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Lernschwierigkeiten – ihre Ursachen und Folgen

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Lernschwierigkeiten / Burnout | ©: pegbes - Fotolia

Wenn das Lernen unerträglich wird

Vielen Kindern geht es so: die Schule gehört einfach nicht zu ihren liebsten Beschäftigungen. Jeder Erwachsene wird sich an seine eigene Schulzeit zurückerinnern können. Hausaufgaben machen und für die nächste Klassenarbeit pauken findet häufig eher unter Zwang als mit eigener Motivation statt. Dies liegt aber selten an fehlender Bereitschaft oder zu wenig Einsatz der Kinder, sondern vielmehr an unterschiedlichen Lernschwierigkeiten. Kinder, die in der Lage sind, neues Wissen sehr schnell und ohne große Mühe aufzunehmen, macht das Lernen oft sogar Spaß. Für viele Eltern ist das ein Traum. Leider ist dies jedoch die Ausnahme. Meistens sieht es anders aus. Die Kinder scheinen nur mit Druck dazu gebracht werden zu können, sich an ihre Hausarbeiten zu setzten und zu lernen.

Doch warum haben Kinder keine Freude mehr am Lernen?

Schließlich war das Lernen und besonders die Frage nach dem Warum in jungen Jahren sehr präsent, so dass der „Wissensdurst“ schon etwas nervig für die Eltern sein konnte. Und plötzlich ist da kein Interesse mehr an der „Wissensvermittlung“ – am Lernen?

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Lernschwierigkeiten / Schulangst | ©: Sonja Calovini - Fotolia

In den Ersten bzw. der ersten Klasse ist es meistens noch so, dass viele Kinder mit Spaß bei der Sache sind. Das lässt dann mit der Zeit immer mehr nach und macht die Schule und das das Lernen an sich mit der Zeit zu etwas Negativem. Das geschieht aus vielerlei Gründen. Grundsätzlich ist unser Schulsystem nicht gerade darauf ausgelegt, unsere Kinder zu motivieren. Jedoch hat dies nur in den seltensten Fällen in diesem jungen Alter schon etwas mit einer Lernschwäche zu tun. Die Gründe für eine derartige Problematik liegen viel mehr außerhalb unseres Schulsystems. Doch egal, was der Grund ist: Kinder können durchaus (wieder) Spaß am Lernen empfinden. Das bedarf allerdings einiger Veränderungen, und diese sind in vielen Fällen nicht gerade leicht zu vollziehen. Dabei ist es zunächst wichtig, die Ursache einer Lernschwäche zu analysieren und mit entsprechenden Maßnahmen gegenzusteuern. Vorher aber müssen wir uns wirklich sicher sein, dass eine solche Lernschwäche auch vorliegt.

Lernschwäche oder nur ein paar Schwierigkeiten?

Damit aber nicht fälschlicherweise bei jeder kurzen Phase von Lernproblemen überregiert wird, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein: Das Problem muss erstens mindestens über einen Zeitraum von drei Monaten existieren, um als Lernschwäche diagnostiziert werden zu können.

Zweitens muss das Kind auch bei wirklich großer Anstrengung gar keinen oder nur sehr wenige Erfolge aufweisen können. Wenn ein Kind einfach nur länger benötigt, dann ist dies nicht unbedingt eine Lernschwäche. Vielleicht benutzt es einfach nur die falschen Techniken oder ist kinästhetisch veranlagt. Bei solch einer Veranlagung lernt es dann beispielsweise nicht wie die meisten Kinder durch visuelle und auditive Reize, sondern durch Anfassen und Ausführen von Handlungen. Solch ein Kind kann z. B. in Windeseile zeichnen lernen, jedoch wird es bei einem Test über das Thema Zeichen wahrscheinlich nicht sonderlich gut abschneiden.

Das ist absolut nichts Schlechtes, sondern nur eine andere Art und Weise, die Welt zu begreifen. Das Problem ist nur, dass in unseren Schulen eine solche Art von Lernverhalten kaum berücksichtigt wird. Daher ist immer Vorsicht geboten, wenn eine Lernschwache diagnostiziert wurde oder werden soll. In unserer Welt werden Dinge, die zu weit von der Norm abweichen, leider sehr schnell als krankhaft bezeichnet, obwohl es oft nicht der Fall ist.

