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Konflikte zwischen Kindern und Jugendlichen lösen

Streit und Konflikte zwischen Kindern und Jugendlichen  Bild: 30994860
Streit und Konflikte zwischen Kindern und Jugendlichen lösen | ©: XtravaganT - Fotolia

Auf einmal kommen Schreie aus dem Kinderzimmer oder eines der Kinder kommt weinend angelaufen. Diese oder ähnliche Situationen sind für die meisten Eltern Alltag und oft schwer richtig zu Handhaben. Wenn Kinder sich streiten stehen wir zwischen den Stühlen, denn eigentlich haben wir damit überhaupt nichts zu tun. Dennoch nutzen die meisten Eltern ein paar einfache Strategien um Streitigkeiten zwischen Kindern schnell zu beenden. Sie sind der Meinung sie müssten den Konflikt jetzt lösen. Sie schreien, kritisieren, trennen die Kinder oder sprechen ein Machtwort. Das ist alles schön einfach und geht schnell, bringen tut es aber nur sehr wenig bis nichts.

Die Kinder haben weder etwas gelernt, noch ist der Streit vergessen. Beim nächsten Mal, oft schon in den nächsten Minuten, geht es wieder von vorne los. Ganz egal, um was es geht, Kinder streiten sich und das ist auch gut so. Denn Kinder demonstrieren durch Streitigkeiten ihre Macht, ihren sozialen Status in der Gruppe und machen Besitzansprüche geltend. Dies machen sie immer und immer wieder und auch sehr intensiv. So etwas müssen die Kinder unbedingt dürfen. Sie trainieren so den Umgang mit Grenz- und Konfliktsituationen, derartige Erfahrungen brauchen sie.

Streitigkeiten sind wichtige Erfahrungen für die Kinder

Wenn Kinder sich nicht einig sind, lauter werden und dabei ihren Gefühlen freien Lauf lassen, dann sollten das nicht als negativ bewertet oder gar unterbrochen werden. Sondern es sollte, natürlich nur bis zu einem gewissen Maß, toleriert werden. Es ist von den Kindern in den meisten Fällen absolut nicht Böse gemeint. Ihr Ziel ist es nicht wie von manch einem Erwachsenen den anderen zu verletzen, sondern einfach nur Standpunkte zu klären. Es geht meistens auch nicht um das Spielzeug, sondern vielmehr um grundlegende Dinge. Wer steht oben in der Gruppe, wer hat sich zu fügen, wer darf was und wem gehört was. Wenn es den Kindern untersagt wird diese grundlegenden Dinge selbständig zu klären, dann werden die Kleinen damit in einem ganz wichtiger Lernprozess von Eltern, Lehrern oder auch anderen Personen massiv gestört.

Es sollte nicht die Devise sein bei kleinen aber auch bei länger dauernden Streitigkeiten ständig einzugreifen, sondern eher zu warten und die Kinder den Streit selbständig lösen zu lassen. Egal ob böse Worte fallen, Gemeinheiten gesagt werden und geschrien wird. Es geht weniger darum wie genau gestritten wird, sondern viel mehr darum ob die Kinder alleine in der Lage sind alleine eine Lösung zu finden. Es ist im Übrigen auch so, dass gerade sehr sozial aktive Kinder sich häufig streiten. Dadurch haben sie später im Leben mehr Lösungsansätze für die unterschiedlichsten Situationen. Schlimmer als sich zu streiten ist es, wenn Kinder sich nie streiten. Denn dann werden sie schon in jungen Jahren, aber vor allem als Erwachsene große Probleme haben mit Konfliktsituationen umzugehen. Kinder sollte man also möglichst immer alleine streiten lassen, wenn es allerdings doch einmal zu schlimm wird, kann man ganz vorsichtig eingreifen.

Eingreifen - Aber bitte mit Vorsicht

Es kann natürlich mal passieren, dass es zu heftig wird und dass auf die verbalen auch körperliche Verletzungen folgen. Dann ist es natürlich sehr sinnig dies zu stoppen und bei der Lösung des Problems behilflich zu sein. Es darf aber auch dann nicht so sein, dass die Eltern die komplette Kontrolle übernehmen oder gar die Kinder anschreien und einfach nur zurechtweisen. Vielmehr ist es wichtig, sehr behutsam vorzugehen. Das aller Wichtigste dabei ist, neutral zu bleiben. Jedes Kind erwartet von seinen eigenen Eltern, dass sie auf seiner Seite stehen und wenn sie dies nicht tun, dann ist der nächste Streit schon vorprogrammiert. Steht man aber neutral dazwischen, so lehrt man den Kindern Gerechtigkeit und Fairness. So verhalten sich allerdings die wenigsten Eltern, viele haben ganz andere Interessen.

