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Emotionale Intelligenz – Gefühle verstehen lernen

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Emotionale Intelligenz – Gefühle verstehen lernen | ©: alephnull - Fotolia

Zsfg.: Die Emotionale Intelligenz ist die Fähigkeit, seine eigenen Gefühle, aber auch die Gefühle beim Anderen richtig einschätzen und verstehen zu können um dadurch mit sich selbst und auch mit dem Anderen angemessen umgehen zu können. Bei der Auswahl von Führungskräften spielt die Emotionale Intelligenz eine große Rolle. Aber auch für die Jugendarbeit lohnt es sich die entscheidenden Aspekte der Emotionalen Intelligenz einmal näher zu betrachten. Für eine erfolgreiche Jugendarbeit bedarf es Jugendleiter(innen) mit einer guten Portion Emotionaler Intelligenz.

In früheren Zeiten nahm man an, dass die Intelligenz eines Menschen ausschließlich sein Wissensschatz verkörpere. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts, etwa um das Jahr 1920, beschrieb der Psychologe Edward Thorndike dann erstmals eine weitere Form der Intelligenz, über die alle Menschen verfügen, allerdings nicht jeder im gleichen Maß. Er nannte diese Intelligenzform damals „Soziale Intelligenz“. Seine Beschreibung dieser Intelligenzform hielt jedoch zu dieser Zeit noch keinen Einzug in die Wissenschaft. So wurden beispielsweise Intelligenztests immer nur nach dem alten Muster ausgearbeitet, in denen man ausschließlich das Faktenwissen des Getesteten abfragte.

Es sollte schließlich noch etliche Jahr dauern, bis aus der von Thorndike entdeckten sozialen Intelligenz auf die emotionale Intelligenz geschlossen werden konnte und man schließlich auch erkannte, welch bedeutende Auswirkungen diese Form der Intelligenz auf das gesamte Leben hat.

Heute ist es selbstverständlich, in Intelligenztests nicht nur das Faktenwissen und Fähigkeiten wie Kombinatorik, abstraktes Denken etc. vom Teilnehmer abzufragen, sondern auch Aufgaben zur emotionalen Intelligenz zu stellen.

Aspekte der emotionalen Intelligenz

Mittlerweile dürfte hinlänglich bekannt sein, dass auf Faktenwissen basierende Intelligenz allein nicht unbedingt dazu beiträgt, sich in unserer von sozialen Kontakten und Gefühlen geprägten Welt zurechtzufinden. Die emotionale Intelligenz beinhaltet also die Fähigkeit, sich in einer sozialen und vielschichtigen Welt zu bewegen, soziale Kontakte zu knüpfen, eigene Gefühle und Empfindungen entsprechend verstehen zu lernen und sich zurechtzufinden. Dazu gehören viele verschiedene Aspekte, zum Beispiel:

Beziehungen knüpfen

Egal ob beruflich oder privat, Liebesbeziehung oder Freundschaft - der Mensch ist ein soziales Wesen und knüpft sein ganzes Leben lang Beziehungen zu anderen. Trotzdem fällt es vielen Menschen schwer, sich in andere hineinzuversetzen, deren Motive, Gefühle und Beweggründe zu verstehen bzw. nachzuvollziehen. Emotionale Intelligenz bedeutet in diesem Zusammenhang, anderen Menschen Verständnis, Mitgefühl und mitunter auch Nachsichtigkeit entgegenzubringen, um diese nicht in ihren Gefühlen zu verletzen und ein harmonisches Miteinander aufzubauen.

Selbstreflexion

Auch die Selbstreflexion gehört zu den Fähigkeiten der emotionalen Intelligenz. Man versteht darunter die Fähigkeit, über die eigenen Handlungen, Motive und Fähigkeiten nachzudenken und die entsprechenden Schlüsse daraus zu ziehen. Man kann es auch als Selbstmanagement bezeichnen, welches die eigenen Gefühle und Handlungen kennt und unter Kontrolle hat.

Eigen- und Fremdwahrnehmung

Wer sowohl über das eigene als auch das Verhalten anderer Menschen reflektieren will, benötigt zunächst einmal die Fähigkeit zur Wahrnehmung. Hier geht es nicht um Äußerlichkeiten, sondern vor allem um die Wahrnehmung von eigenen Gefühlen. Nur wer dafür eine ausreichende Sensitivität besitzt, kann emotional intelligent denken und handeln. Wer seine eigenen Gefühle wahrnehmen kann, dem wird es auch gelingen die Gefühle des anderen wahrzunehmen und versuchen verstehen zu lernen. Und damit wären wir beim nächsten wichtigen Punkt der Empathie, dem Einfühlungsvermögen.

Empathie

Unter Empathie versteht man die Fähigkeit, auf emotionale Zustände anderer Menschen in angemessener Art und Weise zu reagieren. Grundlage dafür ist, diese Zustände überhaupt wahrzunehmen, da sie oft unausgesprochen bleiben. Um entsprechend zu reagieren, müssen außerdem die richtigen Schlüsse aus den Wahrnehmungen gezogen werden. Es geht also darum die Gefühle des anderen verstehen zu lernen (sich in den anderen einfühlen zu können). Wenn dies uns gelingt, dann wird auch eine „Beziehung – ein Verstehen“ und somit auch ein angemessener Umgang miteinander möglich sein.

