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Gruselgeschichte am Lagerfeuer

Der Keller des Grauens

Kathrin liebte Gruselgeschichten über alles. Vor allem solche, die in unheimlichen Ritterburgen spielten, hatten es ihr angetan. Deshalb war sie auch begeistert, als ihre Eltern während der letzten Sommerferien vorschlugen, das alte Schloss, welches hoch oben auf dem Berg über ihrem Urlaubsort stand, zu besichtigen.

Leider wollten ihre Eltern aber unbedingt an einer offiziellen Schlossbesichtigung teilnehmen. Ein grauhaariger Führer, in einer blaugrünen Uniform, leierte wenig später gelangweilt seinen Text herunter, während er die Besuchergruppe durch endloslange Flure und riesige Hallen dirigierte. Ein prunkvolles Gemach nach dem anderen wurde so besichtigt und Kathrin musste sich nicht enden wollende Erklärungen zu Gemälden, Kronleuchtern und Möbelstücken aller Art anhören. Natürlich wurde ihr das schnell zu langweilig, denn sie hatte doch so sehr gehofft, ein schauriges Verlies oder zumindest ein paar grausame Folterwerkzeuge sehen zu können. Aber Fehlanzeige! Stattdessen sprach der alte Schlossführer gerade über jede Einzelheit der geschnitzten Holztruhe, vor der sie schon seit mehr als 10 Minuten standen. Schließlich hielt Kathrin es nicht mehr aus, beschloss sich von der Gruppe abzusetzen und sich selbstständig auf Erkundungstour zu begeben. Ihre Eltern würden ihr Fehlen nicht bemerken, da war sie sich sicher, weil sie damit beschäftigt waren, den Ausführungen des langweiligen Führers zu lauschen und so schlich sich Kathrin auf leisen Sohlen davon.

Schnell lief das Mädchen die breite Treppe in das Erdgeschoss hinunter. Dort blieb sie kurz stehen, um sich zu vergewissern, dass ihr niemand gefolgt war. An einer eisernen Tür war ein Schild angebracht, auf dem „Betreten streng verboten!“ stand. So ein Verbot reizte Kathrin natürlich erst recht und schon drückte sie vorsichtig die Türklinke nach unten. „Welch ein Glück!“ triumphierte Kathrin innerlich, denn die Türe war nicht verschlossen.

Kathrin konnte trotz der Dunkelheit eine schmale Treppe sehen, die ganz offensichtlich in den Keller des Schlosses führen musste. „Mmh,“ dachte sie sich erfreut, „vielleicht ist ja da unten ein Kerker oder vielleicht sogar eine gruselige Folterkammer.“

„Wumms!!!“ Kathrin erschrak furchtbar, denn die schwere Türe hinter ihr war plötzlich zugefallen und ließ sich leider, wie sie feststellen musste, von innen auch nicht mehr öffnen. Als Kathrin verstand, dass sie nun eingeschlossen war und nicht mehr zurückkonnte, kam eine leichte Panik in ihr auf. „Hallo!“ rief sie, so laut wie sie konnte. „Hilfe, ich habe mich eingesperrt!“ Kathrin lauschte eine Weile, doch niemand antwortete auf ihr Rufen.

„Na gut“, machte sie sich wieder Mut, „es hilft nichts, dann bleibt mir nur der Weg nach unten.“ Vorsichtig stieg sie die engen Stufen in das unterirdische Gewölbe hinab, denn ihre Augen gewöhnten sich nur langsam an die Finsternis. Im Keller angekommen sah sie, dass vor ihr ein langer Gang lag, der sich an seinem Ende in zwei Richtungen gabelte. „Naja,“ dachte sie sich, „wenigstens bin ich in keiner Sackgasse, denn da vorne geht es weiter“ und ging auf die Gablung zu.

„Uaaahh!“, Kathrin schrie laut auf, weil ein klebriger Schleier von der Decke auf sie herab fiel und sich über ihr Gesicht legte. Im Dunklen war sie in eine riesige Spinnwebe gelaufen und versuchte nun krampfhaft, die ekligen Fäden wieder aus den Haaren zu bekommen. Als Kathrin auch noch bemerkte, dass etwas über ihren Kopf krabbelte, wäre sie vor Ekel beinahe ohnmächtig geworden. Blitzschnell griff sie danach und hielt eine Sekunde später eine riesige, schwarze Spinne in ihrer Hand. „Ieehh!“ rief sie angewidert aus und warf das schreckliche Tier in hohem Bogen weg. Ihr Herz klopfte wie wild, als sie wieder weiter ging.

