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Kinder sollten nicht zu brav sein

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Brave Kinder | ©: bramgino - Fotolia

Eltern beklagen sich über alles Mögliche bei ihren Kindern, sie seien ein Problemkind, ein Rebell oder ein Besserwisser, jedoch haben auch diese Eigenschaften ihre Vorzüge. Problemkinder sind meist sehr selbstbewusst und Besserwisser haben in der Regel mehr Wissen auf Lager als ihre Altersgenossen. Über welches Verhalten von Kindern sich aber fast nie jemand beklagt, ist dass wenn die Kinder absolut brav sind. Oft wird behauptet, Kinder die das tun was man sagt und nicht meutern oder nörgeln, das seien die besten Kinder.

Dabei wird vergessen, dass auch diese Eigenschaft genau wie alle anderen Eigenschaften positive, als auch negative Seiten hat. Zugegeben mit einem Kind als Moralapostel oder Besserwisser hat man es meistens etwas schwieriger, als mit einem ganz braven und lieben Kind. Jedoch haben brave Kinder einen entscheidenden Nachteil, welcher schlimmer sein kann als alles andere. Sie tun was man ihnen sagt und genau das ist auch das Problem. Viele Eltern wollen und erwarten leider auch genau das von ihren Kindern. Bis zu einem gewissen Maß ist das auch okay. Aber wenn Kinder niemals rebellieren und dies auch nicht dürfen, dann ist das tatsächlich ein sehr ernst zunehmendes Problem. Natürlich müssen Kinder, gerade kleiner Kinder, in Bezug auf manche Dinge absolut gehorchen. Jedoch dürfen sie auf keinen Fall immer gehorchen, sie müssen auch mal rebellieren dürfen. Wir müssen weg von dieser Einengung unserer Kinder und hin zu wesentlich mehr Freiraum. Denn wenn die Kinder alles so tun wie ihre Eltern es wollen, wo bleibt dann da die eigene Identität unserer Sprösslinge?

Ein Leben ohne entwickelte Persönlichkeit

Wenn Kinder zuhause niemals für sich selbst eintreten und immer blinden gehorsam walten lassen, dann kann dies schwierige Probleme in der Jugend und im gesamten Erwachsenen-Alter mit sich bringen. Jedes Kind hat diesen rebellischen und selbstbewussten Anteil in seiner Persönlichkeit von Geburt an, natürlich in unterschiedlichem Ausmaß. Aber wenn sich dieser Teil von ihnen niemals zeigt, dann sollte genauer hingeschaut werden. Kinder die sich anpassen, unterdrücken im selben Maß wie die Anpassung vorliegt, ihre eigene Persönlichkeit. Ein völlig braves Kind ist immer auch ein sehr stark angepasstes Kind, was wiederum den Verlust, eines Teils der eigenen Identität darstellt. Sie verhalten sich so, wie ihre Eltern es von ihnen erwarten, sie tun dass, was die Eltern sehen wollen. Egal ob dies nun bedeutet gegen die eigenen Überzeugungen und Werte zu handeln oder einfach blind links zu gehorchen. Dies hat gravierende Folge im Leben, denn wenn sich keine eigenständige Persönlichkeit ausbilden konnte, dann machen sie weiterhin auch als Erwachsene nur was man von ihnen erwartet und haben dabei kaum eine Chance ihr eigenes wahres Glück zu finden.

Es ist erwiesen, dass stille und sehr ruhige Kinder im Schnitt das geringste Selbstbewusstsein aufweisen. Dies ist auch logisch, denn der Mensch ist mitnichten kein ruhiges und stilles Wesen. Introvertiertheit ist in den meisten Fällen keine genetische Veranlagung, sondern eher ein angelerntes Verhalten. Wenn Kinder immer das tun sollen was die Eltern wollen, dann haben sie kaum eine Wahl, als entweder zu rebellieren oder sich anzupassen und ein braves Kind zu sein. Zweiteres macht das Leben in vielerlei Hinsicht erst einmal leichter, daher wählen auch viele diesen Weg. Dies führt aber zwangsläufig auch dazu, dass sie sehr unauffällig sind. Wer angepasst ist, geht schnell mit den anderen Angepassten in der Masse unter. Dies wiederum bedeutet, dass sie weniger Aufmerksamkeit bekommen, als auffälligere, nicht angepasste Kinder. Aus diesem Zusammenhang ergibt sich dann das fatale Problem, dass sie sich weniger bedeutend fühlen für das was sie sind und das was sie gerne sein wollen, da es schließlich kaum jemand bemerkt. Das was sie tun wird weniger gewürdigt, als dass was auffälligere Kinder tun. Dabei ist Bedeutung eines der wichtigsten Dinge im Leben eines Menschen. Jeder Mensch hat das dringliche Bedürfnis bedeutend zu sein, nur viele werden bereits so erzogen, dass sie es sehr schwer haben sich später im Leben bedeutend zu fühlen. Sie erfüllen immer brav die Erwartungen ihrer Eltern und verhalten sich so, wie es ihre Eltern und die Gesellschaft erwarten. Sie sind später oft fast unsichtbar, sehr still und unauffällig. Dies ist mitunter gut für Angestellte eines Geheimdiensts, aber sonst für wirklich niemanden.

