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Praxis Jugendarbeit
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Formen von Jugend- und Gruppenarbeit

Fußball Mannschaftsspiel / Bild Nr. 26828607
Fußball fördert den Mannschafts- und Teamgeist
©: Cult12 - Fotolia

Es gibt viele Formen der Jugendarbeit. Jugendhäuser, Kirchen, Sportvereine, Musikvereine – alle bieten für Jugendliche viele Möglichkeiten an sich zu betätigen, ihre Freizeit sinnvoll zu verbringen. Jeder Jugendliche wird sich sein Plätzchen suchen, wo er sich wohl fühlt, verstanden wird und Bestätigung findet.

Jeder Verein, jede Institution, die sich um die Jugendlichen bemüht hat eine Intention, eine Vision, ein oder mehrere unterschiedlich gewichtete Ziele.

Wer keine Ziele, Inhalte und kein verbindliches Engagement hat, bei dem werden über kurz oder lang auch die Gruppenmitglieder ausbleiben, in Folge oder auch als Ursache die Lust an der Jugendarbeit verlieren. Ein Jugendtrainer im Fußball wird kein Fußballtrainer sein, wenn er nicht seiner zu betreuenden Mannschaft, das Fußballspielen beibringen möchte, um dass seine Mannschaft möglichst gut im Turnier abschneidet.

Jugendarbeit bei der Jugendfeuerwehr / Bild Nr. 9752007
Jugendarbeit bei der Jugendfeuerwehr | ©: Klaus Eppele - Fotolia

Es gibt auch viele unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten, viele verschiedene Möglichkeiten um ein Gruppenziel zu erreichen. Das bedeutet, dass nicht alles, was hier steht unbedingt zutreffen muss und auch so gemacht werden muss. Jeder darf für sich den besten Weg herausfinden. Aber jeder sollte sich und seine Intention zur Jugendarbeit einmal reflektieren und sich über das Warum, das Wie und das Wohin einmal Gedanken machen. Wer hier Klarheit hat, der wird auch Ziele haben und die Jugendarbeit als etwas verbindliches ansehen und somit auch die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Jugendarbeit haben.

Die klassische Jugendarbeit im kirchlichen Bereich sind sicherlich noch die Jungschargruppen für die ca. 7-12 jährigen, anschließend die Teenagerarbeit der 13 - 17 Jährigen. Diese beiden Formen möchten wir an dieser Stelle näher vorstellen und auf die Besonderheiten eingehen.

  • Jungschararbeit für 8-12 jährige Mädchen und Jungen - in der Regel in eingeschlechtlichen Gruppen
  • Teenagerarbeit für 13-16 jährige Jugendliche - in eingeschlechtlichen Gruppen (Jungenschaft oder Mädchenkreis) oder in koedukativen Gruppen (Teeniekreise, Clubarbeit mit Konfirmanden nach der Konfirmation, Jugendkreise)

Gruppenarbeit mit 8- 12jährigen
Die klassische Jungschararbeit

Folgender Text ist vom Fachausschuss Jungschararbeit des Evang. Jugendwerkes übernommen

Lust auf Jungschar

Praktische Tipps: Hintergründe erkennen - Segen weitergeben

Manchmal kommen 15, manchmal 5 Kinder in meine Jungschar. Mit 20 haben wir angefangen, aber heute kommen nur noch acht - außer wenn es ein Fest gibt. Wie kann ich meine Jungscharler zum regelmäßigen Kommen motivieren?

Jungscharspiele
Jungscharspiele | ©: www.praxis-jugendarbeit.de

Das Geheimnis der Jungscharväter, die dieses Problem auch kannten, waren spannende Fortsetzungsgeschichten. Die Spannung, wie die Geschichte weiterging, war ein starkes Motiv zum Wiederkommen. Keiner wollte die Fortsetzung verpassen.

Abwechslungsreiches Programm

Wichtig ist ein abwechslungsreiches Programm. Wer hauptsächlich Fußball spielt oder nur bastelt, spricht nur Kinder mit bestimmten Interessen an. Mädchen und Jungen brauchen vielfältige Programmelemente. Die Spannkraft, etwas länger auszuhalten, ist noch nicht sehr groß. Ein abwechslungsreiches Programm kann hier wichtige Erlebnisräume schaffen. So können Kinder unterschiedliche Begabungen ausprobieren.

