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Rechtsextremismus: Wie und warum werden Jugendliche in den Bann rechtsextremer Gruppen gezogen?

Immer wieder tauchen in den Medien Bilder von Jugendlichen auf, die sich rechtsextremen Gruppen angeschlossen und deren zweifelhafte Ideale übernommen haben. Die entsprechende Darstellung nach außen ist fast immer gleich: Durch Kleidungsstil, Körpersprache und Parolen entsteht ein bedrohlicher Eindruck, die Mitglieder solcher Gruppen grenzen sich ganz bewusst von der Mitte unserer Gesellschaft ab, obwohl sie doch angeblich für das Wohl des deutschen Volkes kämpfen.

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Rechtsextremismus: Wie und warum werden Jugendliche
in den Bann rechtsextremer Gruppen gezogen
©: Lisa Spreckelmeyer, pixelio.de

Doch warum sind gerade Jugendliche und junge Erwachsene so empfänglich für die Parolen rechtsextremer Gruppierungen und werden somit in deren Bann gezogen?

Diese Frage wiegt umso schwerer, als das von einem Großteil der Jugendlichen kein besonderer politischer Standpunkt vertreten wird. Vielmehr wird generell auf alle Politiker geschimpft, und man möchte mit ihnen kaum etwas zu tun haben. Geht es jedoch um die Politik der Extreme, sowohl von rechts als auch von links, finden sich gerade in diesen Lagern deutlich mehr Jugendliche, als in allen anderen politischen Lagern.

Begünstigende Voraussetzungen im familiären Umfeld

Mittlerweile dürfte bekannt sein, dass unter den Jugendlichen in rechtsextremen Gruppierungen sehr viele Mitglieder sind, die aus instabilen oder sogar zerrütteten Familienverhältnissen stammen. Allerdings muss in diesem Zusammenhang klar betont werden, dass es sich dabei in der Regel um keine Mitglieder handelt, die aufgrund politischer Überzeugungen und entsprechender Standpunkte in die jeweilige rechtsextreme Gruppierung eingetreten sind. Die Gründe für die Mitgliedschaft sind hier ganz anders geartet. Die Jugendlichen finden in der jeweiligen Gruppierung genau den Halt, welchen sie von zu Hause aus bzw. in ihrem familiären Umfeld nicht erhalten. In der Gruppe herrscht eine klare Ordnung, es gibt festgelegte Strukturen, Abläufe und Regeln. Gerade Jugendliche in der Phase der Adoleszenz brauchen solche festen Strukturen, um entsprechenden Halt im Leben zu finden. Können ihnen die Eltern oder andere nahestehenden Menschen diesen Halt nicht geben, suchen sie ihn sich eben woanders.

Wir können also festhalten: Um in den Bann rechtsextremer Gruppierungen gezogen zu werden, bedarf es mitnichten einer nach rechts ausgerichteten politischen Einstellung. Auch völlig andere Faktoren sind dafür verantwortlich, dass Jugendliche sich in solchen Gruppierungen wohl fühlen und sich diesen daher gerne anschließen.

Allerdings sind mit dieser These längst nicht alle Fälle geklärt, in denen Jugendliche in der Pubertät nach rechts ausweichen und sich den entsprechenden Gruppierungen anschließen. Um zu verstehen, wie man in diesem Alter überhaupt einen Hang zum Rechtsradikalismus entwickelt, muss zunächst geklärt werden, wie sich Jugendliche generell ein politisches Denken aneignen.

Aus der Mitte der Gesellschaft in die rechte Ecke

Deutlich schwieriger zu erklären als bei Jugendlichen, die aus zerrütteten familiären Verhältnissen stammen und daraufhin ins rechte Lager wechseln, ist eine solche Tendenz bei denen, die sozusagen aus der Mitte unserer Gesellschaft stammen. Es handelt sich hierbei also um Angehörige der Mittelschicht, teilweise sogar der Oberschicht, die trotz gefestigtem familiären Hintergrund und durch die Eltern vorgegebener ethischer und moralischer Werte irgendwann ins rechte Lager abdriften.

Die Gründe hierfür können vielfältig sein. So ist beispielsweise bekannt, dass es dem Verständnis des Rechtsextremismus entspricht, bestimmte soziale Schichten und Gruppen aufzuwerten, während andere Schichten entsprechend abgewertet werden. Zu den erstgenannten zählen beispielsweise Männer, hellhäutige Menschen und Christen, abgewertet dagegen werden Dunkelhäutige, Muslime und generell Frauen. Verfügt ein Heranwachsender Mensch über wenig Selbstbewusstsein, kann ihm die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, die ihn aufgrund angeborener bzw. nicht selbst gewählter Merkmale aufwertet, mehr Selbstbewusstsein geben. Hier fühlt sich der Heranwachsende stark und einer privilegierten Gruppe von Menschen zugehörig, gegenüber den anderen entsprechend abfallen.

Zudem streben Jugendliche in der Phase der Pubertät stets nach Anerkennung und dem Ausdruck ihrer Individualität. Durch die Zugehörigkeit zu einer rechten Gruppierung stellen sie ihre Individualität heraus und erfahren außerdem die entsprechende Anerkennung durch ihre Gruppenkameraden, teilweise sogar durch Teile der Gesellschaft. So erfährt der Jugendliche einerseits die Anerkennung, die er so gerne haben möchte, kann auf der anderen Seite aber auch seine Einzigartigkeit und seine Individualität ganz deutlich herausstellen. Obwohl er sich in seiner Gruppierung am Rande der Gesellschaft bewegt, bekommt er das Gefühl, mit den entsprechenden Aktionen aktiv etwas für die Gesellschaft zu tun - eine gefährliche Kombination, wie sich in der Vergangenheit schon so oft gezeigt hat.

