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300 Euro

Thema: Auf die schiefe Bahn geraten oder ehrlich bleiben?

Inhalt:

Ein Junge, dessen Eltern arbeitslos sind, ist mit einem reichen Mädchen zusammen. Er leidet darunter, dass er ihr nichts bieten kann und hat Angst, sie zu verlieren. Da klaut er einfach den Eltern seiner Freundin etwas Geld, weil die ja eh mehr als genug haben.

Kurzgeschichte

Zwischen Anke und mir hat es einfach von Anfang an gepasst. Sie ist 15 Jahre alt, also ein Jahr jünger als ich und obwohl sie aufs Gymnasium geht, während ich heuer meinen Quali mache, hat sie sich mir gegenüber nie so benommen, als wäre sie etwas Besseres. Das ist einfach nicht ihre Art. Das Einzige, was mich an unserer Beziehung schon immer etwas gestört hat, ist, dass Anke viel mehr Geld hat als ich. Ihre Eltern sind ziemlich wohlhabend, ihr Vater ist Zahnarzt und sie wohnen draußen in dem noblen Villenviertel.

Es ist ja überhaupt nicht so, dass Anke irgendwie angibt oder großkotzig wäre. Sie hat einfach eine ganz andere Beziehung zu Geld wie ich. Ihre Eltern geben ihr so viel, dass sie sich immer die besten Klamotten kaufen kann. Sie hat ein supertolles Handy, hunderte CDs und auch die neue Spielkonsole. Anke bekommt einfach alles, was sie will. Für sie ist das selbstverständlich. Allein für Kosmetik gibt sie im Monat bestimmt das Doppelte aus als ich Taschengeld bekomme.

Natürlich hat es auch Vorteile, wenn die Freundin viel Kohle hat. Ich leihe mir oft CDs von ihr, die ich mir brenne oder ihre Digitalkamera, wenn ich mal was fotografieren möchte. Aber andere Sachen nerven mich dafür immer mehr! Zum Beispiel will Anke andauernd ins Kino gehen. Der Eintritt kostet da für uns beide so um die 15 €. Dazu Popcorn und was zu trinken - das bedeutet, dass ich an einem Abend locker mein halbes Taschengeld und die Kohle, die ich durch Zeitungsaustragen verdiene, los werden kann. Anke weiß, dass ich finanziell nicht so gut dastehe und will deshalb auch nicht, dass ich sie zu oft einlade. Sie ist wirklich nett und lässt sich nie raushängen, dass ihre Eltern reich sind. Aber viele ihrer Freunde sind ganz anders! Die wohnen ebenfalls in dem noblen Viertel, haben alle viel Geld und ziehen mich immer damit auf, dass mein Vater momentan arbeitslos ist. „Da kommt der Hartz-IV Empfänger!“ Oder sie lachen mich aus, wenn Anke mal für uns beide die Rechnung übernimmt: „Na, da hast du ja einen tollen Freund. Einen richtigen Gigolo. Musst du den für alles bezahlen?“ Das macht mich immer ganz wütend. Ich kann ja schließlich nichts dafür, dass meine Eltern es nicht so dick haben. Aber wenn ich sauer werde und versuche mich zu wehren, wird alles meistens noch schlimmer. Dann tun Ankes Freunde immer so, als ob ich ein totaler Prolet wäre. So nach dem Motto: „Kein Geld und auch noch primitiv.“ Vor allem Piere ist ein richtiges Arschloch. Ich weiß, dass er total scharf auf Anke ist, aber sie hat ihn abblitzen lassen. Jetzt ist er eifersüchtig auf mich und weil er mir sonst nichts anhaben kann, macht er sich halt immer mit den Anderen über mich lustig. „Sag mal Anke, hat dein asozialer Freund eigentlich Läuse oder so?“ Und neulich als wir bei MC Donalds waren und irgendwer nicht aufessen konnte, hat er gemeint, ich sollte die Reste doch mit nachhause nehmen, damit meine Eltern auch mal was Warmes zu essen hätten. So ein Drecksack! Da hätten wir uns fast geschlagen, wenn Anke nicht dazwischen gegangen wäre.