Verlässlicher Gruppenrahmen

Lust auf Jungschar - fetzige Spiele mit Luftballonen
Spielideen mit Luftballonen | ©: www.praxis-jugendarbeit.de

Zum Wohlfühlen gehört ein verlässlicher Gruppenrahmen. Rituale sind wichtig, also gleich bleibende Elemente, die immer wiederkehren und Sicherheit vermitteln. Feste Zeiten, Pünktlichkeit, ein gemütlicher Raum, verlässliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihr Wort halten, eine gute Grundstruktur des Gruppenabends bieten Geborgenheit, die Kinder heute brauchen.

Anwesenheitsliste

tolle Jungscharabende mit Luftballonspielen
Spielideen mit Luftballonen | ©: www.praxis-jugendarbeit.de

Eine sichtbare Anwesenheitsliste, auf der in jeder Gruppenstunde eingezeichnet wird, wer da ist, regt zum regelmäßigen Gruppenbesuch an. Manche gestalten sie als Gruppenbaum, in den mit Aufklebepunkten für jede Gruppenstunde Früchte aufgeklebt werden. Andere haben einen langen Zug mit vielen Güterwagen. Jeder Jungscharler bastelt sich einen Waggon, für jede Gruppenstunde gibt es ebenfalls Aufklebepunkte. Oder ihr zeichnet eine Autorennstrecke auf, für jede Gruppenstunden gibt es 50 km - wer ist am weitesten vorn? Natürlich haben solche Wettbewerbe Mängel, aber sie können zum regelmäßigen Gruppenbesuch anreizen.

Eine Treueprämie in Form eines guten Jugendbuches für regelmäßige Teilnahme an der Jungschar kann ebenfalls unterstützend mithelfen.

Vergrößerte Fotos von gemeinsamen Unternehmungen

Vergrößerte Fotos von gemeinsamen Unternehmungen schmücken viele Gruppenräume. Das vermittelt Atmosphäre - Kinder fühlen sich zu Hause. Wichtig ist, dass von allen Jungscharlern Bilder zu sehen sind. Die kleine Frage: Wo ist Michaela heute? zeigt, dass wir fehlende Kinder vermissen. Wer weiß etwas von ihr? Ist sie krank? Wer holt sie zur nächsten Jungschar wieder ab? Wer besucht sie? So wird für die ganze Gruppe deutlich, dass jede einzelne wichtig ist.

persönliche Begrüßung

Eine persönliche Begrüßung am Anfang mit Handschlag und freundlichen Worten für jeden hat große Bedeutung. Hier drücken wir unsere Freude und Wertschätzung für die Jungscharler aus. Das brauchen sie besonders. Wie oft werden sie übersehen, zur Seite gedrängt, empfinden sich als unwichtig. In der Jungschar können sie die Erfahrung machen: Ich bin wichtig! Meine Gruppenleiterin mag mich. Sie freut sich richtig, wenn sie mich sieht. Ich mag sie auch.

Kinder haben heute einen großen Mangel in den Bereichen Annahme, Zuwendung, Wertschätzung, Lob und Liebe. Bei allen Gruppen, in die Jungscharlerinnen und Jungscharler regelmäßig kommen, werden diese Faktoren eine große Rolle spielen.

Hausbesuche und Einladungsaktionen

Natürlich ist es hilfreich, Hausbesuche zu machen, Einladungsaktionen zu starten, für die Jungschar werben und Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Tipps für eine ideenreiche und planvolle Jungscharwerbung stehen in der Zeitschrift Jungscharleiter 3/95, Seite 47-50.

Aber eine gute Gruppe wird wachsen und für sich selbst werben. Ein Krankenbesuch, ein persönlicher Gruß zum Geburtstag, die Nachfrage, wenn ein Jungscharler nicht mehr kommt, sind einfach zu praktizierende Schritte dazu.

Hintergründe erkennen - Segen weitergeben

Engagement in der Jugendarbeit
©: www.praxis-jugendarbeit.de

Wir leben in einer Zeit, in der Verbindlichkeit, Treue und Regelmäßigkeit nicht sehr gefragt sind. Konsumorientierung und Lustprinzip bestimmen weithin unser Verhalten. Da Kinder stark über Vorbilder lernen, ist unser eigener Lebensstil nicht unbedeutend. Deshalb lohnt es sich, selbst Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit zu trainieren. Das braucht manchmal längere Zeit, aber es trägt reiche Frucht.
Vielleicht kann ein einfaches Gebet helfen: Jesus, bitte verändere mich so, dass ich zuverlässig und rechtschaffen werde. Übrigens - die Jungscharleitsätze helfen ausgezeichnet dazu.