Etwas kritisch betrachtet kann man auch sagen: Lernschwäche hört sich auch irgendwie gut an. Es bekommt den Touch einer „diagnostizierten Krankheit“ und ist für viele Eltern sehr beruhigend. Ja geradezu eine Entschuldigung dafür, dass das Kind etwas nicht kann (schreiben, lesen, rechnen, konzentrieren, …). Dabei ist eine Lernschwäche oftmals entstanden – aus den unterschiedlichsten Gründen. Grundsätzlich ist jedes Kind, jeder Jugendliche, jeder Erwachsene lernfähig. Doch (frühkindliche) negative Erfahrungen haben diese Lernfähigkeit verkümmern lassen. Beispiel gefällig? Zu viel Kritik verursacht Mutlosigkeit, das Kind kommt zur Erkenntnis „ich kann das eh nicht richtig“. Mit der Zeit wird es sich immer weniger zutrauen und die Probleme mit dem Lernen werden größer. Die spätere Lernschwäche wird zwar festgestellt, aber ob man die vielen kleinen Ursachen dann noch herausfinden kann, die dazu führten?

Soziale, psychologische oder physiologische Gründe

Es ist immer schwierig herauszubekommen, wie genau dieses Problem entstanden ist. Es gibt viele mögliche Ursachen. Der Grund kann in psychologischen, sozialen oder auch in physiologischen Schwierigkeiten liegen. Es kann zum Beispiel passieren, dass psychologische Gründe diagnostiziert werden, obwohl es physische sind. Oder es kann auch ein physiologischer Grund gefunden werden, aber ausschlaggebend für das Problem war eigentlich ein psychologischer. Es sollte auf jeden Fall immer eine zweite Meinung und am besten auch noch eine dritte eingeholt werden. Es gibt einfach zu viele Variablen, um eine schnelle Diagnose bzgl. einer Lernschwäche treffen zu können.

Legasthenie, Dyskalkulie und ADHS

Die Symptome von Legasthenie (Lese-Rechtschreibschwäche), Dyskalkulie (Rechenschwäche) oder ADHS können sich sehr stark ähneln. Bei den ersten beiden liegt das Problem in der Regel in neurologischen Defiziten, welche durch gezielte Maßnahmen mehr oder weniger verringert werden können. Bei AD(H)S ist sich die Medizin noch nicht einig. Es existiert zwar die Möglichkeit einer genetischen Veranlagung, was aber nicht heißt, dass diese auch zum Vorschein kommen muss. Oft wird auch eine AD(H)S bei kinästhetischen Kindern festgestellt. Insgesamt muss mit dieser Diagnose sehr vorsichtig umgegangen werden, doch leider wird sie oft sehr leichtfertig gestellt. Es ist schließlich der einfachste Weg, Kinder mit Tabletten ruhig zu stellen. Viel schwerer fällt es da, die psychologischen Probleme zu ergründen und zu lösen. Es gibt natürlich auch Fälle, in denen es sich wirklich um eine neurologische Störung handelt. In der Folge kann eine Behandlung mit Medikamenten notwendig werden, zumindest muss aber eine geeignete Therapie ausgearbeitet werden.

Psychologische Ursachen

Häufig liegt der Grund für eine Lernschwäche in unterbewussten Verhaltensmustern und Ängsten. Ein großes Thema ist zum Beispiel die Prüfungsangst. Es gibt Fälle, in denen diese nur ganz leicht ausgeprägt ist. Auf der anderen Seite gibt es Schüler, die vor Arbeiten anfangen zu schwitzen und immer unruhiger werden. Beim Lernen ging es ihnen schon so: der Kopf war wie ein Sieb, nichts wollte darin hängen bleiben.

Die Gründe für solche Lernschwierigkeiten sind oftmals in einer unterschwelligen Prüfungsangst zu suchen. Die entsprechenden Ansätze bestehen bei vielen, jedoch nehmen sie bei manchen dauerhaft ein krankhaftes Ausmaß an. Das Lernen für eine Prüfung wird damit fast unmöglich. Die Angst vor der Prüfung ist oftmals entstanden durch frühe Erfahrungen, z. B. durch Angst vor dem Versagen, vor der Kritik der Eltern usw. Kurz gesagt: Die Prüfungsangst hat immer Ursachen, die irgendwann entstanden sind.

