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Streitschlichtung & Streitschlichter

Streit: ein Fall für den  Streitschlichter   Bild: 43161405
Streit: ein Fall für den Streitschlichter | ©: auremar - Fotolia

Der Weg zum Streit ist nicht besonders schwierig – die Emotionen kochen bei den meisten Menschen schnell hoch und viele Situationen bieten Konfliktpotential. Viel schwerer ist es da, einen bereits im Gange befindlichen Streit wieder zu schlichten.

Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es die Streitschlichtung. Schüler, Lehrer, Eltern und Jugendbetreuer profitieren gleichermaßen von einer professionellen Streitschlichtung – auch Mediation genannt. Sie stellt einen wichtigen Teil der Präventivmaßnahmen gegen Gewalt dar. Somit ist das vorrangige Ziel einer Streitschlichtung, durch gezieltes Eingreifen und Finden einer Lösung die Eskalation des Streits, zum Beispiel in Form von Gewalt, zu verhindern. Viele Schulen und andere Einrichtungen bieten mittlerweile Seminare bzw. Ausbildungen zum Mediator oder Streitschlichter an.

Ziele der Streitschlichtung

Grundsätzlich gilt: Eine Streitschlichtung dient auf keinen Fall dazu, den „Sieger“ eines Konfliktes zu finden. Im Gegenteil: Vorrangiges Ziel ist es, eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung zu erreichen, mit der keiner der Konfliktpartner sein Gesicht verliert.

In Detail sehen die Ziele der Streitschlichtung wie folgt aus:

  • Konflikte friedlich und ohne den Einsatz von Gewalt lösen
  • Verbesserung des Gruppen- bzw. Schulklimas
  • Die Eigenverantwortung soll gestärkt werden
  • Die Konfliktfähigkeit wird gesteigert
  • Eltern und Lehrer sollen entlastet werden

Um diese Ziele zu erreichen, folgt die Streitschlichtung einem vordefinierten, festen Ablauf. Dieser gestaltet sich wie folgt.

Ablauf einer Streitschlichtung

Psychologen und andere Experten haben in den letzten Jahren den idealen Ablauf für eine Streitschlichtung erarbeitet. Dieser kommt heute sozusagen als Standard zum Einsatz, er wird in Trainings und Ausbildungen für Streitschlichter gelehrt. Und so sieht der Ablauf aus:

  • Phase 1:

    In dieser Phase wird zunächst die Ausgangssituation vom Mediator unterbrochen, um den nötigen Raum für die Schlichtung zu schaffen. Anschließend sichert der Streitschlichter den Partien die Vertraulichkeit zu und erklärt die Regeln des Schlichtungsprozesses. Nur wenn sich die Streitparteien damit einverstanden erklären, kann die Schlichtung letztendlich ihr Ziel erreichen. In diesem Zusammenhang wird auch die Rolle des Mediators nochmals erläutert.

  • Phase 2:

    Nun trägt jede Konfliktpartei ihre Sichtweise der Sache und ihre Standpunkte vor. Wichtig ist dabei, dass der Streitschlichter die vorgebrachten Argumente und Sichtweisen jeweils noch einmal zusammenfasst und wenn nötig umformuliert. Dabei werden alle Punkte aufgeschrieben und im Anschluss zusammen mit den Streitparteien eine Reihenfolge festgelegt.

  • Phase 3:

    In der dritten Phase folgt die sogenannte Konflikterhellung. Dabei geht es darum, die Motive und Gefühle herauszufinden, die als Auslöser für den Konflikt dienten. Dazu wird der Mediator entsprechende Fragen stellen und Klärungen herbeiführen. Abschließend in dieser Phase werden die Streitparteien nach ihrem aktuellen Gemütszustand befragt und es können Wünsche für den Lösungsweg geäußert werden.

  • Phase 4:

    In Phase 4 werden die Lösungen für den Konflikt erarbeitet. Dies gelingt beispielsweise durch Brainstorming. Anschließend werden die Lösungen diskutiert und bewertet, so dass ein gemeinsamer Konsens gefunden werden kann.