Warum kommen eigentlich Kinder in eine Gruppe? Was ist das Besondere der Jungschararbeit?

Als Mitarbeiterin, als Mitarbeiter Gottes bist du berufen, seinen Segen weiterzugeben. Das ist ein kostbares Geschenk. Du selbst und deine Jungschararbeit werden zu einem Gefäß, in das der lebendige Gott seine heilenden Lebenskräfte hineingibt. Segen wird ganz konkret in der Annahme - auch von chaotischen Kindern (Römer 15, 7).Vieles an auffälligem Verhalten hat als Wurzel die geheime Frage: Magst du mich wirklich - oder nur mein Brav- und Angepaßt-Sein? Magst du mich auch, wenn ich böse bin?

Meistens sind schwierige und verhaltensauffällige Kinder schon so verletzt worden, dass sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen, die sie Liebe und Annahme besonders spüren lassen. Das ist Wertschätzung von Kindern als kostbare Geschenke Gottes (Psalm 127, 3) mit Respekt und Achtung vor dem Wunder, das Gott zu seinem Ebenbild geschaffen hat und über das er sorgfältig wacht (Matthäus 18, 10).

Eine neue Sprache der Ermutigung brauchen wir heute besonders. In der Schule und im Leben werden alle Fehler rot angestrichen. Die Konzentration liegt auf Negativem, auf Kritik. Aber Kritik verschließt das Herz von Kindern - auch da, wo sie gerechtfertigt scheint. Nicht umsonst gibt Jesus so ein strenges Gebot. Richtet nicht (Lukas 7, 36ff)! Ermutigung und Lob bauen Kinder auf, sie sind guter Samen, der reiche Frucht trägt. Sie öffnen die Herzen füreinander, dass ehrliche Beziehungen möglich werden und Vertrauen wachsen kann.
Dazu gehört auch das Eingestehen von Fehlern und Schuld, die Bitte um Vergebung und der Zuspruch der Vergebung (Matthäus 18!).

Junge in der Jungschar
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Ich erinnere mich noch genau an eine Geschichte aus meiner Jungscharzeit. Sie hat mich geprägt, obwohl sie jetzt schon fast 40 Jahre zurückliegt. Ich war damals ein quirliger Jungscharler mit lauter Streichen im Kopf. Mein Jungscharleiter war fast zwei Meter groß und hatte viel Geduld mit mir. Aber einmal rutschte ihm doch die Hand aus - die Ohrfeige saß. Ich habe das weggesteckt, wie man heute sagen würde und tapfer meine Tränen und meinen Schmerz hinuntergeschluckt. Aber auch meine Wut und meine Rachegedanken! Nie mehr gehe ich in diese Jungschar. So ein gemeiner, ungerechter Grobian...!

Am Ende der Jungscharstunde kam Frieder- so hieß der Jungscharleiter, auf mich zu. Er bückte sich zu mir herunter, streckte mir seine große Hand entgegen, schaute mich an und sagte: Rainer, bitte verzeih mir. Es war nicht richtig von mir, dass ich dir eine Ohrfeige gegeben habe. Es tut mir leid, bitte verzeih mir. Das hat mich beeindruckt. Und dann konnte ich sagen: O.K. - ich verzeih dir!

So ist eine ehrliche Beziehung gewachsen. Das war eine entscheidende Erfahrung für mich. Dadurch bin ich in der Jungschar geblieben. Damals habe ich gelernt, wie wichtig diese Bitte und der Zuspruch der Vergebung sind (Matthäus 7, 12.14.15!). So werden Beziehungen ehrlich und Vertrauen kann wachsen.

Wenn Kinder nicht mehr in die Jungschar kommen, können manchmal negative Erfahrungen, z.B. von Blamierspielen und seelische Verletzungen durch Mitarbeiter oder andere Jungscharler die verborgene Ursache sein. Manchmal werden körperlich schwächere Kinder auf dem Heimweg von Stärkeren tyrannisiert und geschlagen. Hier sind Mitarbeiter besonders gefordert, die Schwachen zu schützen und den Starken Grenzen zu zeigen. Ähnliches gilt für Kinder, die aus anderen Nationen sind und bei uns als Ausländer bezeichnet werden. Schutz der Schwächeren ist eine wichtige Aufgabe.