Kinder müssen eigenständig sein dürfen

Aufpassen ist immer da angesagt, wo die Kinder keine eigene Meinung mehr haben, dort wo es keine Konflikte mehr gibt. Wenn man mit dem eigenen Kind keine Konflikte mehr hat, dann ist das kein Zeichen von guter Erziehung. Sondern ein klares Zeichen von Unterdrückung. Vielen ist heutzutage immer noch ihr Status in der Gesellschaft extrem wichtig. Das Problem dabei ist, dass wenn die Kinder Fehler machen, die Eltern sich gekränkt fühlen. Sie kommen dann mit Argumentationen zu ihren Kindern, welche sie drängen keine Fehler mehr zu machen. Denn das Verhalten ihrer Kinder fällt ja schließlich auf sie zurück. Sehr perfektionistische Eltern zum Beispiel erwarten dann so viel von ihren Kindern, dass diese sich nichts mehr zutrauen, denn sie könnten ja einen Fehler machen. Dabei sind Fehler das wichtigste im Leben, ohne Fehler können wir nur sehr wenig begreifen und verstehen.

Nur brave und liebe Kinder werden daher in ihrem Leben nicht viel erreichen können. Denn wer nicht wagt, der auch nicht gewinnt. Dieses Sprichwort ist in vielerlei Hinsicht absolut wahr. Denn brave Kinder werden zu Menschen ohne Rückgrat und können sich gegen die mutigen und starken Persönlichkeiten in der Schule, an dem Arbeitsplatz und allgemein in der Gesellschaft nicht behaupten. Wenn Kinder also immer brav sind, dann sollten sie dazu gedrängt werden ihre Komfortzone dringlichst zu verlassen und nicht einfach nur zu folgen, sondern selbst zu denken und eigene Entscheidungen treffen.

Kinder haben mehr als nur eine Eigenschaft

Als Eltern ist es ganz wichtig seine Kinder nicht unbewusst in bestimmte Schubladen zu stecken und es dabei dann zu belassen. Kein Kind ist nicht nur rebellisch, besserwisserisch oder brav, jedes Kind hat vielerlei dieser Eigenschaften. Alle natürlich individuell ausgeprägt. Wenn ein Kind jetzt als brav abgestempelt wird, dann wird es versuchen diese Anforderung auch genauso zu erfüllen, genauso als wenn es als Rebell gebrandmarkt wird. Ein gutes Beispiel dafür sind Geschwister, wenn eines der Rebell ist und das andere das brave Kind ist, dann werden diese meist auch ebenso behandelt. Ein Rebell bekommt für seine Rebellion viel mehr Ärger, als ein sonst braves Kind. Häufig ist es sogar so, dass es bei dem braven Kind gar nicht auffällt oder die Schuld dem rebellischen Kind zugeschrieben wird. Denn wer hat den das brave Kind dazu angestiftet? Dabei vergessen die Eltern meist, dass die Kinder oft nur genau das erfüllen, was die Eltern von ihnen erwarten.

