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Das wahre Leben

Thema: Erziehung, Glücklich sein, Ausreißen

Inhalt:

Ein Mädchen reist aus ihrer Welt aus, weil sie so wie sie momentan lebt nicht glücklich ist.

Kurzgeschichte

Ich heiße Miriam und bin 16 Jahre alt. Ich lebe in einer Villa und kann alles haben was ich will. Ich bin groß, schlank habe Körbchengröße 75C und hasse Baumwollschlüpfer. Mein blondes Haar fällt mir schwer über die Schultern bis hin zum Po. Die Augen sind etwas besonderes sie sind hell-grün. Wir sind nur so reich, weil mein Stiefpapa ein Vermögen von seinen Eltern geerbt hat. Eigentlich sollte ich glücklich sein und mich freuen einen so reichen Paps zu haben, aber ich kenne keinen mit dem ich meine Freuden teilen könnte. Ich gehe ja nicht mal auf eine Schule sondern werde zu Hause unterrichtet. Am Anfang ist das vielleicht cool aber mit der Zeit ist es einfach nur noch langweilig. Die Lehrer mögen mich weil ich nur Einsen schreibe und sehr viel lern. Was sollte ich auch sonst tun. Klar gehe ich in die Stadt um Kleider zu kaufen, aber ich bekomme immer solche missbilligende Blicke von den Passanten zugeworfen.

Mein Paps ist nämlich Steuereintreiber. Jeder kennt ihn und keiner mag ihn. Wir haben eine Angestellte, Maria unsere Küchenfee. Ich mag sie. Sie ist so etwas wie eine Ersatzmutter. Gerade macht sie Urlaub aber sie kommt heute Abend wieder. Wenn sie weg ist koche ich für meinen Vater und mich. Das scheint er aber nicht zu merken da er nie mit mir redet NIE.

Außer den Lehrern und Maria gibt es noch Pepsi unseren Hund. Er ist eine Mischung aus Mops und Golden Retriever. Mollig. Mit ihm kann ich reden, obwohl er kein Wort versteht, aber er ist der einzigste mit dem ich reden kann ohne ihn zu belasten. Aber das alles, ihr ganzes Leben sollte sich ändern. Noch heute. Heute Abend. Nach dem Essen. Ich habe schon einen Ranzen mit Klamotten und Geld gepackt. Pepsi kann ich leider nicht mitnehmen. So leid es mir auch tut. Mal sehen ob mein Vater darauf aufmerksam wird wenn ich am morgen nicht mit am Frühstückstisch sitze. Bei ihm sieht es im Haus nämlich so aus: ER ist der Boss und wir sind seine Untertanen. Maria tut mir auch leid, aber sie kann ja auch jederzeit kündigen. Abends sitzen wir alle am Tisch. An einem viel zu langen Tisch, der hochnäsig wirkt. Mein Daddy, noch im Anzug, lässt es sich am anderen Ende des Tisches gut gehen und achtet gar nicht auf mich. Wie immer. Mit einem weißen Nachthemd das ich mir nach dem Duschen übergestreift hatte sitze ich nun hier am Tisch und bekomme keinen Bissen runter.

Maria kommt herein und beäugt mich, während sie den nächsten Gang auftischt, misstrauisch. Ich muss normal wirken. Also würge ich ein paar Bissen runter und lasse ein paar Brotscheiben unter dem Tisch für Pepsi verschwinden und noch ein paar mehr für die Flucht nachher. Drei Gänge später, sitz ich in meinem Zimmer und atme tief durch. Ein....und Aus...Ein...und Aus. Jetzt kommt der Teil den ich am wenigsten Leiden kann. Aus dem Fenster klettern und über eine alte vermorschte Holzleiter runterklettern. Ab da bin ich dann auf mich alleine gestellt. Kurz atme ich noch mal langsam ein und aus: Dann steige ich aus dem Fenster und erschrecke als ich das laute Knacksen der Leiter unter meinem Gewicht höre. Unten angekommen schaue ich mich noch mal um. Keiner zu sehen. Es dämmert schon und man erkennt nur noch schwach den Pool und die vielen Bäume im Garten. Geduckt, wie ein Dieb den gerade 5karätige Diamanten gestohlen hat, schleiche ich durch den Garten zur Gartentür. Durch ein Gespräch das ich belauscht hatte, weiß ich das an den Gartentüren Alarmanlagen angebracht sind die wen man sie aufmacht angehen und die Polizei rufen.

