehört es fast schon zum guten Ton, bzw. gilt es als normal.

Das Verhalten der Kinder und Jugendlichen, selbst unser Verhalten ist und wurde geprägt durch das unserer Eltern. Vielen ist dies nicht bewusst, weil sie sich damit noch nicht auseinander gesetzt haben. Von daher lässt sich so manche Eigenart erkennen und erklären.

Je deutlicher vielleicht eine psychische Belastung der Eltern vorliegt, desto eher wird auch dies auf das Kind sich auswirken. Aber man kann im Umkehrschluss nicht darauf schließen, dass wenn ein Kind auffällig ist, dass auch gleich die Eltern psychisch krank sind.

Wenn wir die Eltern unserer Kinder und Jugendlichen in der Gruppe besser kennenlernen würden, dann würden wir besser verstehen lernen. Das kann bei gemeinsamen Ausflügen, Elternnachmittagen, Besuchstagen auf dem Ferienlager, Lagerfeuer, oder gemeinsamen Spielabenden der Fall sein.

Aufbrausendes Verhalten, depressives Verhalten, überängstlich und ständig besorgt zeigende Eltern, zurechtweisende Eltern sind alles Verhaltensweisen, die die Kinder aufnehmen. Lernen wir die Eltern etwas besser kennen – können wir die Kids besser verstehen lernen. Dadurch baut sich eine Beziehung zum Kind, zum Jugendlichen auf, was wiederum dem Kind, dem Jugendlichen eine Hilfe sein kann in seiner jeweiligen, spezifischen Situation.

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