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Selbstwertgefühl und Selbstsicherheit vermitteln

Selbstvertrauen   Bild Nr.:32854453
Selbstvertrauen und Mut: ich bin sicher, ich kann das...
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Sehr selbstbewusste Menschen besitzen Fähigkeiten, die mit Vertrauen in die eigene Stärke, mit Mut und Entscheidungskraft zu tun haben und sich selber ihrer Sache und über sich selbst sicher sind. Sie fühlen sich gleichwertig und wertgeschätzt und zeigen keine Angst & Unsicherheiten in Bezug zu anderen Menschen.

Doch wie können diese Eigenschaften entstehen? Heute wissen wir, dass die Weichen bereits in den ersten Lebensjahren hierfür gestellt werden. Um Kinder und Jugendliche zu Persönlichkeiten heranreifen zu lassen brauchen diese viel Zuwendung, Liebe, Geborgenheit, Unterstützung, Ansporn und Zuspruch. Es gibt viele Kleinigkeiten, die dazu führen können, dass diese „Persönlichkeitsentwicklung“ gestört wird und dazu führt, dass aus den noch jungen Persönlichkeiten unsichere und mit einem mangelnden Selbstwertgefühl ausgestattete Menschen werden.

In diesem kurzen Artikel möchten wir einige Tipps und Hinweise geben, welchen Beitrag gerade die Jugendarbeit bzw. der/die Jugendleiter(innen) haben um Kinder und Jugendlichen auf ihrem Weg zu selbstsicheren Persönlichkeiten zu begleiten und zu unterstützen.

Unsicherheit und Selbstsicherheit
Unsicherheit verlieren - Selbstsicherheit und Vertrauen zu
sich gewinnen | ©: www.praxis-jugendarbeit.de

Wie zeigt sich Selbstsicherheit?

Wie eingangs erwähnt trauen sich selbstsichere Personen selbst was zu und lassen sich nicht so einfach vor Aufgaben und Situationen zurückschrecken.

Selbstsicherheit hat auch nichts mit Selbstüberschätzung zu tun, sondern auch dem Wissen „ich kann was ich kann“ und derjenige weiß auch er muss nicht unbedingt alles können, oder immer besser sein zu wollen wie andere.

Ein Merkmal dürfte noch die Angstfreiheit sein. Damit ist nicht gemeint todesmutig sich in irgendeine Aufgabe hineinzustürzen, sondern angstfrei – vor allem gegenüber anderen Menschen an eine Aufgabe sich heranmachen, oder auch eine Meinung zu äußern, egal ob diese nun von den anderen akzeptiert wird oder nicht.

Welche Eigenschaften deuten auf ein geringes Selbstwertgefühl hin?

In der Regel plagen Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl Zweifel und Ängste in vielerlei Hinsicht. Selbstzweifel, Selbstverurteilung, Selbstmitleid kreisen immer wieder in Gedanken in einem rum. Typische Aussagen, Meinungen oder Einstellung zu sich selbst könnten sein:

  • Ich kann nichts und bin ein Versager (es fehlt das Selbstvertrauen in die eigene Leistung und Leistungsstärke)

  • Andere sind besser, beliebter, attraktiver als ich

  • Ich habe immer Pech, die anderen haben das Glück gepachtet

  • Ich mag mich nicht und wirke auf andere unsympathisch

  • Alles was ich sage ist falsch und ich fühle mich abgelehnt bzw. falsch verstanden

  • Ich kann mich nicht entscheiden was ich will, nein sagen kann ich aber auch nicht

  • Ich bin sehr stimmungsschwankend und habe mich nicht im Griff und bin leicht aus der Bahn zu werfen.

Wie kann man Selbstsicherheit gewinnen, bzw. wie geht es verloren?

Die gerade genannten Eigenschaften dürften dem ein oder anderen sicherlich bekannt sein und liegen mal mehr oder weniger ausgeprägt vor. Dass das so ist hängt von vielen Ursachen ab, die dazu führten, dass man in seiner Entwicklung vom Kleinkind, Kind, Jugendlichen hin zum Erwachsenen viele (in der Regel unbewusste) Weichenstellungen erlebt hat, so dass sich ein Selbstwertgefühl und die damit einhergehende Selbstsicherheit hat entwickeln können, oder auch nicht.