Vorsichtig spring ich darüber und verharre noch mal kurz um zu hören ob auch nichts passiert ist. Puuh..das war knapp. Die Laternen gehen mit einem leisen Klick an und beleuchten die zwei Wege die ich einschlagen kann. Rechts sind eine Menge gleichgroßer Villen in blau gestrichen und man sieht nicht mal das Ende der Straße. Links hingegen sind die Häuser kleiner und unterschiedlich groß. Auch die Farbe ist nicht immer gleich. Es sieht aus wie Regenbogen aus Häusern. Ich entscheide mich für links. Nach etwa 5minuten, biege ich rechts ab und stehe vor dem Hauptbahnhof. Die nächste Bahn fährt in einer Viertelstunde nach Bayern. Bayern soll ziemlich schön sein. Am Schalter angekommen klopfe ich gegen die Glasscheibe um die Frau, die schon ein paar weiße Strähnchen hat, zu wecken. Sie schreckt hoch und weiß einen Moment nicht wo sie ist. "Guten Abend! Was kann ich für sie tun?! "Ich hätte gern ein Ticket für den Zug nach Bayern." "Ja, das macht dann 20Euro, bitte." noch schläfrig nimmt sie mein Geld entgegen wechselt es und schiebt es gemeinsam mit meinem Ticket unter der Scheibe hindurch. "Eine angenehme Reise. Auf Wiedersehen." so bald ich mich umgedreht hab höre ich ein leises Schnarchen hinter mir. Grinsend betrete ich Gleis 4.

Im Licht der beiden Laternen erkenne ich das es ziemlich schmutzig ist und die Uhr über den drei Bänken, auf denen 2 Obdachlose liegen eingehüllt in 1Euro decken und Handschuhen, kaputt ist. So ähnlich werde ich auch enden, wenn ich kein Geld mehr habe. Aber soweit werde ich es nicht kommen lassen. Ich suche mir in Bayern einen Job und eine gute aber billige Unterkunft. Ein lauer Wind kommt auf und der Zug hält genau neben mir. Die Türen gehen auf und ein handvoll Leute steigen aus. Ich bin die Einzigste die einsteigt. Das erste leere Abteil das ich sehe wird vom mir besetzt. Meinen Rucksack lege ich nicht auf die Ablagen über den Sitzen. Kann ja sein das ich schlafe und es mir jemand klaut. Ich lege mich auf zwei sitze und schlafe nach einer kleinen Weile ein. Das nächste was ich höre ist der Zugschaffner der die Tür zu meinem Abteil aufschiebt. "Entschuldigung dass ich sie wecke aber ich muss ihr Ticket kontrollieren." "Ja. Warten sie einen Moment - kurz krame ich in meinem Ranzen- hier!" "Danke. Und wir kommen ungefähr in 5 Minuten an." Damit macht er die Abteiltür wieder zu und ich sitze hier wieder allein und noch nicht richtig wach. Der Zug wird langsamer und hält schließlich ganz. "Liebe Fahrgäste wir haben unseren Zielort erreicht. Wir sind nun in Bayern und ich bitte sie jetzt auszusteigen." meldet sich der Zugfahrer. Ich rappele mich auf reib mir die Müdigkeit aus den Augen und steige aus.

Das Bild das sich mir jetzt bot werde ich nie vergessen können. Alles ist dunkel bis auf die Stellen die von Kiosklichtern oder Laternen erhellt werden. Kinder und Frauen sitzen an den schmutzigen Pfählen und schauen dem Zug verstohlen hinterher. Die Bäume im Hintergrund wirken träge und traurig.

Inmitten dieses traurigen Bildes rennt ein Junge der ungefähr 10Jahre alt ist auf und ab. Der Vater versucht ihn zu stoppen kommt aus der Puste und lacht. So habe ich nie gelebt, mein Vater hat nie gelacht. Und Spaß war verboten. Man darf nicht rennen nicht schreien. Gar nichts was Spaß machen könnte.

Eine Geschichte von Katharina Blanz

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