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„Verrückt? Na und!“ - Hilfe für Schüler mit psychischen Problemen

Jugendliche mit psychischen Problemen
Jugendliche mit psychischen Problemen: die gibt es, aber die Angst ist groß darüber zu sprechen.
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Wer mit einem Gipsbein oder mit Fieber im Bett liegt, bekommt nicht nur Mitleid und Fürsorge. Oft helfen die Mitschüler dem Patienten auch dadurch, dass sie mit ihm gemeinsam lernen oder die Hausaufgaben machen, damit er nicht zu viel Stoff versäumt und womöglich sogar der Übertritt in die nächste Jahrgangsstufe gefährdet ist. Ganz anders ist die Situation für Schüler, die unter psychischen Problemen leiden. Weil ihre Krankheit eben nicht offensichtlich ist, stehen sie nicht nur allein da, sondern sind darüber hinaus oft noch den Hänseleien ihrer Mitschüler ausgesetzt. Es handelt sich dabei allerdings nicht um ein Problem von wenigen Einzelfällen, weshalb Psychologen mit dem Projekt „Verrückt? Na und!“ gegensteuern wollen (Im Internet zu finden unter: www.verrueckt-na-und.de).

Kein Verständnis für psychische Probleme – lieber wegschauen

Charakteristisch für psychische Probleme oder gar Krankheiten ist auch bei Jugendlichen, dass sie zunächst einmal nichts spüren oder ihr Problem artikulieren können. Die Folge: Die Betroffenen fühlen sich unverstanden, von ihrer Umwelt abgeschnitten - über kurz oder lang werden sie ausgeschlossen und werden zum Außenseiter. Nur allzu oft schauen die Erwachsenen, Eltern wie Lehrer gleichermaßen weg. Selbst wenn der psychische Druck so groß wird, dass sich bei den jungen Betroffenen die Aggression gegen sich selbst richtet, wird das nur allzu oft als Phase ausgelegt, die sich von selbst wieder gibt.

Doch genau diese Einschätzung kann fatale Folgen haben: Werden gravierende Probleme nicht rechtzeitig erkannt, verschlimmern sie sich und führen im Lauf der Zeit in eine regelrechte "Psychiatriekarriere". Und dieses Problem dürfte sich in den kommenden Jahren sogar noch verschärfen. Der Grund: „In Gesundheitskreisen herrscht international Besorgnis über den psychischen Gesundheitszustand der Jugend“, so Hans Troedsson, der bei der Weltgesundheitsorganisation für den Bereich Jugendgesundheit zuständig war. Er warnt: „Das ist eine tickende Bombe, und wenn wir jetzt nicht richtig handeln, werden Millionen von Heranwachsenden die Wirkungen spüren.“ Günter Paul, ärztlicher Direktor der Klinik für Kinderpsychiatrie und -psychotherapie in Kassel nennt dazu konkretere Zahlen. So sei im vergangenen Jahrzehnt die Zahl der Schüler mit psychischen Problemen um 20 Prozent gestiegen. „Damit leiden die Schüler öfter an psychischen Störungen als an Infektionskrankheiten.“

Ohne Hilfe keine Chance

Die 33jährige Kathrin hat gelernt, ihr Leben trotz psychischer Probleme zu meistern. Ohne Hilfe hätte sie es allerdings nicht geschafft, betont sie. Deshalb engagiert sie sich heute für den Verein „Irrsinnig menschlich“, der das Projekt „Verrückt? Na und!“ ins Leben gerufen hat. Initiiert hat Manuela Richter-Werling in Leipzig, wo es von der örtlichen Universität begleitet wurde. Nachdem sich dort erste Erfolge gezeigt haben, wurde das Projekt auf weitere 40 Regionen und Städte im Bundesgebiet ausgedehnt. Als erster Erfolg wurde erreicht, dass Jugendliche mehr Mut bekommen ihre Lehrer ansprechen und um Unterstützung bitten. Darüber hinaus wurden Jugendliche, die am Projekt teilgenommen hatten, für psychische Probleme stärker sensibilisiert.