Eine gute Gruppe fällt nicht vom Himmel. Dazu gehört auch handwerkliche Arbeit des Leiters oder der Leiterin. Der Aufbau einer guten Gruppenatmosphäre braucht Zeit, Planung, Geduld - und konkrete Schritte auf klare Ziele zu. Gott schenkt uns alles, was wir dafür brauchen. Aber wir müssen es auch anwenden und einsetzen. Wo sein Segen fließt, werden Annahme, Wertschätzung, Ermutigung und Lob zu einer heilenden Gemeinschaft helfen, in der Kinder aufleben und sich geborgen fühlen. Jungschar wird zur Oase, zu einem Ort der Erquickung, der Lebensfreunde, zur Kraftquelle für die vielfältigen Herausforderungen, die das Leben mit sich bringt. Wo Jesus Christus in der Mitte ist, wirkt dieser Segen reichlich und herzlich (Markus 10, 16). Wo der Heilige Geist als Tröster, Helfer und Lehrer wirkt, wird die Jungscharstunde zu einem fröhlichen Erlebnis, auf das sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Mädchen und Jungen von Herzen freuen - und das keiner versäumen will.

Ein erster Schritt für eine regelmäßige Gruppe wird die regelmäßige Fürbitte für die Kinder sein, die Gott uns anvertraut hat. Dazu will das folgende Gebet helfen.

Lieber Vater im Himmel, danke für meine Jungscharler, du hast sie wundervoll geschaffen. Dafür lobe und preise ich dich. Jesus, du hast sie erlöst, du hast dein Leben für sie gegeben, damit sie leben können. Du hast diese Kinder lieb und willst sie segnen mit deiner heilenden Lebenskraft. Heiliger Geist, durch dich kommt die Liebe des himmlischen Vaters in unser Herz. Ich öffne mich dir, damit du mich zu einem Gefäß bereiten kannst, damit reicher Segen in unsere Jungschar kommt.

Rainer Rudolph (Werkbuch Jungschar 1998)
Quelle und mit frdl. Genehmigung: Evangelisches Jugendwerk in Württemberg / Jungschar



Gruppenarbeit mit 13- 16jährigen

Orientierungshilfe für Gruppenleiter des Evang.Jugendwerkes in Württemberg

Lange Zeit geschah die Jugendarbeit in der eingeschlechtlichen Gruppe. Dies hat sich in den letzten Jahren geändert. Es gibt in der Arbeit mit 13-16jährigen immer mehr koedukative Gruppen. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. In manchen Orten ist es von der Zahl der Jugendlichen oder von der Zahl der Mitarbeiter her gar nicht anders möglich (vor allem in der Diaspora). Manche sehen in der koedukativen Arbeit einen Trend und machen eben mit. Wieder andere haben in ihrer Pädagogik einen koedukativen Ansatz, das heißt, sie wollen Mädchen und Jungen bewusst miteinander erziehen. Die Diskussion über Vor- und Nachteile dieser Arbeitsformen war nicht immer frei von Vorurteilen, Verdächtigungen und Vorwürfen. Es wurde zu alternativ gedacht, als ob nur eine Form richtig wäre. Dadurch wurden Leiter von koedukativen und eingeschlechtlichen Gruppen verunsichert. Die folgenden Überlegungen wollen eine Hilfe zur Diskussion, zur Reflexion und Konzeption in dieser Arbeit sein.

Jugendliche zwischen 13 und 16 sind unterwegs. Sie werden aus der Kindheit ausgestoßen und suchen einen Weg ins Erwachsenenleben. Ein 16 Jähriger formulierte es einmal so:


Was ich war, nämlich ein Kind, bin ich noch nicht.
Was ich sein soll, in der Meinung der will ich nicht sein.
Was ich sein will, erlauben mir die anderen nicht

Jugendliche zwischen 13 und 16 (33764857)
Jugendliche zwischen 13 und 16 | ©: Laurent Hamels - Fotolia

Dieses Zitat charakterisiert die Jugendlichen zwischen 13 und der Pubertät (Entwicklung zur Geschlechtsreife) mit allen Höhen und Schwierigkeiten gestellt, die sie kaum meistern können. Die körperlichen Veränderungen erleben sie sehr unterschiedlich; oft sind sie nicht fähig, diese anzunehmen. Sie verlangen nach Freiheit und Selbständigkeit, auch wenn sie diese noch nicht verantworten können. Die Beziehungen zu anderen leiden unter den eigenen wechselhaften Stimmungen und Launen.

