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Psychische und seelische Gewalt

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Psychische und seelische Gewalt wie zum Beispiel Mobbing | ©: shootingankau - Fotolia

Jedem Jugendleiter ist natürlich klar, dass körperliche Gewalt eines Jugendleiters gegenüber einem Schützling tabu ist. Aber wie ist es mit psychischer und seelischer Gewalt? Auch dies sollte tabu sein. Das Problem daran ist, dass diese Form der Gewalt im Vergleich zur körperlichen Gewalt viel subtiler geschieht und daher in vielen Fällen nicht sofort offensichtlich wird. Dabei sind es vor allem Maßnahmen, die das Selbstwertgefühl des Kindes bzw. des Jugendlichen verletzen, die drastische Folgen haben können.

Vielen Jugendleitern fehlt das nötige Maß an Sensibilität im Umgang mit ihren Schützlingen. Sie geben – bewusst oder unbewusst – die eigenen Erfahrungen und Erlebnisse aus der Kindheit und Jugend an Mitglieder ihrer Gruppe weiter.

Dazu gehören Maßnahmen wie das Bloßstellen oder lächerlich-machen eines Kindes, welche sich direkt auf das Selbstwertgefühl auswirken. Aber auch Beleidigungen und das Erzeugen von Schuldgefühlen sollten unbedingt vermieden werden. Grundsätzlich gilt: Erziehungsmaßnahmen und Maßregelungen sollten niemals direkt vor der Gruppe vorgenommen werden. Gerade das Bloßstellen vor der Gruppe ist es, was Kindern bzw. Jugendlichen größte psychische und seelische Probleme bereitet. Oft erwachsen daraus auch Hänseleien und Demütigungen durch Gleichaltrige, durch die das Selbstwertgefühl noch weiter leidet.

Ich möchte einmal kurz auf die verschiedenen Formen des bloßstellen, des lächerlich-machens, des demütigen kurz eingehen – alles kleine Pfeile, die psychische und seelische Gewalt bedeuten.

  • Bloßstellen: vor den Freunden, Klassenkameraden vom Lehrer, Jugendleiter, von den Eltern bloßgestellt zu werden ist für ein Kind/Jugendlichen schlimm. Zum Beispiel liest der Lehrer die Arbeit desjenigen vor, der sich die schlimmsten Stilblüten und Fehler geleistet hat. Wie soll sich so ein Schüler fühlen? Als Versager! Der Jugendleiter nennt ein Gruppenmitglied vor allen anderen einen Versager, nur weil er das ein oder andere nicht hinbekommen hat.

  • Beleidigen: Beleidigungen kommen immer wieder mal vor. Es sind hier nicht die Beleidigungen gemeint, die man vielleicht noch aus Spaß mal sagt, sondern diejenigen, die den anderen treffen sollen. Und in der Position des Lehrers oder des Jugendleiters wiegen Beleidigungen gegenüber dem Kind sehr schwer. Das Kind empfindet so eine Beleidigung als „nicht wertgeschätzt zu werden“.

  • Abschätzig sprechen und urteilen: niemand möchte dass andere abschätzig über einen reden oder dass man verurteilt wird. Doch manche Menschen lassen das einen spüren und hören. Auch derjenige fühlt sich als „nicht wertgeschätzt“.

  • Schuldgefühle vermitteln: alles was das Kind/der Jugendliche macht ist falsch, wird kritisiert und schlecht kommentiert. Das vermittelt Schuldgefühle „ich habe einen Fehler gemacht“ und ruft eine „Angst vor dem Fehler“ für zukünftige Aufgaben/Aktionen hervor.

  • Strafmaßnahmen: Strafen sind immer umstritten, doch Strafen vor allen anderen wiegen viel schwerer. Die „Machtposition“ des Strafenden und die „machtlose Situation“ des Gestraften ruft beim Kind ein Gefühl des „Ausgeliefertseins“ hervor. Und für das ein oder andere Vergehen kann das Kind oftmal gar nichts, wird aber bestraft. Noch schwerer wiegen natürlich körperliche Züchtigung, oder demütigende Situationen wie „in die Ecke stehen“, „auf dem kalten Boden sitzen müssen“ etc.

  • Demütigungen: wenn ein Kind/Jugendlicher vor allen anderen „vorgeführt“ wird und demütigende Dinge machen muss wie zum Beispiel „irgendetwas ekliges essen“, sich nackt auszuziehen, mit einem Eselskopf umherlaufen muss, dann sind das Vorfälle, die das Kind/der Jugendliche nie mehr vergessen wird. Demütigungen sind Maßnahmen, wo ein Jugendleiter (oder auch Lehrer, Erzieher, etc.) jemand „seine Macht ausübt“ um ein Kind „zu erziehen“, in seiner Psyche zu brechen“ um sich den Anordnungen, der Meinung des Jugendleiters zu unterwerfen.