Eltern sind oft nicht auf der Suche nach einer Lösung für den Streit, sondern eher auf der Suche nach einer Lösung für ihre eigene Ruhe. Es geht ihnen vielmehr um die eigenen Bedürfnisse, sie wollen Ruhe und Harmonie und die Kinder stören dabei. Es geht nicht darum, den Streit durch einen Kompromiss zu lösen, sondern darum die eigenen Bedürfnisse wieder zu befriedigen. Die Eltern haben somit ihre Ruhe, aber die Kinder weiterhin ein Problem. Daher ist es wichtig, auch wenn es schwer ist, einen langen Atem zu bewahren und wirklich erst dann einzugreifen, wenn es gar nicht mehr anders geht. Aber auch dann darf man als Vermittler nicht die Entscheidungsgewalt an sich reißen. Denn was haben die Kinder davon gelernt, wenn der Streit einfach beendet wird? Streitigkeiten muss man nicht lösen. Dies ist keine sehr gute Strategie um gut durch das Leben zu kommen. Viel besser ist es den Kindern beizubringen Streitigkeiten selbst zu lösen.

Einen Streit lösen

Ein Streit kann man zwischen zwei Kindern am besten lösen, wenn beide Kinder abwechselnd zu Wort kommen, man selbst nur den neutralen Vermittler spielt und das eben solange, wie es eben dauert eine Lösung zu finden. Nur so können Kinder eigene Erfahrungen machen und lernen, Streitigkeiten auf eine friedliche Weise zu lösen. Noch besser ist es aber, Kindern durch die richtige Vorbereitung zu lehren wie sie richtig streiten und Kompromisse finden können. Das ist gut für die Kinder und auch die Eltern haben auf Dauer weniger Ärger. In Form von einfachen und logischen Regel kann man Kinder dazu bringen genau dies zu tun. Das aller entscheidende dabei ist, sich selbst an diese Regeln zu halten.

Egal ob man sich mit den eigenen Kindern, dem Partner oder sonst irgendjemandem streitet. Kinder lernen nun mal durch das, was ihre Eltern ihnen vor machen und wenn diese sich nicht an die Regeln halten, wieso sollten sie es tun? Außerdem ist es wichtig, diese Regeln den Kindern immer und immer wieder zu erklären, bis sie in Fleisch und Blut übergegangen sind. Dabei ist darauf zu achten, dass die Kids die Regeln nicht einfach nur blind links befolgen, sondern dass sie die Gründe dafür auch wirklich verstehen. Wenn Kinder die richtigen Gründe haben, dann tun sie fast alles völlig freiwillig und ganz von alleine.

Hier die drei wichtigsten Regeln für Kinder zum Streiten:

Regel Nummer 1:

Streitigkeiten finden nur auf verbaler Ebene statt, niemals wird der Körper eingesetzt. Das bedeutet keine Schläge, kein schubsen, noch beißen oder kratzen. Es wird auch nicht mit Gegenständen nach einander geworfen: Dies kann man Kindern am besten vermitteln, indem man ihnen die Folge von gewalttätigen Handlungen klar macht. Dabei erinnert man sie zum Beispiel an die letzten Verletzungen und wie schmerzhaft diese war oder daran wie jemand anderes ganz schrecklich geweint hat, weil er oder sie geschlagen wurde.

Regel Nummer 2:

Gestritten wird sich nur zu zweit. Es wird niemals ein einzelnes Kind in einer Gruppe von mehreren angefeindet. Dies ist absolut zu untersagen und muss den Kindern sehr deutlich klar gemacht werden. Dies kann man ebenfalls an bisher erlebten Situationen verdeutlichen oder durch ein Rollenspiel.