Ein weiteres großes Problem ist das der Motivation, denn ohne Motivation geht bei vielen Menschen überhaupt gar nichts. Beide Probleme sind das Ergebnis von einem ganz bestimmten Umfeld mit einem wenig förderlichem Umgang. In vielen Fällen liegt eine Lernschwäche aus psychologischer Sicht an der Erziehung. Dafür können die Eltern aber nichts, denn sie tun nur dass, was sie wiederum selbst gelernt haben. Daher sollte es wesentlich mehr Hilfestellungen für Eltern geben, die fundierte Tipps geben und die richtigen Erziehungsmaßnahmen hinweisen. Kinder werden immer von ihren Eltern beeinflusst. Wenn diese unwissentlich gravierende Fehler machen, dann entsteht schnell ein psychologisches Problem, zum Beispiel in Form einer Lernschwäche.

Das Schlimmste was Eltern tun können, ist Druck ausüben. Da Kinder ihren Eltern in der Regel gefallen wollen, tun sie alles, was von ihnen verlangt wird. Tritt jedoch immer wieder ein Versagen ein, führt dies zwangsläufig zu entsprechenden Ängsten. Wenn Kinder nach einer schlechten Note nicht mit Hilfe, sondern mit Bestrafung oder gar Verachtung rechnen müssen, dann steigt die Angst von Mal zu Mal. Irgendwann ist sie so groß, dass daraus eine regelrechte Unlust zum Lernen entsteht, aus lauter Angst vor erneutem Versagen.

Ein weiteres Problem ist die fehlende Würdigung. Wenn ein Kind eine gute Note schreibt und dafür kein Lob bekommt, dann führt das zum selben Ergebnis. Oft heißt es dann, eine drei oder gar zwei reiche nicht. Das Kind kommt mit einer 2+ nach Hause und dann wird bemängelt, dass es nicht eine eins geworden ist. Anstatt sich für und mit dem Kind zu freuen und es zu loben, wie es sich richtig gehört, wird ihm ein vermeintlicher Fehler unterstellt. Jetzt fängt das Kind an, gute Noten als schlecht zu interpretieren und das Lernproblem nimmt seinen Lauf. Nicht nur, dass daraus eine Lernschwäche entstehen kann, so etwas nagt auch heftig an der Selbstsicherheit des Kindes. Dies führt wiederum zu sozialen Problemen und anderen Unsicherheiten. Eine Spirale aus Problemen nimmt ihren Lauf.

Soziale und physiologische Ursachen

Auch der umgekehrte Weg ist möglich: Aus sozialen Problemen bildet sich eine Lernschwäche. Wenn ein Kind mit schweren andauernden Problemen in der Schule zu kämpfen hat und kaum noch sozial aktiv ist, dann sollte dies Eltern und Lehrer auf jeden Fall hellhörig machen. Des Weiteren kann eine Lernschwäche auch ganz einfach durch körperliche Beeinträchtigungen zustande kommen. Ein Kind weiß nicht, was normal ist und was es seinen Eltern sagen muss. Manchmal haben Kinder auch Angst davor, dass mit ihnen etwas nicht stimmen könnte und sagen deshalb nichts.

So können z. B. Probleme beim Sehen und Hören dafür sorgen, dass das Kind den Lehrer nicht richtig versteht oder Aufgaben in Büchern oder an der Tafel schlecht erkennen kann. Um solche Wahrnehmungsprobleme auszuschließen, sollte im Zweifel ein Hals-Nasen-Ohrenarzt bzw. ein Augenarzt aufgesucht werden. Es wäre daher zu einseitig, die Ursachen für Probleme lediglich im psychischen Bereich zu suchen. Auch eine Beeinträchtigung der Wahrnehmung kann durchaus infrage kommen.

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Lernschwierigkeiten | ©: contrastwerkstatt - Fotolia

Die Folgen von Lernschwächen

Die Folgen wurden ja schon angeschnitten. Die Lernschwäche ist oftmals eine Folge von entstandenen Ängsten, fehlender Anerkennung, falschem Ehrgeiz der Eltern, welches in dem Kind Ängste (Versagensängste, Angst vor Kritik) bzw. Mutlosigkeit hervorruft. Das Kind traut sich das Lernen nicht mehr zu. Also ein Sammelsurium an Möglichkeiten, die dann einen Lernabfall zur Folge haben und zu einer vermeintlichen Lernschwäche führen.