  • Phase 5:

    In der letzten Phase der Streitschlichtung wird anhand der zuvor abgearbeiteten Schritte eine Vereinbarung entwickelt. Diese unterschreiben alle Streitparteien. Wichtig ist, dass die Formulierungen in der Vereinbarung möglichst detailliert und genau abgefasst werden.

Inhalte der Ausbildung zum Streitschlichter

Die Ausbildung zum Streitschlichter bzw. Mediator kann je nach Bundesland und Anbieter unterschiedlich gestaltet sein. Die Inhalte ähneln sich jedoch in der Regel sehr stark. Die Ausbildung besteht aus einem Theorieteil und einem praktischen Teil. Im Theorieteil wird das nötige Hintergrundwissen vermittelt, zum Beispiel Natur und Art von Konflikten, das Schaffen von WIN-WIN-Situationen usw. Auch die einzelnen Techniken zur Streitschlichtung werden hier in theoretischer Form vermittelt.

Der praktische Teil nimmt meist einen größeren Raum ein als die Theorie. Hier werden die einzelnen Schlichtungstechniken gelehrt und gelernt, zum Beispiel:

  • Dialoge kontrollieren
  • Aktiv zuhören
  • Gewaltfreie Kommunikation
  • Spiegeln und Interpretieren von Inhalten
  • und vieles mehr

Auch die einzelnen Phasen der Streitschlichtung werden immer wieder in Form von Rollenspielen in der Praxis durchgespielt. Hinzu kommen Übungen, die sich mit der eigenen Verhaltensstruktur sowie mit Vorurteilen beschäftigen, dazu Wahrnehmungsübungen und Übungen für die Mehrparteien-Mediation.

In vielen Ausbildungseinrichtungen für Streitschlichter umfasst der Praxisteil auch den Wissenstransfer von bereits erfahrenen Streitschlichtern sowie anderen beteiligten Parteien wie Schülern, Eltern oder Lehrern. Diese berichten aus ihrem alltäglichen Erleben und stellen Beispielfälle von Streitschlichtungen im Detail vor.

Noch ein Hinweis zum Unterschied zwischen einem Mediator und einem Streitschlichter

Ein Mediator und ein Streitschlichter sind nicht zu verwechseln. Der Streitschlichter bietet direkt Lösungsvorschläge zur Konfliktlösung. Ein Mediator hält sich mit eigenen Ideen zurück. Er bietet vielmehr einen Rahmen für ein Gespräch zwischen den Parteien und sorgt dafür, das dieses Gespräch fair verläuft. Bei einer Mediation kann es also auch dazu kommen, das eine Unversöhnlichkeit festgestellt wird und die Parteien in Zukunft getrennte Wege gehen. Der Vorteil einer Mediation gegen über einer Streitschlichtung liegt darin, das die Parteien in Eigeninitiative Ihre Lösungen erarbeiten was wiederum zu einer höheren Akzeptanz der Lösung führt. Mediatoren werden oft eingesetzt zum Beispiel bei einer Scheidung, also dem Streit unter Erwachsenen. Für diejenigen, die Spaß und Gefallen am Erarbeiten von Lösungen gefunden haben, die können ja mal darüber nachdenken eine Mediationsausbildung anzufangen.

Fazit

Einen Streit anzufangen ist nicht schwer, ihn zu schlichten dafür umso mehr. Daher sind Streitschlichter besonders gefragte Personen, z. B. in Schulen, aber auch in Jugendgruppen. Durch den psychologisch ausgearbeiteten Ablauf und die gezielten Schulungen in vielen verschiedenen Bereichen werden gute Erfolgsquoten erzielt. Einen direkten Nutzen haben hiervon nicht nur die Streitparteien selbst, sondern auch Eltern, Lehrer und andere Erziehungspersonen. Außerdem wirkt sich eine erfolgreiche Streitschlichtung positive auf das gesamte Klima der betreffenden Einrichtung aus.

Die Ausbildung zum Streitschlichter vermittelt dem Streitschlichter wichtige Erfahrungen in Sozialkompetenz und Kenntnisse, die später einmal nützlich sein können. Zudem erhält er eine Bescheinigung, die für spätere Bewerbungen im Beruf sein soziales Engagement zeigen und sich positiv auswirken dürfte.


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