Viele fühlen sich von den Entscheidungen, die sie zu treffen haben, überfordert. Bisherige Normen und Suchen nach der eigenen Identität wird zu einem drängenden und vielschichtigen Problem. Dies wirkt sich aus:

  • Im Umgang mit Erwachsenen und den von ihnen festgelegten Maßstäben in Politik, Gesellschaft, Schule und Kirche.
  • Im Blick auf den nahen oder fernen Schulabschluss und in der Sorge um den gewünschten Ausbildungsplatz.
  • In der langen finanziellen Abhängigkeit von den Eltern und dem Wunsch, möglichst früh selbständig zu werden und frei
  • In der zunehmenden Unfähigkeit die Freizeit sinnvoll zu gestalten.
  • In der Frage nach dem Sinn des Lebens und ob sich dieses überhaupt lohnt.
  • In der fast ausschließlichen Beschäftigung mit sich selbst.
  • In dem Unvermögen, gesellschaftspolitische und diakonische Aufgaben durchzuhalten.
  • Im religiösen und christlichen Bereich: Der Kinderglaube trägt nicht mehr, und neue Erfahrungen müssen erst gemacht werden.
  • In Freundschaft und Partnerschaft: Freundschaften werden zwar rasch geschlossen, sind jedoch in der Regel kurzlebig,
  • Im Umgang mit der Sexualität: Jugendliche setzen Geschlechtsreife und Geschlechtsfähigkeit gleich und können die eigenen Wünsche und Entscheidungen kaum überblicken

Die Jungengruppe

Die Jungen fühlen sich in der eingeschlechtlichen Gruppe länger wohl als die Mädchen im gleichen Alter. Sie orientieren sich in der „Männerwelt" und den dort gültigen Normen. Die Gruppenstruktur und Rollenverteilung wird stärker von Macht- und Geltungsbeziehungen

Die Mädchengruppe

Mädchengruppe
Mädchengruppe | ©: www.praxis-jugendarbeit.de

Die Mädchen versuchen, früher die eingeschlechtliche Gruppe zu verlassen. Sie suchen Gelegenheiten und Gruppen, wo sie sich mit Jungen treffen können. In der Mädchengruppe spielen Sympathie und Antipathie eine größere Rolle. Die Identifikation mit der „Welt der Frau" wird von den Mädchen nicht in gleicher Weise erlebt, wie dies bei Jungen der Fall ist. Jungen identifizieren sich leichter mit Männern als Mädchen mit Frauen.

Für Jungen und Mädchen gilt, dass sie in der eingeschlechtlichen Gruppe befreiter leben, weil sie ihre Probleme offener aussprechen können. Hier brauchen sie sich auch nicht so sehr voreinander „aufzubauen." Über ihre Fragen und ihre Gefühle können sie im „abgeschirmten" Raum der eingeschlechtlichen Gruppe so reden, dass es nicht peinlich wird und dass sie dabei ihr Gesicht nicht verlieren.

Die koedukative Gruppe

In der koedukativen Gruppe sind die Jugendlichen viel stärker auf Kommunikation angelegt. Sie sind fasziniert vom andersgeschlechtlichen Jugendlichen und wollen ihn kennenlernen. In dieser Begegnung entdecken sie die Andersartigkeit, aber auch die Gleichwertigkeit der Geschlechter. Jungen und Mädchen können zusammen lernen, sich zueinander richtig zu verhalten. Das wird oft schmerzhaft, aber auch befreiend erlebt; Krisen bleiben nicht aus. Diese wiederum beeinflussen stark den Gruppenprozeß. Die Jugendlichen in der koedukativen Gruppe sind in die Beziehungen zueinander so sehr mit hineingenommen, dass Programmpunkte, die sie selbst als interessant angemeldet haben, plötzlich uninteressant werden: die Beziehungen zueinander werden wichtiger als das vereinbarte Thema. Enttäuschend ist das für die Teilnehmer, die weniger Kontakt haben und die sich auf den geplanten Programmpunkt freuten.