Die ersten paar Lebensjahre sind entscheidend. Je nachdem welche Möglichkeiten dem Kind geboten wurden sich zu entwickeln stärkt das das Selbstwertgefühl, oder lässt es später einmal ängstlich und unsicher werden.

Was hat das Kind womöglich negatives erlebt?

Fehler

Durfte das Kind Fehler machen? Oder wurde es sofort kritisiert und entwickelte mit der Zeit eine Angst vor dem Fehler? Das führt dann dazu, dass sich das Kind scheut Aufgaben zu übernehmen aus Angst es könnte ein Fehler passieren.

Kritik

Natürlich ist Kritik nicht schlecht sondern auch hilfreich. Aber wenn überzogen kritisiert wird und das Kind sich nur noch als „Versager“ erlebt, dann ist das absolut nicht hilfreich. Es ist eine Kunst positiv zu kritisieren, denn dann erlebt das Kind die Kritik als Hilfe und Aufmunterung es beim nächsten Mal besser zu machen.

Überängstlichkeit

Manche Kinder werden so überängstlich von den Eltern erzogen, dass dem Kind überhaupt kein Freiraum ermöglicht wird sich „frei zu bewegen“ und auszuprobieren. Überall können Gefahren lauern sei es das schlechte Wetter, im Freien beim Spielen, zusammen mit Freunden, oder unterwegs mit dem Fahrrad oder zu Fuß. In Watte gepackte Kinder, die sich nicht dreckig machen dürfen, bei Wind und Wetter lieber zu Hause bleiben müssen und überallhin gefahren werden – man raubt diesen Kindern viel Freiraum und schottet diese Kinder regelrecht ab. Die Unsicherheit und Angst der Eltern überträgt sich auf das Kind.

Verwöhnung

Jedes Kind wird von den Eltern geliebt und manche Eltern schießen über das Ziel hinaus. Jeder Wunsch des Kindes ist Befehl und für das Kind nur das Beste. Diese Verwöhnung führt dann dazu, dass dem Kind alles abgenommen wird und für das Kind alles gemacht wird. Was soll das Kind also noch selber tun? Später wird es einmal unter dieser Verwöhnung leiden (es wird vermutlich jedoch nicht wissen, dass diese Verwöhnung die Ursache war) und sich sehr wenig zutrauen. Es hatte ja davor nie die Gelegenheit sich selbst auszuprobieren, selbst mal für sich zu sorgen, selbst Fehler zu machen. Wieder ein in Watte gepacktes Kind!

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Erwartungsdruck

Natürlich wünschen sich alle Eltern, dass aus ihrem Kind mal was wird. Jedoch zu hohe Erwartungen der Eltern an das Kind führen zu einer Überforderung des Kindes. Die Erwartungen sind so hoch, dass das Kind diese Erwartungen nicht erfüllen kann und sich jedoch unter Druck gesetzt fühlt. Es möchte ja den Eltern gefallen und deren Erwartungen erfüllen. Das Kind wird mutlos: ich schaffe das nicht, ich kann das nicht, ich bin dumm, ich bin ein Versager. Hinzu kommt, dass viele Eltern noch den Vergleich mit anderen ziehen: „sieh mal, der lernt“, „Sie mal, der hat bessere Noten, ist besser im Sport, packt die Sache besser an wie du!“.

Was könnte es im besten Fall positives erlebt haben?

Nun ja im Prinzip die Umkehrung dessen, was gerade an Punkten aufgeführt wurde.

  • Jedes Kind sollte Fehler machen dürfen – denn nur aus eigenen Fehlern kann man etwas lernen.

  • Positive Kritik erlebt die dem Kind geholfen hat aus Fehlern zu lernen. Die Kritik wurde als Hilfe und Tipp erlebt und nicht als Vorwurf, oder als „so und nicht anders musst du es machen“.

  • Die Eltern waren nie überängstlich, haben dem Kind etwas zugetraut und haben das Kind eigene Erfahrungen machen lassen. Kleine Aufgaben wurden übertragen, so dass das Kind Selbständigkeit und dadurch auch Selbstsicherheit gewinnen konnte.

  • Leistungsdruck, Erwartungsdruck wurde an das Kind nie herangetragen, vielmehr Ermutigung an einer Sache dran zu bleiben (zum Beispiel beim Lernen).

  • Das Kind wurde so angenommen wie es ist und kein Vergleich mit anderen gezogen.

