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Ängstliche Kinder in der Jugendgruppe

Ängstliche Kinder & Jugendliche in Jugendgruppen
Ängstliche Kinder & Jugendliche in Jugendgruppen
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Immer wieder kommen Kinder und Jugendliche in die Jugendgruppen, die ängstlich sind und sich weniger wie andere zutrauen. Um solche Kinder verstehen zu lernen ist es wichtig zu wissen woher Ängste kommen können. Leichtsinnig und fahrlässig wäre es, wenn man diese Kinder als Angsthasen bezeichnet bzw. zwingt Dinge zu tun, vor denen sie Angst haben ohne genau die Dimension der Ängste zu ergründen.

Ängste richtig verstehen

Angst ist ein unangenehmes Gefühl, das mit starker körperlicher Erregung verbunden ist. So hat Angst in der Gesellschaft meist einen schlechten Ruf. Ängste sollen besiegt werden, heißt es, und Ruhm und Ehre werden nur dem Mutigen zuteil. Ein Loblied auf den Ängstlichen muss erst noch geschrieben werden. Dabei sind Ängste der Situation oft durchaus angemessen; denn Angst ist ein wichtiges körpereigenes Alarmsystem, das uns bei Gefahr auf die Flucht vorbereitet oder unser Verhalten anderweitig in eine gute Richtung lenkt. Geteilte Ängste können soziale Bindungen stärken, da man in Gemeinschaft geschützter ist als alleine; die Angst vor negativen Konsequenzen (z. B. vor einer Verletzung oder Bestrafung) kann helfen, keine Dummheiten zu machen (z. B. einem Auto nicht auszuweichen, eine andere Person zu schlagen oder etwas zu stehlen). Kurzum: Wenn wir Angst haben, steht uns ein Problem vor Augen, das wir lösen müssen, und in der Regel kann die Angst dabei helfen.

Manchmal fallen Ängste jedoch aus dem Rahmen, wenn sie nämlich nicht mehr angemessen warnen, sondern zur Belastung werden. Dann kann die Angst Menschen daran hindern, mit ihrem Leben zurechtzukommen, und schränkt sie in ihrem Alltag ein. Wer z. B. große Angst davor hat, alleine in öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen oder überhaupt das Haus zu verlassen (Agoraphobie), kann kein normales Leben mehr führen. Bei solchen Angststörungen lassen sich gerichtete (phobische) und ungerichtete Ängste unterscheiden. Phobische Ängste werden durch eindeutig bestimmte, im Allgemeinen ungefährliche Situationen oder Objekte hervorgerufen. Hierzu gehören Ängste vor größeren Menschenansammlungen wie bei der Agoraphobie, Ängste vor negativer Bewertung durch andere wie bei der sozialen Phobie (hieraus resultiert dann z. B. die Angst, vor Publikum etwas vorzuführen/zu sagen oder an einer Prüfung teilzunehmen) oder spezifische Ängste vor ganz bestimmten Objekten oder Situationen (z. B. Blut, Spritzen, Aufzügen, bestimmten Tieren/Insekten, Höhen, Wasser, Dunkelheit) wie bei den isolierten Phobien. Das Spektrum des Angsterlebens reicht dabei von leichtem Unbehagen bis zu panischer Angst. Wichtig zu verstehen ist, dass all diese Ängste in ihrer Grundform "berechtigt" sind, denn im Extremfall können alle o. g. Situationen/Objekte tatsächlich eine Bedrohung darstellen.

Ungerichtete Ängste äußern sich entweder in einem ständigen und übertriebenen "sich Sorgen machen" über alles Mögliche (generalisierte Angststörung) oder werden rein körperlich erlebt. Anfallsartig erlebt man eine Panik, von der man gar nicht weiß, woher sie kommt, und die sich z. B. in Atemnot, Herzrasen, Übelkeit, Brustschmerzen, Schwitzen, Schwindel, Zittern oder auch einem Entfremdungsgefühl ("neben sich stehen") äußert. Diese körperlichen Symptome sind typisch für alle Angstreaktionen. Personen, die unter einer phobischen Angst leiden und wissen, was bei ihnen Angst auslöst, versuchen entweder, diese Körperreaktionen unter großer Anspannung zu ertragen, oder sie meiden die angstauslösenden Objekte/Situationen, um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen.

Manche Ängste sind gewissermaßen in unseren Genen verankert und entwickeln sich leichter als andere. Dazu gehört z. B. die Angst vor bestimmten Tieren/Insekten, Höhen und Enge. Grundsätzlich ängstigen wir Menschen uns aber auch vor dem, was wir nicht kontrollieren können, wenn wir uns also "ausgeliefert" fühlen. Und letztlich ist es auch das, was uns lebhaft im Gedächtnis bleibt, vor dem wir Angst haben, selbst wenn es sich dabei um ein irreales oder sehr seltenes Ereignis handelt. Horrorfilme können gerade bei Kindern, die noch nicht so gut zwischen Realität und Fantasie unterscheiden können, z. B. die Angst vor der Dunkelheit schüren, weil die Bilder des Films in der Erinnerung sehr präsent bleiben. Wer einmal ein Flugzeug abstürzen sah, hat vielleicht in Zukunft Angst, selbst zu fliegen, obwohl ein Flugzeugabsturz im Allgemeinen ein sehr unwahrscheinliches Ereignis ist.

Ängstliche Kinder in der Jugendgruppe verstehen

Kinder und Jugendliche in der Gruppe zeigen ihre Ängste durch Rückzug/Vermeidung, Verweigerung und Ablehnung ggü. bestimmten Aufgaben/Angeboten oder auch durch spontane Reaktionen wie Erstarren oder Weglaufen. Nicht immer gelingt es ihnen, ihre Ängste in Worte zu fassen. Gerade weil die Hintergründe oft nicht bekannt sind, empfiehlt sich ein behutsames Vorgehen. Auch ist die Grenze zwischen einer ängstlichen Persönlichkeit und einer behandlungsbedürftigen klinischen Störung nicht immer leicht zu erkennen.

Ängstliche und unsichere Jugendliche in Jugendgruppen
Ängstliche und unsichere Jugendliche in Jugendgruppen
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Während im letzteren Fall professionelle Hilfe nötig ist, kann bei einer ängstlichen Persönlichkeit auch schon gutes Zureden und Ermutigen helfen. Ein Versuch ist nie verkehrt, sollte aber nur fortgesetzt werden, wenn das Kind/der Jugendliche positiv darauf anspricht. Wenn die Angst besteht, weil eine Situation als unkontrollierbar erlebt wird, können auch Anleitung/Unterstützung und die Vermittlung von Fähigkeiten, Kompetenzen und Verständnis helfen. Das schafft Sicherheit beim Betroffenen. Zum behutsamen Umgang gehört aber auch, Ängste zu respektieren. Dazu sind Gruppenregeln und ein festes Auftreten durch die Leitung nötig, dass niemand wegen seiner Ängste lächerlich gemacht wird. Zur gegenseitigen Akzeptanz kann ein Gespräch über Ängste und ihre verschiedenen Erscheinungsformen in der Gruppe helfen, denn wer hat nicht schon selbst einmal Angst gehabt? Hier kann eine aufmerksame und sensible Gruppenleitung wertvolle Arbeit leisten.

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