Worin unterscheiden sich EQ (Emotionaler Intelligenzquotient) und IQ („klassischer“ Intelligenzquotient)?

Der klassische Intelligenzquotient kennzeichnet die Fähigkeiten eines Menschen, Probleme und an ihn gestellte Aufgaben zu lösen. Wichtigste Eigenschaft zur Erweiterung des IQs ist das bewusste Lernen, wie man es beispielsweise aus der Schule, der Universität oder aus beruflichen Weiterbildungen kennt. Das bedeutet: Der IQ kann bis zu einem gewissen Grad verändert (gesteigert) werden. Allerdings bildet sich der IQ mit zunehmendem Alter wieder zurück, da der Mensch wichtige geistige Fähigkeiten verliert. Anders der EQ. Dieser schöpft seine Fähigkeiten vor allem aus Erfahrungen. Er nimmt daher im Alter nicht ab, sondern wächst bis (fast) zum Lebensende. Eine Kombination aus hohem IQ und ebenso ausgeprägtem EQ stellt somit das Ideal dar. Übrigens sind die meisten Einzelfähigkeiten zur emotionalen Intelligenz – wie auch die Fähigkeiten der klassischen Intelligenz - ebenfalls erlernbar.

Wo bzw. in welchen Bereichen ist emotionale Intelligenz im täglichen Leben wichtig?

Man bezeichnet die emotionale Intelligenz auch als „Bildung des Herzens“. Menschen, die ein hohes Maß dieser Intelligenz besitzen, erkennt man an ihrem gefühlvollen Umgang mit ihren Mitmenschen. Eine Tatsache ist aber auch, dass Menschen mit hoher emotionaler Intelligenz im Beruf fast immer erfolgreicher sind, obwohl ihre fachliche Qualifikation oft niedriger liegt.

Im sozialen Kontakt mit anderen Menschen und überall dort, wo Fingerspitzengefühl gefragt ist, ist emotionale Intelligenz besonders wichtig. Sie gibt uns die Fähigkeit, sich in die Lage unseres Gegenübers zu versetzen und dessen Gefühle und Beweggründe nachzuvollziehen. Anschließend können wir unsere Handlungen entsprechend darauf einstellen. Auch in einer Gruppe ist emotionale Intelligenz daher sehr wichtig – besonders dann, wenn die Gruppe ein gemeinsames Ziel verfolgt. Emotional intelligente Menschen stellen ihre eigenen Interessen zurück und bündeln somit die Kräfte, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Sie sind kontrolliert, motiviert und nehmen die Gefühle und Probleme ihrer Mitmenschen ernst.

Fazit für die Jugendarbeit

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Gefühle und Reaktionen verstehen lernen | ©: Kurt Michel pixelio.de

Ein gefühlvoller Umgang mit dem Kind, dem Jugendlichen – so soll es sein und trotzdem ist dies bei vielen Jugendleiter(innen) oft schon schief gelaufen. Warum? Weil es demjenigen nicht gelungen ist sich in die Gefühle des Kindes/des Jugendlichen einzufühlen um dadurch auch die Beweggründe, die Ursachen seines Handelns verstehen zu lernen. Das ist für viele Jugendleiter(innen) jedoch nicht so einfach, weil sie selbst noch mit ihren eigenen Gefühlen so beschäftigt sind, dass sie sich in die Gefühlswelt des Jugendlichen nicht eindenken können.

Die Beziehungsfähigkeit eines Jugendleiters ist unheimlich wichtig im Umgang mit den Kindern und Jugendlichen. Gerade für Jugendleiter ist es wichtig Beziehungen knüpfen zu können, die Kinder, die Jugendlichen „erreichen“.

Vielleicht könnt ihr einmal im Mitarbeiterkreis darüber reden, oder jeder für sich über diese Fragen nachdenken:

  • Wie sehe ich mich selbst, wie nehme ich mich selbst wahr?

  • Kenne ich meine Gefühle und deren Auslöser? Warum werde ich wütend? Warum mag ich bestimmte Personen (nicht)? Kenne ich Eifersucht? Kenne ich Angstsituationen bei mir? Kenne ich „Einsamkeit“, „Verlassen werden“, „Verwöhnung“, „Hilflosigkeit“, „das Gefühl der Minderwertigkeit“?

  • Habe ich mich unter Kontrolle: meine Gefühle, Emotionen und Handlungen?

  • Habe ich Einfühlungsvermögen, kann ich mich in den anderen einfühlen, wie er fühlt, in welcher Beziehung er zu anderen steht?

  • Kann ich Beziehungen aufbauen, kann ich Beziehungen zum anderen knüpfen?

  • Kenne ich meine Gruppenmitglieder überhaupt? Was weiß ich von ihnen? Wie sie leben, fühlen, denken? Wieviel rede ich mit dem Einzelnen? Interessiere ich mich für den Einzelnen?

Erfolgreiche Jugendarbeit geht nur mit Jugendleiter(innen), die Beziehungen zum Kind, zum Jugendlichen aufbauen können. Das kann nur gehen, wenn man seine eigenen Gefühle kennenlernt und sich in die Gefühlswelt des Kindes/des Jugendlichen eindenken kann. Dann gelingt es auch einen „Draht zum Kind“ zu finden um Reaktionen und Handeln zu verstehen und angemessen darauf reagieren zu können.

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