Aufklären – Sensibilisieren - Begegnen

Das Schulprojekt wurde für Schüler ab der achten Jahrgangsstufe konzipiert. Benötigt werden sechs Schulstunden, die im Idealfall aufeinander folgen sollten. Diese sechs Stunden teilen sich in folgende drei Blöcke auf:

  • Sensibilisierung mit dem Problem
  • Auseinandersetzung mit eigenen Lebensvorstellungen und Krisen
  • Begegnung mit psychisch Kranken

Dadurch dass die Schüler während des Projekts Betroffene kennenlernen, erfahren sie, dass sich das Leben auch trotz Krisen meistern lässt. Ihnen wird eindrücklich vermittelt, dass jeder Mensch mit seinen Stärken und Schwächen etwas Besonderes ist.

Umsetzung in der Jugendarbeit

Angst vor Ausgrenzung bei psychischen Problemen   Bild Nr.:34205580
Angst vor Ausgrenzung und Mobbing bei psychischen Problemen
©: shootingankau - Fotolia

Kinder und Jugendliche mit ernsthaften psychischen Problemen werden in der Regel nicht von anderen Kindern und Jugendlichen als solche erkannt. Vielmehr wird deren Verhalten als „merkwürdig“ oder „unnormal“ bezeichnet. Ängstlich, aggressiv, unsozial, hyperaktiv, unsicher etc. etc. je nachdem werden erkannt, aber von den anderen Kindern oder Jugendlichen nicht auf eine psychische Krankheit zurückgeführt.

Was man öfters hören kann ist noch so ein Schimpfwort „so ein Psycho“, aber wirklich nachgedacht haben die Kids dabei nicht, sondern eher nur als Feststellung, dass der andere etwas „komisch“ ist bzw. reagiert.

Doch in den Fällen, dass dann die Gruppenmitglieder mitbekommen, dass jemand ernsthafte psychische Probleme hat, dann entsteht eine Unsicherheit unter den Kindern/Jugendlichen, wie man demjenigen begegnen soll und kann.

Aus Unsicherheit heraus wird derjenige eher gemieden, im besten Fall auch in Ruhe gelassen, manchmal aber auch „Psycho“ oder „als verrückt“, „nicht mehr ganz recht im Kopf“ betitelt, was sich für denjenigen natürlich als absolut schlecht auswirkt. Anstatt Hilfe und Unterstützung oder nur einfach Freundschaft, erfolgt ein Ausschluss, eine Ausgrenzung, eine Meidung desjenigen.

Jugendleiter mit psychischen Problemen

Depression   Bild: 1125661
Psychische Belastungen - oft ein Tunnel ohne Lichtblick -
und dem Gefühl allein gelassen zu werden.
©: Kwest - Fotolia

Dass es auch Jugendleiter mit psychischen Problemen gibt führt noch zu einer viel größeren Unsicherheit. Bei anderen Jugendleitern, bei der Vereinsleitung, bei Eltern. Da kann es dann schon mal passieren, dass der Jugendleiter als „krank“, als „ungeeignet“ bezeichnet wird und auch keine Jugendarbeit mehr machen sollte. „Werde erst mal wieder gesund….“, heißt es dann. Auch hier besteht eine sehr große Angst und Unsicherheit seitens den (erwachsenen) Jugendleitern. Alles was mit psychischen Problemen zu tun hat, oder erst recht, wenn ein Jugendleiter in psychologischer Behandlung, oder nur in Beratung ist, wird dieser schon von den anderen als „krank“ bezeichnet. Das finde ich schade. Erst recht schade ist es, wenn es sich um einen christlichen Verein handelt, oder Kirche, die so ihre psychisch kranken Jugendleiter(innen) regelrecht im Regen stehen lassen und meiden und dann auch noch schöne Ausreden parat haben.

Von daher finde ich das oben genannte Projekt ziemlich hilfreich um zu sensibilisieren und aufzuklären.

Und irgendwo habe ich mal gehört: Jeder Mensch hat eine Macke – der eine da, der andere dort. Der eine zeigt es, der andere nicht, der eine weiß es, der andere weiß es nicht, der eine will es nicht wissen, der andere will es wissen und ändern bzw. sich helfen lassen.

Es gibt Zeiten in denen es Dir nicht gut geht, es gibt Zeiten in denen es dem anderen nicht gut geht. Seelische Probleme verleugnen, oder den anderen dann einfach im Regen stehen lassen ist ziemlich daneben. Füreinander da sein - in glücklichen Zeiten wie auch wenn es schwierig wird im Leben. Ein Blick fürs Leben entwickeln.

Von daher: „Verrückt? – Na und!“

„Verrückt? Na und!“ macht Mut, das Leben realistisch zu sehen.

Mehr Infos auf der Webseite www.verrueckt-na-und.de.

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