In der koedukativen Gruppe lernen Mädchen und Jungen im partnerschaftlichen Umgang aneinander Herausforderung für ihre Persönlichkeitsentwicklung. Spannungen entstehen durch den Reifeunterschied zwischen Jungen und Mädchen. Während Jungen noch mehr mit sich beschäftigt sind und vieles allein oder im Freundeskreis klären, drängen Mädchen schon nach verstehen, und orientieren sich deshalb meist an Jungen, die ein bis drei Jahre älter sind. Mit ihnen möchten sie in einer Gruppe sein und das Programm gestalten. So geschieht es nicht selten, dass in der koedukativen Gruppe die gleichaltrigen Jungen sich nicht ernst genommen Fühlen, teilweise überfordert sind und dann wegbleiben. Möglich ist aber auch, dass sie sich untereinander „verbrüdern" und so diese Spannung aushalten.

Die Verantwortlichen in einer Gemeinde oder in einem Verein müssen prüfen, welche Gruppe die Jugendlichen brauchen. Sie werden aber auch die dafür in Frage kommenden Mitarbeiter mit einbeziehen müssen, denn nicht jeder Gruppenleiter eignet sich für koedukative Gruppen. Es gibt kaum Themen, die nur in der koedukativen oder nur in der eingeschlechtlichen Gruppe auftauchen. Sie werden lediglich anders gestellt, vor allem, aber seelsorgerlich und pädagogisch anders diskutiert und beantwortet, nämlich mit Rücksicht auf die jeweilige Gruppe. Koedukative Arbeit ist nicht besser und nicht schlechter als die eingeschlechtliche Gruppenarbeit. Sie ist aber für Störungen anfälliger und unter Umständen auch kurzlebiger.

Methodische Überlegungen

Jugendliche sind oft nicht in der Lage, ihre eigenen Situationen umfassend einzuschätzen. Ein Programm und Hilfe werden. Es soll mit den Jugendlichen erarbeitet werden und deren Wünsche berücksichtigen. Die Mitarbeiter werden die Programmpunkte nennen, die von Jugendlichen nicht bedacht oder aus einer gewissen Scheu heraus nicht genannt werden. In der Regel hat die Gruppe einen Vorzug, die sich wöchentlich trifft; dies fordert die Kommunikation und ermöglicht ein kontinuierliches Programm, in dem pädagogische und geistliche Fortschritte möglich sind.

Mitarbeiter(innen)

In koedukativen Gruppen ergeben sich zwangsläufig mehr Spannungen. Mitarbeiter müssen dies wissen und aushalten. Deshalb brauchen sie in besonderer Weise den Rückhalt der Gemeinde und die Verankerung im Mitarbeiterkreis. Die Leitung koedukativer Gruppen ist nur möglich, wenn die Mitarbeiter selbst einige Jahre älter sind und zu sich selbst gefunden haben, denn - „was ich selber nicht bin, kann ich anderen nicht bieten". Die Leiter sollen in den genannten Lernfeldern ein Vorbild sein im Einüben und Durchhalten. Nur so können sie den Jugendlichen Orientierung und Widerstand bieten. Sie werden von den Gruppenteilnehmern stark beobachtet, auch in ihrer Rolle als Mann und Frau. In eingeschlechtlichen Gruppen wird die Teamfähigkeit der Leiter als Beispiel gesehen, wie Männer beziehungsweise Frauen miteinander leben und arbeiten. In koedukativen Gruppen erhält das koedukative Team diese Vorbildrolle. Ihr Miteinander wird nachgeahmt, hinterfragt oder abgelehnt. Für die Identifikation von Jungen und Mädchen sollte möglichst jede koedukative Gruppe Leiter beiderlei Geschlechts haben. Mitarbeiter, die selbst noch in der Pubertät stecken, verunsichern die Gruppenteilnehmer. Weil sie die Jugendlichen nicht fordern können, beginnt die Gruppe „den Tanz um sich selbst". Dies ist oft der erste Schritt zur Auflösung. Mitarbeiter, die in sich gefestigt sind Aufgaben kennen, werden sich den Jungen und Mädchen zuwenden, sie verstehen lernen. Vertrauen gewinnen und sie begleiten können.

Quelle und mit frdl. Genehmigung: Evangelisches Jugendwerk in Württemberg: Orientierungshilfe für Gruppenleiter


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