Als Kathrin das Ende des Ganges erreicht hatte, sah sie, dass links ein steiniger Weg in eine Felsengrotte führte und sich auf der rechten Seite eine Art kleine Kirche oder Kapelle war. Das Mädchen hatte so ganz alleine in der Dunkelheit jetzt doch ziemlich „die Hosen voll“ und weil ihr die Kapelle noch unheimlicher war, entschied sie sich dafür, den Weg in die Felsengrotte einzuschlagen.

Sie kam aber nur ein paar Schritte weit, denn wie aus dem Nichts auftauchend - „Zitschzitschzitsch“ - war ein lautes, unheimliches Schwirren in der Luft und Kathrin spürte, wie etwas an ihr vorbei flog. Das Mädchen zitterte wie Espenlaub und hielt sich die Hände schützend über den Kopf, als unzählige Fledermäuse um sie herumflatterten. Kathrin war nicht einmal mehr in der Lage, schnell fortzulaufen, so sehr graute es ihr vor diesen Tieren. Am liebsten wäre sie auf der Stelle tot umgefallen, nur damit der Spuk endlich ein Ende gehabt hätte. Doch so sehr sie auch kreischte und um sich schlug, die Fledermäuse konnte sie damit nicht vertreiben. Schließlich drehte sie sich um und trat ganz langsam, Schritt für Schritt den Rückzug an.

„Dann also doch der Weg zu der Kapelle.“ schoss es Kathrin durch den Kopf. Sie hatte ja keine andere Wahl mehr. Also rannte sie aus der Felsengrotte hinaus, sprintete zu der kleine Kirche hin und sah, dass Gott sei Dank das Kirchentor weit offen stand. Als Kathrin durch das Eingangstor in die Kirche laufen wollte, stolperte sie über eine Absperrkette, die sie wohl in der Eile übersehen haben musste. Die Kette klirrte, und Kathrin schlug der Länge nach hart auf dem steinigen Boden auf. „Aua!“ Der Sturz hatte ihr ziemlich weh getan. Als sie sich wieder aufrappeln wollte, rutschten ihre Füße in der lehmigen Erde aus. Deshalb griff Kathrin in der Dunkelheit nach vorne, ihre Hände fanden Halt und sie zog sich an etwas Großem, Hartem hoch. Als sie aber sah, an was sie sich da eben festgehalten hatte, ließ ihr der Schreck beinahe das Blut in den Adern erfrieren. Vor ihr stand ein uralter, verwitterter Grabstein, zu dessen Füssen ein Skelett lag. Kathrin wollte schreien, doch sie brachte vor Entsetzen keinen Ton heraus.

Da stand sie nun, steif vor Schreck, alleine in einer finsteren Kirche im Kellergeschoss eines alten Schlosses und starrte voller Angst die knöchernen Überreste eines Toten an. „Wäre ich nur nie von meinen Eltern weggegangen!“ bibberte sie und begann zu heulen.

Doch der Schrecken sollte kein Ende nehmen, denn Kathrin hörte hinter sich eindeutig Schritte und ein lautes Keuchen, das eindeutig auf sie zukam. Kathrin war fast zur Salzsäule erstarrt und traute sich nicht, sich umzudrehen. „Wahrscheinlich“, durchzuckte es sie, „ist es der Geist des Toten, der sich an mir rächen will, weil ich seine Ruhe gestört habe.“ Kathrin schloss die Augen und begann zu beten, dass, was immer da hinten auch auftauchte, sie verschonen würde.

Das Keuchen kam immer näher. Die Schritte wurden immer lauter – und hörten schließlich plötzlich auf. Das Keuchen war jetzt direkt hinter Kathrin und „Uaaahh!!!“ der Geist packte sie mit seiner kalten, toten Pranke von hinten an der Schulter. Kathrin wusste, dass sie nun sterben würde, aber...

„Hier bist du ja“, sagte der alte Schlossführer, der ihr in den Keller gefolgt war, „wir haben dich überall gesucht. Deine Eltern machen sich schon große Sorgen um dich.“

So kam es also, dass Kathrin doch noch etwas Gruseliges erlebte, auch wenn sie natürlich nie zugeben würde, welche Angst sie in Wirklichkeit gehabt hatte.

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