Umsetzung in der Jugendarbeit: Selbstsicherheit stärken – Selbstwertgefühl vermitteln

Überwindung, Mut und Zutrauen stärkt das Selbstvertrauen
Überwindung, Mut und Zutrauen stärkt das Selbstvertrauen | ©: www.praxis-jugendarbeit.de

Auch wenn das Selbstwertgefühl sich bereits in der frühesten Kindheit durch die engsten Bezugspersonen, die Eltern, entscheidend beeinflusst und geprägt hat, so können aber auch Erfahrungen, die danach kommen, in der Schule, in Jugendgruppen mit Gleichaltrigen noch eine große Rolle spielen. Diese Erfahrungen können nochmals das Selbstwertgefühl positiv wie auch negativ beeinflussen. Erfolgserlebnisse in der Schule, sportliche Erfolge im Sportverein tragen zu einer Stärkung des Selbstbewusstseins bei. Mobbing, Hänseleien, oder erlebte Gewalt haben hingegen negative Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl.

Mit diesen Tipps kann jeder Jugendleiter seinen Beitrag leisten, dass das Selbstwertgefühl der Kinder und Jugendlichen gestärkt wird und keinen Schaden nimmt.

  • nicht verunsichern und somit Blockaden aufbauen
  • dem Kind ermöglichen eigene Erfahrungen machen zu lassen
  • Mut machen, aufmuntern
  • unterstützen und Tipps geben, machen lassen
  • Vertrauen entgegenbringen
  • Erfolgserlebnisse schaffen und loben
  • Verantwortung übertragen
  • Kein Kind oder Jugendlichen verspotten & auslachen, oder bloß stellen
  • Geduld haben, nichts vom Kind verlangen, was es nicht kann/will
  • Fördern heiß auch fordern: dem Kind/Jugendlichen Mut machen es noch einmal zu probieren, dran zu bleiben und nicht sofort aufzugeben, wenn etwas mal nicht so klappt
  • selbst Vorbild sein
  • kein Sarkasmus, oder Ironie gegenüber dem Kind anwenden, das versteht manches Kind falsch und nimmt es eher gegen sich auf
  • selbst ehrlich und authentisch sein: ruhig zugeben wenn du als Jugendleiter nicht alles weist

Hinweise:

  • Scheinsicherheit, cooles oder aggressives Auftreten gerade bei Jungs verschleiert oftmals deren Unsicherheit und mangelndes Selbstvertrauen. Manchmal muss man auch versuchen hinter eine Fassade zu schauen.

  • Körperliche Attraktivität steigert zwar das Selbstwertgefühl, weil damit eine soziale Anerkennung und eine Beliebtheit einhergehen kann, führt aber nicht automatisch bei allen zu mehr Selbstvertrauen. Die Kids brauchen Menschen, die nicht wegen den äußeren Erscheinungsbild sie wertschätzen, sondern das Kind so akzeptieren und mögen wie es ist – ohne dass das Kind sich irgendwie verstecken muss.

Fazit:

In der Gruppengemeinschaft ist es wichtig, dass die Kids sich wohlfühlen und Beziehungen aufbauen können, ohne Angst vor dem anderen haben zu müssen. Die Förderung von Beziehungen der Kids untereinander ermöglicht Freundschaften und fördert das Selbstwertgefühl.

Jeder wird so akzeptiert wie er ist und ist willkommen: mit seinen Fähigkeiten, mit seiner Art von Persönlichkeit. Das gibt dem Kind/Jugendlichen Sicherheit und Wertschätzung. Der Jugendleiter schaut darauf, dass eine gegenseitige Akzeptanz und Unterstützung aller besteht und gefördert wird. Jeder ist wertvoll. Der Jugendleiter schafft hierfür ein Klima des Vertrauens und der Sicherheit: niemandem passiert etwas, alle sind wertgeschätzt, jeder darf sich ausprobieren, auch Fehler machen ist erlaubt, denn nur durch Fehler kann man lernen. Keiner muss Angst vor einer negativen Reaktion des anderen haben (angstfreie Umgebung).

Durch Spiele und entsprechende Gruppenprogramme (kooperative Abenteuerspiele, kreative Spiele (Pantomime, Sketche, Theater, Musik, …) können die soziale Kompetenz wie auch die Kommunikationskompetenz gefördert werden.

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