  • Verspotten: Spott und Hohn sind wie beleidigen, verurteilen, demütigen und bewirken, dass der Jugendliche als Versager dasteht und sich auch so fühlt. Hinzu kommt, dass er sich ausgeschlossen fühlt.

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Die Folgen von selbstwertgefühlverletzenden Erziehungsmaßnahmen

Ist das Selbstwertgefühl eines Kindes oder Jugendlichen erst einmal nachhaltig geschädigt, können daraus unabsehbare (Langzeit-) Folgen erwachsen.

Die Folgen beim Kind/Jugendlichen:

  • Rückzug / Isolierung: Bei den einen schlägt das Verhalten mit der Zeit in einen Rückzug aus sämtlichen sozialen Kontakten mit entsprechender Isolation um. Oftmals sind damit auch Probleme in der späteren Partnersuche verbunden.

  • Aggressivität: Bei anderen zeigt sich ein zunehmend aggressives Verhalten. Diese Kinder und Jugendlichen versuchen, den fehlenden Selbstwert durch (vermeintliche) körperliche Stärke zu kompensieren. Wissenschaftliche Untersuchungen und Studien haben gezeigt, dass ein aggressives Verhalten gegenüber anderen Kindern und Jugendlichen fast immer aus einer Störung des Selbstwertgefühls beim Täter hervorgeht. Hier sind also Eltern, Jugendbetreuer andere Erziehungspersonen gefragt, dem Nachwuchs ein möglichst starkes Selbstwertgefühl zu vermitteln, so dass Kinder und Jugendliche es erst gar nicht nötig haben, ihren Selbstwert durch körperliche Überlegenheit gegenüber Schwächeren zu demonstrieren.

  • Unsicherheit: wer permanent vor allen anderen erfahren muss, dass immer alles falsch ist, was man tut, ist es kein Wunder, wenn derjenige sich überhaupt nichts mehr zutraut und immer unsicherer wird. Mit dieser Unsicherheit im Gepäck wird der Jugendliche zum Beispiel bei einer späteren Bewerbung nicht gerade sehr selbstsicher auftreten und eher unsicher wirken, je nachdem wie das Gespräch verläuft. Also auch hier haben die „selbstwertverletzenden Maßnahmen“ ungeahnte Folgen für das spätere Leben.

  • Gefühl des Verlierens, des Versagens: auch hier ist sehr leicht nachzuvollziehen wie das Gefühl des Verlierens und des Versagens entstanden ist. Jede Kritik, jedes abschätzig gesagte Wort über die Leistung ist ein Tropfen, der irgendwann das Fass zum Überlaufen bringt. Und immer wieder als Versager vorgeführt zu werden, kein Wunder wenn sich derjenige danach selber als Versager fühlt.

  • Traumwelt: die Flucht in eine Traumwelt kann ebenfalls eine Folge sein. Hier fühlt sich der Jugendliche als Held, als Chef bzw. endlich mal als derjenige der die Macht hat. Diese Flucht können Computerspiele sein, die dem Jugendlichen dieses Gefühl vermitteln, aber auch Träumereien und Hirngespinste „studieren um später einmal ganz groß dazustehen“. Die Realität wird ausgeblendet: durch das kaum vorhandene Selbstbewusstsein sind die Noten in der Schule so schlecht, dass das Studieren noch in weiter Ferne ist. Ohne Therapie, ohne „selbstbewusstseinsfördernde Maßnahmen“ wird der Jugendliche weiter in seiner Traumwelt verharren und es bleiben Träume.

  • Streben nach Geltung, Überlegenheit: um endlich selbst einmal in die Machtposition zu kommen, um endlich „auch einmal jemand zu sein“ strebt der Jugendliche nach Geltung. Das Erreichen von Überlegenheit äußert sich nicht selten in Form von Mobbing (ich mache einen anderen fertig), oder in waghalsigen Aktionen nur um zur Geltung zu kommen. Es sind alles Anstrengungen, die jedoch in der Regel das eigene Selbstwertgefühl nicht nachhaltig stärken, sondern nur auf Kosten anderer.

Man muss sicherlich nicht extra darauf hinweisen, dass Jugendleiter, die solche verletzenden Maßnahmen anwenden fehl am Platz sind, ganz davon abgesehen, dass so ein Verhalten dazu führt, dass solche Jugendlichen nicht mehr kommen wollen. Solche Jugendleiter scheinen selbst ein psychisches Problem zu haben und sehen das Kind, den Jugendlichen nur als Opfer an, an welchem sie ihre Macht ausüben können. Ich finde es gibt nichts Schlimmeres, als Kinder und Jugendliche auf so eine subtile Art zu quälen. Die langfristigen Schäden, die dadurch beim Kind hervorgerufen werden sind enorm und können weit bis ins Erwachsenenalter nachwirken.

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