Es sollte auf keinen Fall ein festes Bild über die eigenen Kinder entstehen, denn dadurch werden die Kinder in ihrer freien Entfaltung sehr eingeengt. Kinder sollen genau so sein, wie sie sind und nicht so wie die Eltern sie gerne hätten. Es ist wichtig den Kindern Freiraum zu lassen und sie mit allen ihren Eigenschaften immer wieder aufs Neue zu entdecken. Auch wenn es kaum zu vermeiden ist, die Kinder in gewissen Schubladen zu sortieren, sollte dies immer wieder überprüft und neu definiert werden. Mit den Kindern sollte auch gesprochen und ihnen vermittelt werden, dass sie alles sein können, was sie wollen und das die eigenen Erwartungen keine Rolle spielen. Als Rebell darf und sollte man auch mal brav sein dürfen und genauso auch umgekehrt als braves Kind sollte man rebellieren dürfen. Für Kinder ist es wichtig eine sehr vielschichtige Persönlichkeit zu entwickeln um im Leben auf die unterschiedlichsten Situationen auch angemessen reagieren zu können.

Fazit – Kinder müssen so sein dürfen wie sie sind

Erziehung: Kinder zu Persönlichkeiten werden lassen  Bild: 47772400
Erziehung: Kinder zu Persönlichkeiten werden lassen | ©: Sandy Schulze - Fotolia

Kinder sollten so angenommen werden wie sie sind und nicht zu dem gemacht werden, was man gerne haben möchte. Es dürfen nicht die eigenen verpassten Träume und Wünsche auf die Kinder übertragen werden und es darf genauso wenig sein, dass sie außer zu ihrem Schutz, in ihrer Entwicklung eingeengt werden. Natürlich müssen Kinder vor den Gefahren der Welt beschützt werden, sie müssen aber ebenso darauf vorbereitet werden selbständig mit ihnen umzugehen. Das funktioniert aber nicht, wenn sie nur machen was man ihnen sagt, sie müssen lernen selbst abzuwägen und zu entscheiden. Nur so können sie später im Leben auf die individuellen Anforderungen regieren und ein schönes und glückliches Leben führen. Zu brave Kinder können dies meistens nicht oder müssen es sich später im Leben erst hart erkämpfen. Sie müssen all die Entwicklungen, welche ihnen in ihrer Kindheit nicht zugestanden wurden, als erwachsene Männer und Frauen nachholen. Dies ist jedoch ein schwerer und lange andauernder Prozess, es wäre besser gewesen sie hätte die Gelegenheit gehabt sich in ihrer Kindheit frei entwickeln zu dürfen. Denn genau dafür ist die Kindheit da, um zu wachsen und sich zu entwickeln.

Brave Kinder mögen wir - unangepasste Kinder in der Jugendarbeit stören nur

Ja so kennen wir es: mit lieben braven Kindern und Jugendlichen machen wir gerne Gruppenstunde – mit den unangepassten Kindern, den Störenfrieden, den Rebellen und Querulanten haben wir es schwierig. Ist ja auch viel angenehmer und einfacher und man hat seine Ruhe. Doch ist Dir schon mal aufgefallen, dass die braven, angepassten Kinder sich bei einigen Gruppenprogrammen sehr wenig zutrauen? Hier trauen sich oftmals die „lautstärkeren“ Kinder mehr zu – auch wenn sie es nicht unbedingt besser können.

Bravgemachte Kinder sollten in der Jugendgruppe eine Möglichkeit finden sich selbst entfalten zu können, Meinungen zu entwickeln und vertreten zu lernen und den Mut finden sich immer mehr und mehr zuzutrauen.

Und wenn es uns stört, dass wir keine „braven Kinder“ oder Jugendliche in der Jugendgruppe haben, dann sollten wir uns überlegen, warum uns das stört. Denn wie bereits oben geschrieben: bravgemachte Kinder werden es im Leben schwerer haben. Oder auch so ausgedrückt: irgendwann werden die ehemals „ach so braven Kinder“ rebellieren und versuchen auszubrechen, sich verweigern und eventuell in ein anderes Extrem überwechseln. Selbstbewusstsein und Selbstentfaltung funktioniert nur, wenn man den Kindern Freiräume lässt sich zu entfalten. Dazu gehören auch Fehler machen dürfen, den Platz innerhalb der Gemeinschaft sich selbst zu suchen und sich mit anderen streiten und messen zu dürfen. Permanente Zurechtweisung durch Eltern, Lehrer oder Erzieher bzw. Gruppenleiter wirkt unterdrückend und einschränkend. Natürlich kann man nicht alles dulden und durchgehen lassen, aber man kann versuchen mit den Kindern und Jugendlichen darüber zu reden, ohne gleich wieder mit dem erhobenen Zeigefinger zu kommen.

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