Wie kommen Jugendliche mit rechtsextremen Gruppierungen in Kontakt bzw. werden dort hineingezogen?

In der Regel kommen Jugendliche durch Freunde das erste Mal mit rechtsextremem Gedankengut und den entsprechenden Gruppierungen in Kontakt. Sie werden beispielsweise dazu eingeladen, sie zu einem Gruppentreffen zu begleiten oder eine andere Veranstaltung zu besuchen. Geht ein wenig gefestigter Jugendlicher einmal dort mithin, ist es um ihn in der Regel geschehen. Gerade Interessenten bzw. interessierte Neulinge werden von den höherrangigen Mitgliedern solcher Gruppierungen gerne unter die Fittiche genommen und entsprechend bearbeitet, um aus ihnen fanatische Anhänger zu machen.

Inzwischen verlassen sich rechtsextremen Gruppierungen aber längst nicht mehr nur darauf, durch das Netzwerk ihrer Mitglieder an neue Interessenten zu kommen. Sie werden selbst aktiv, indem sie beispielsweise Flyer, Broschüren oder auch CDs mit rechtsextremer Musik an Schulen und Jugendeinrichtungen verteilen. Das Perfide daran: Der rechtsextreme Bezug ist bei vielen solcher Propagandamaterialien auf den ersten Blick überhaupt nicht zu erkennen. Es geht beispielsweise nur darum, den Jugendlichen für die Musik zu begeistern oder ihn zu einem Treffen netter Leute einzuladen.

In diesem Zusammenhang ist die Zusammenarbeit zwischen Schulen, Jugendbetreuern und Eltern enorm wichtig, wenn es darum geht, Prävention gegen die Sogwirkung rechter Gruppierungen auf Jugendliche zu betreiben. An Schulen beispielsweise sollte stets wachsam darauf geachtet werden, ob sich fremde Menschen auf dem Schulgelände befinden und dort eventuell Propagandamaterialien verteilen. Gleiches gilt für Institutionen wie Jugendhäuser und Jugendzentren. Und auch die Eltern sollten immer das Gespräch mit ihren Kindern suchen und dabei auch Interesse für das politische Gedankengut des Kindes zeigen. Schon harmlose, nebensächlich getätigte Äußerungen können darauf hinweisen, dass sich das Kind in einem Prozess befindet, in dem es in die Rechtsradikalität abrutscht. Nur wenn diese Tendenz möglichst frühzeitig erkannt wird, kann entsprechend gegengesteuert werden.

Kann „richtiges politisches Denken“ erlernt werden?

Zu kaum einem anderen Themenbereich wird sich so häufig und so leidenschaftlich gestritten, wie zu politischen Themen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob es überhaupt ein richtiges politisches Denken gibt, und – wenn ja - ob dieses Denken denn auch erlernt werden kann.

Früher ging man davon aus, dass bereits im frühkindlichen Stadium der Sozialisation die entscheidenden Grundsteine für die spätere politische Einstellung eines Menschen gelegt werden. Mittlerweile ist diese These äußerst umstritten und teilweise auch widerlegt. Es hat sich herausgestellt, dass insbesondere die Phase der Pubertät bzw. der Adoleszenz prägend für die spätere politische Einstellung und Überzeugung eines Menschen ist. Und in Bezug auf diese Phase wiederum ging man bis vor wenigen Jahren davon aus, dass die politische Einstellung der Eltern einen großen Einfluss auf die politische Entwicklung des Kindes nimmt. Oder kurz gesagt: Man war der Meinung, dass viele Kinder die politische Einstellung ihrer Eltern einfach übernehmen, ohne sie wirklich zu hinterfragen.

Allerdings sieht man auch dies heute etwas anders. Laut wissenschaftlicher Studien ist es gar nicht so wichtig, welche politische Überzeugung die Eltern eines Kindes haben. Viel wichtiger ist, dass überhaupt innerhalb der Familie über politische Ansichten und Prozesse in regelmäßigen Abständen gesprochen und auch diskutiert wird. Es sollte also von Seiten der Eltern ein generelles politisches Interesse vorhanden sein, das dann auch die politische Entwicklung des Kindes entsprechend positiv beeinflusst.

Und natürlich spielen in diesem Zusammenhang auch die üblichen Faktoren wie der Umgang der Familienmitglieder untereinander, die grundsätzlich Art und Weise der Kommunikation innerhalb einer Familie und die Normen und Werte der Familie eine wichtige Rolle. Je harmonischer und ausgeprägter das Familienleben und der Zusammenhalt untereinander ausfallen, desto positiver wird die politische Entwicklung des Kindes verlaufen. So gesehen lässt sich also das richtige politische Denken durchaus erlernen - allerdings nicht so, wie es die meisten Menschen zunächst annehmen.

Jugendgruppen – es gelingt nicht immer mit der Integration

Wer schon längere Zeit Jugendarbeit betreibt weiß, dass es nicht immer gelingt, dass sich Jugendliche in eine Jugendgruppe integrieren und einbringen können. Das kann viele Ursachen haben. Diese vielleicht auch teilweise sogenannten schwierigen Jugendlichen verlassen die Gruppe und suchen sich eine neue Gruppe, in welcher sie sich besser akzeptiert und aufgenommen fühlen.

Aggressive Jugendliche, Jugendliche die um Anerkennung ringen, welches der gemeine Jugendleiter vielleicht gar nicht erkennt, sondern eher als störend abtut, sind gerade die Jugendlichen, die die Gruppe dann mal verlassen werden und sich eine Gruppe suchen, die nicht dem „Mainstream“ angehört.

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