Die weiteren Folgen sind dann: das Kind zieht sich zurück, beschäftigt sich mit anderen Dingen wo es Erfolg hat (Computerspiele, Sport), oder bei Jugendlichen oftmals Alkohol, Drogen und Cliquen, wo sie ihre Freizeit verbringen. Schule & Lernen ist dann oftmals ein rotes Tuch. Das Kind/der Jugendliche hält sich selbst für „dumm“, „weniger gescheit“. Das Selbstwertgefühl sinkt. Jugendliche können dies natürlich kaum zugeben und versuchen durch Coolness ihre Unsicherheit und Verzweiflung über sich selbst zu verstecken.

Was können Eltern und Pädagogen tun?

Für Eltern ist es wichtig, stets gründlich zu beobachten. Vielleicht ist die Lernschwäche nur eine Phase, wenn sie jedoch länger andauert, dann sollte genauer geschaut werden. Wenn es dann ganz sicher ist, woran es liegt, muss dem Kind deutlich gemacht werden, dass es dafür keine Verantwortung trägt (viele Eltern machen hier den Fehler und sagen „Das Kind ist faul“. Dem ist aber nicht so. Vielmehr hat das Kind sich schon aufgegeben, weil im Vorfeld schon einiges schief gelaufen ist.) Es muss dazu angeleitet werden, möglichst gut mit der Situation umzugehen und die Herausforderung zu meistern. Des Weiteren ist es wichtig, neben dem Verständnis das Kind stets zu unterstützen und immer wieder zu ermutigen.

Auch Pädagogen können ihren Beitrag dazu leisten. Das Wichtigste ist hier zu erkennen, dass ein Problem vorliegt. Häufig schaffen es die Kinder, so etwas vor ihren Eltern zu verheimlichen. Daher ist es ebenso wichtig, dass Lehrer solche Vermutungen den Eltern gegenüber äußern. Eventuell kann auch ein Schulpsychologe hilfreich sein. Sollte es dann eine Diagnose geben, muss natürlich Rücksicht auf dieses Problem genommen werden, und zwar so, dass sich das betreffende Kind nicht ausgeschlossen fühlt. Genauso wie Kinder mit Sehschwäche ganz vorne sitzen dürfen, müssen auch Kinder mit einer Lernschwäche dementsprechend behandelt werden, eventuell durch die Versetzung in eine besondere Klasse oder - bei schweren Fällen - an eine spezielle Schule.

Fazit: Achtung! Lernschwächen können viele Ursachen haben

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass bei der Vermutung einer Lernschwäche mit großer Vorsicht vorgegangen werden sollte. Es könnte alles sein, eine Krankheit, ein psychologisches bzw. soziales Defizit oder ein Wahrnehmungsproblem. Nicht nur aufgrund dieser großen Vielfalt, sondern vor allem wegen der möglichen Folgen muss äußert vorsichtig vorgegangen werden. Das Lernen ist eine der wichtigsten Funktionen für ein glückliches Leben, daher darf es nicht behindert werden. Ansonsten könnten betroffene Kinder große Schwierigkeiten in der Zukunft haben.

Und wenn das Kind die „Diagnose Lernschwäche“ aufgrund Dyskalkulie, ADHS etc. etc. bescheinigt bekommt – und dies womöglich auch noch gesagt bekommt, kann das beim Kind auch eine Entmutigung hervorrufen: „ich bin krank“, „ich kann das eh nie lernen“. Auch von dieser Diagnose her kann dann eine mögliche und sogenannte „Lernschwäche“ noch verstärkt werden. Das Kind fühlt sich dann als „weniger gescheit“ abgestempelt. Und wer möchte sich schon als „dumm“, „weniger gescheit“, als „nicht lernfähig“ abstempeln lassen? Das muss ja zwangsläufig in jedem Menschen etwas Negatives an Gefühlen auslösen. Von daher wäre ich in dieser Beziehung sehr vorsichtig.

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