Was mich wirklich runter gezogen hat, war Ankes Geburtstag! Ich bin handwerklich ziemlich gut drauf und habe ihr eine Schatulle aus Holz für ihren Schmuck gebastelt. Ich habe tagelang daran gearbeitet und das Schmuckkästen ist echt schön geworden. Trotzdem war es ein Fehler, dass ich ihr mein Geschenk nicht gegeben habe, als wir beide alleine waren. Später auf der Party haben ihr einige Freunde voll die teueren Sachen geschenkt. Da bin ich mir mit meinem selbst gemachten Geschenk richtig blöd vorgekommen. Anke hat sich zwar schon darüber gefreut, aber die Anderen haben schon wieder so dumm geguckt und über mich und meine Schatulle Witze gemacht. Piere hat sich natürlich wieder voll ins Zeug gelegt und Anke, ganz am Schluss der Party, zwei Karten für das Pink Konzert im Mai überreicht. Die ist total ausgerastet vor Freude, weil sie doch so ein Pink Fan ist. Sie hat ihn umarmt und sogar geküsst. Da war ich stinksauer!

Ein paar Tage später hat Anke mich gefragt, ob es mir was ausmachen würde, wenn sie mit Piere zusammen auf das Konzert gehen würde. „Schließlich hat er mir ja die teueren Karten geschenkt und er hat gesagt, dass er auch die Zugfahrkarten übernehmen will. Da kann ich ihm doch schlecht absagen, oder? Ist doch total nett von ihm, oder?“ Ich bin fast ausgerastet vor Eifersucht, und wir haben uns furchtbar gestritten.

Am Abend hat Anke mich nochmals angerufen. Sie hatte sich mit Piere über unseren Streit unterhalten und der feine Pinkel hat angeboten, dass er für mich auch eine Karte kaufen würde, so dass ich mitkommen könnte. Und Anke würde mir die Zugfahrt spendieren. Da bin ich wieder richtig sauer geworden. „Was glaubt ihr denn, wer ich bin? Du und dein schleimiger Piere. Ich komme natürlich mit auf das Konzert, schon alleine deshalb, dass dich der Typ nicht angrabschen kann. Sag ihm, er soll mir die Karte bestellen, aber ich zahle sie selber! Und auch die Zugfahrt!“
„Hey, die Karte alleine kostet schon 70 € und die Zugfahrt auch noch...“
„Das lass mal meine Sorge sein! Meine Eltern sind zwar nicht so reich wie deine, aber ich kriege die Kohle schon zusammen!“ habe ich sie unterbrochen. „Ich brauche doch keine Almosen!“
„Ok, ok, wie du willst.“ hat Anke gemeint. „Es freut mich jedenfalls total, dass du mitkommst.“
„Ja, mich auch. Ich liebe dich Anke!“

Das konnte ich noch mal hinbiegen. Aber trotzdem hatte ich jetzt ein großes Problem. 70 € für die Karte, 40 € für die Zugfahrt und bestimmt würden wir Essen gehen, und ich wollte auf keinen Fall, dass Piere da für Anke mitbezahlt. Das bedeutete also, dass ich so schnell wie möglich rund 150 € auftreiben musste – für mich eine Menge Geld. Meine Eltern konnte ich nicht darum bitten, das war zwecklos. Mit Zeitungsaustragen alleine konnte ich die Kohle auch nicht verdienen, dafür war die Zeit zu knapp. Deshalb war ich ziemlich verzweifelt. Aber auf einmal fiel mir ein, woher ich das Geld bekommen konnte. Es war zwar sicher nicht richtig, was ich vorhatte, es war sogar Diebstahl, und ich hatte auch ziemlich Schiss, aber ich konnte nicht zulassen, dass ich meine Freundin an diesen Piere verlieren würde. Niemals!

Am nächsten Tag war ich bei Anke zuhause. Das Haus ist richtig protzig eingerichtet, das krasse Gegenteil von unserer Wohnung. Anke hatte mir mal, als wir alleine waren, das Arbeitszimmer ihres Vaters gezeigt. In seinem Schreibtisch, in der obersten Schublade, war eine Zigarrenschachtel, die voll gestopft mit Geldscheinen war. Anke hatte gemeint, dass sie sich davon ab und zu einfach mal einen Zehner nehmen würde, wenn sie was bräuchte. „Daddy merkt das nicht. Der hat ja so viel.“ Wenn Ankes Vater so viel Geld hat, dass er nicht mal merkt, wenn etwas davon fehlt, tut es ihm bestimmt auch nicht weh, wenn ich mir ein bisschen was davon nehme. Dieser Gedanken war mir gestern Abend plötzlich gekommen. Außerdem würde ich das Geld wieder zurückgeben, wenn ich genug mit Zeitungsaustragen verdient hätte. Das hatte ich mir selber versprochen. Deshalb war es eigentlich gar kein richtiger Diebstahl. Vielmehr würde ich mir das Geld ja nur ausleihen.