Regel Nummer 3:

Es wird immer wieder Frieden geschlossen. Dabei geht es nicht darum, dass einer als Gewinner und der andere als Verlierer aus dem Streit hervorgeht, sondern dass eine akzeptable Einigung getroffen wird. Meistens schaffen Kinder dies selbst von ganz allein, sollte es aber einmal gar nicht gehen, dann gibt es noch eine Notfalllösung. Besonders bei kleineren Kindern hat es sich bewährt, sie zusammen in ein Zimmer zu stecken. Meisten finden sie so dann eine Lösung.

Fazit - Streiten ja, aber richtig

Insgesamt geht es immer darum, den Kindern beizubringen, dass Streitigkeiten normal sind. Dabei jedoch niemals zu körperlicher Gewalt gegriffen werden darf. Auch darf nicht mit mehreren auf eine einzelne Person losgegangen werden. Am Ende muss immer wieder Frieden durch einen für beide Seiten akzeptablen Kompromiss geschlossen werden. Für Eltern ist dabei wichtig sich möglichst nicht einzumischen. Wenn es aber doch sein muss, zum Beispiel wegen körperlichen Angriffen, dann muss unbedingt eine neutrale Position bezogen werden sollte. Streiten ist gut, hilft uns in unserem sozialen Gefüge zurechtzukommen und unseren Platz zu finden. Daher sollte man Kinder sich immer streiten und selbständig eine Lösung finden lassen.

Streit zwischen Kindern bzw. Jugendlichen in der Jugendgruppe oder auf der Jugendfreizeit

Natürlich gehört der Streit auch zum Alltag in einer Jugendgruppe bzw. dem Ferienlager. Ich persönlich habe noch keine Freizeit erlebt, wo es nicht mindestens einmal zu einem Streit, Auseinandersetzung oder zu Meinungsverschiedenheiten unter den Kindern bzw. Jugendlichen kam. Ich denke das ist normal und gehört einfach dazu. Und solange die Angelegenheit nicht in einer körperlichen Auseinandersetzung ausartet besteht auch kein großer Grund einzuschreiten. Vielmehr habe ich beobachtet und versucht die Argumente des einen wie auch den anderen zu verstehen, bzw. den Auslöser des Streites zu ergründen. Dann kann man auch als Vermittler eingreifen und in einem schlichtenden Gespräch eine Lösung finden. Ansichten können ausgetauscht werden, vielleicht auch einen Spiegel vorhalten, was für ein minimaler Anlass nötig war um sich nun so dermaßen zu streiten.

Ich habe es auch schon oft erlebt, dass die Kontrahenten hinterher die besten Freunde wurden. Der Jugendleiter hat hier eine wichtige Funktion im Beobachten, im Schlichten und im Widerspiegeln der Auslöser und Nichtigkeiten eines Streites. Die Hintergründe und Ursachen, die zum Streit führten liegen oft nicht auf der Hand. Da führen schon Kleinigkeiten zu einem Wutausbruch bzw. zu Streit. Vielleicht weil im Vorfeld, der eine sich immer als benachteiligt, übergangen, weniger wertgeschätzt gefühlt hat. Oder der andere nicht das bekommen hat, was er bisher immer gewohnt war zu bekommen. Das Problem liegt vielleicht nicht gerade im Anderen, sondern in der eigenen Gefühlswelt. Nun können Kinder dies nicht immer erkennen, selbst Jugendlichen fällt das schwer zu vermitteln, aber der Jugendleiter kann hier zumindest ein wenig die Sichtweisen und Ursachen im Gespräch beleuchten.

Jeder Streit lässt schwelende Probleme innerhalb einer Jugendgruppe (oder auch Schulklasse) erkennen und bietet die Chance diese Probleme nun gemeinsam zu entdecken, zu analysieren und darüber zu sprechen.

Wenn es gelingt Streit und Konflikte gemeinsam im Gespräch zu lösen, dann haben alle Beteiligten sehr sehr viel gelernt. Diese Auseinandersetzungen gehören zum Erwachsen werden dazu, ja nicht nur das, sie gehören zum Leben dazu. Wenn Kinder es nicht lernen dürfen zu Streiten und Konflikte auszufechten, wie sollen sie dann jemals lernen, Streit und Konflikte beilegen zu können.

Allerdings: wenn man die Kriege, Konflikte und Streitereien in dieser Welt und in vielen Familien sieht, dann haben die Kinder keine guten Vorbilder.


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