„Ich gehe eben auf die Toilette.“ habe ich zu Anke gesagt. Nachdem ich mich nochmals vergewissert habe, dass niemand da war, bin ich aber in das Arbeitszimmer ihres Vaters und habe vorsichtig die Geldbörse raus genommen. „Heiliger Bimbam!“ Da waren tatsächlich bündelweise die fetten Geldscheine drinnen. Insgesamt wohl 3.000 – 4.000 €! Da hat es mich richtig überkommen und ich habe mir nicht nur die 150 € raus genommen, sondern gleich 300. Wenn schon – denn schon! Ihr Vater würde das sowieso nicht merken, das hatte Anke damals doch so gesagt. Als ich wieder zu ihr ins Zimmer bin, war ich echt glücklich, denn ich hatte mein Geldproblem gelöst. Meine schlechte Laune war schlagartig weg, denn ab jetzt konnte ich mich auf das Pink Konzert zusammen mit meiner tollen Freundin freuen!

Doch dazu wird es jetzt leider wohl nicht mehr kommen! Gerade eben hat mich Anke angerufen und dabei total geheult. „Mein Vater ist dahinter gekommen, dass ich ihm Geld genommen habe. Er ist total ausgerastet.“
„Puh!“ Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Mir sind so viele Gedanken auf einmal durch den Kopf gegangen. „Du hast doch mal gemeint, der würde das nie merken.“ war alles, was ich raus brachte.
„Anscheinend doch.“ Ich konnte Anke kaum verstehen, weil sie immer noch so weinte. „Daddy hat gesagt, dass ihm sehr wohl aufgefallen ist, dass ich ihn seit längerer Zeit beklauen würde. Doch er hat sich gedacht, solange ich ihm immer nur so 10 – 20 € im Monat nehme, würde er noch ein Auge zudrücken. Doch jetzt fehlen ihm gleich 300 Euro und das kann und will er sich nicht mehr von mir gefallen lassen. Ich habe daraufhin zugegeben, dass ich ihm manchmal einen Zehner genommen habe. Aber das mit den 300 Euro war ich nicht. Ehrlich! Das glaubt mir mein Daddy aber nicht und er hat gesagt, dass er so maßlos von mir enttäuscht ist, weil ich ihn nicht nur bestehlen sondern auch noch belügen würde. Ich habe 4 Wochen Hausarrest verpasst bekommen und darf auch nicht mit auf das Konzert. Ich bin so traurig.“ Ich habe noch lange versucht, sie zu trösten, aber Anke konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Gerade auf das Konzert hatte sie sich doch so sehr gefreut.

Ich bin ziemlich fertig und habe ein wahnsinnig schlechtes Gewissen. Meine Freundin darf nicht mit zu Pink, weil ich geklaut habe und zu feige bin, ihr die Wahrheit zu sagen. Anke wird an meiner Stelle bestraft. Das tut mir wahnsinnig leid und ohne sie gehe ich sowieso nicht zu dem Konzert. Wenn ich ihr aber andererseits mein schlechtes Gewissen entlaste und ein Geständnis mache, würden alle erfahren, dass ich es war, der das Geld gestohlen hat. Ankes Eltern würden verbieten, dass ihre Tochter weiterhin mit mir – einem Dieb – zusammen ist, da bin ich mir ziemlich sicher. Entweder halte ich den Mund und lasse zu, dass Anke für etwas, was ich getan habe, hart bestraft wird oder ich gebe zu, dass ich das Geld genommen habe und verliere damit wohl meine Freundin.

Ich habe großen Mist gebaut und weiß echt nicht, was ich jetzt machen soll!?

Anregungen für Fragen zu einem Gesprächseinstieg:

  • Wie kam es dazu, dass der Junge die 300 € entwendet hat?
  • Warum hat er das gemacht?
  • Hätte er Alternativen gehabt?
  • Was hättest Du gemacht?
  • Wie könnte die Geschichte weiter gegangen sein?

Lernziel:

  • Lügen und Stehlen um der Freundin/dem Freund zu imponieren, zu gefallen, oder etwas bieten zu können bringst nicht. Der Verlierer bist auf jeden Fall du selbst.
  • Neid kann dazu führen, dass wir genauso viel haben wollen wie andere und führt in Versuchung zu stehlen, zu lügen oder zu betrügen (auch wenn wir es mit einer Ausrede versuchen zu begründen, oder zu verharmlosen).

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