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Empathie / Einfühlungsvermögen

Einfühlungsvermögen bei Depressionen und schwerer Stimmung: Zuhören, Verstehen, Wege aufzeigen   Bild: 15050286
Einfühlungsvermögen: Zuhören, Verstehen, Wege aufzeigen | ©: alephnull - Fotolia

Zsfg: Durch das Einfühlungsvermögen sind wir in der Lage uns in das Kind/den Jugendlichen einzufühlen und die Bedürfnis-Motive und Gefühle verstehen zu lernen. Ebenso gelingt es in Konfliktsituationen (Konflikte des Kindes mit sich selbst, oder mit anderen) dem Kind zu helfen, sich über seinen eigenen Gefühle und die dahinter versteckten Bedürfnisse im Klaren zu werden und ihm Wege zur Lösung aufzuzeigen. Für den Jugendleiter bedeutet das: Zeit haben, Zuhören können, Emotionale Intelligenz besitzen.

Was tun wir, wenn es uns einmal richtig schlecht geht? Richtig: Wir suchen uns einen vertrauten Menschen zum Aussprechen, manchmal auch zum Ausweinen. Die berühmte starke Schulter eben. Und was zeichnet einen solchen Menschen, an den wir uns gerne mit Problemen wenden, aus? Er besitzt Empathie, im Volksmund auch Einfühlungsvermögen genannt.

Was ist Empathie genau?

Ein empathischer Mensch besitzt also Einfühlungsvermögen. Doch was ist das eigentlich genau? Im Laufe der Zeit wurden viele verschiedene Definitionen für die Empathie aufgestellt. Das liegt vor allem daran, dass das Einfühlungsvermögen genau genommen nur ein Bestandteil der Empathie ist. Versuchen wir uns also an einer vollständigen Definition.

Als Empathie bezeichnet man die Fähigkeit, die Motivationen, Gedanken und Gefühle eines anderen Menschen wahrzunehmen.

Oft wird Empathie auch mit Mitgefühl gleichgesetzt, obwohl Mitgefühl genau genommen nur eine Folge von Empathie ist.

In der Psychologie unterscheidet man zwischen verschiedenen Formen der Empathie. Diese sind:

Kognitive Empathie

Nehmen wir lediglich die Gefühle und emotionalen Stimmungen eines anderen wahr, reagieren aber mit unseren eigenen Gefühlen nicht darauf, so spricht man von der kognitiven Empathie. Dazu gehören auch unbewusste und intuitive Signale, die wir von unseren Mitmenschen aufnehmen. Bei der kognitiven Empathie geht es also vor allem darum, die Emotionen des anderen zu verstehen.

Emotionale Empathie

Im Gegensatz zur kognitiven Empathie, bei der der Mensch lediglich wahrnimmt und versteht, erzeugt die emotionale Empathie eine gleichartige Reaktion des Wahrnehmenden. Der Mensch nimmt also die Gefühle seines Gegenübers an, er fühlt, was auch der andere fühlt. So erklärt sich auch der bekannte Ausdruck „Mitgefühl“. Das beste Beispiel ist dabei eine Szene, die sicherlich jeder schon einmal erlebt hat: Ein Mensch weint, wir wissen den Grund dafür und müssen plötzlich mitweinen.

Fakt ist: Ohne Empathie würde ein Zusammenleben der Menschen in Chaos, Gewalt und Anarchie enden. Fähigkeiten wie anderen Trost zu spenden, Mitleid, aber auch Mitfreude zu empfinden und den Schmerz seines Gegenübers mitzufühlen, benötigt jeder Mensch. Erst die Empathie unterscheidet den Menschen von einem wilden Tier.

Wodurch wird die Empathie eines Menschen beeinflusst?

Noch bis vor wenigen Jahren war man der Meinung, dass Empathie nicht angeboren ist und somit erst erlernt werden muss. Von dieser Ansicht ist man in der Wissenschaft inzwischen abgekommen – man bezweifelt mittlerweile sogar, dass der Mensch überhaupt die Fähigkeit besitzt, seine Empathie ab einem gewissen Maß weiterzuentwickeln. Zumindest ist man sich sicher, dass dies sehr stark von Vorbildern und dem persönlichen Umfeld abhängt.

Ist uns die Empathie also doch in die Wiege gelegt?

Zum Teil schon, sie reift allerdings während der Kindheit bis zu dem besagten Maß. Wo dieses Maß liegt, dafür sind vor allem die Eltern verantwortlich. Sie müssen ihrem Kind sensibel und achtsam begegnen und seine Bedürfnisse ernst nehmen. Dadurch entwickelt das Kind zunächst ein Selbstwertgefühl, welches dann wiederum die Basis für ein ausgeprägtes Maß an Empathie bildet.

Wer als Kind keine solche Fürsorge, sondern eher Verachtung, Gewalt und Erniedrigungen erlebt, ist meist nicht dazu in der Lage, ein Selbstwertgefühl zu entwickeln. Daraus folgt wiederum, dass er auch nicht dazu in der Lage ist, sich in die Gefühlswelt anderer Menschen hineinzuversetzen. Eine gefährliche Kombination, die oft in Gewalt, Hass und entsprechenden Straftaten mündet.

Betrachtet man die Empathie von der medizinischen Seite, sind es die sogenannten Spiegelneuronen, welche für diese Fähigkeit verantwortlich sind. Sie wurden erst Mitte der 1990er-Jahre entdeckt und sorgen dafür, dass optische Eindrücke mit Gefühlen verknüpft werden können. Wenn wir also einen Menschen sehen, der unter starken Schmerzen leidet, stellen sich bei uns ebenfalls Schmerzen ein – dafür sorgen eben diese Spiegelneuronen, die die entsprechenden Hirnregionen aktivieren.

Empathie in Gruppen entwickeln und stärken

Die kleineste Gruppe, welche wir kennen, besteht aus zwei Personen und nennt sich Freundschaft oder Partnerschaft. In dieser spielt Empathie eine sehr wichtige Rolle. Forscher einer amerikanischen Universität fanden heraus, dass es insbesondere die Fähigkeit ist, sich mit dem anderen zu freuen, die zu einem starken Zusammenhalt in einer Freundschaft oder Partnerschaft führt.

Diese Studie wiederum zeigt uns den Weg auf, wie wir die Empathie jedes Einzelnen in einer Gruppe stärken und fördern können. Dazu sollte z. B. Spiele ausgewählt werden, bei denen jeweils ein Teilnehmer den Gewinner bildet. Die anderen erhalten nun die Aufgabe, sich ehrlich mit diesem Gewinner zu freuen, wie auch sie selbst mit der Freude der anderen beschenkt werden, wenn sie das Spiel einmal gewinnen.

Es gibt noch viele weiteren Übungen, die zum Trainieren der Empathie in einer Gruppe eingesetzt werden können. Dazu gehören:

  • Diskussionen führen und den anderen ausreden lassen.

  • Die Argumente des Gegenübers würdigen und sich auf seine Sicht einlassen.

  • Seine Mitmenschen beim Reden anschauen.

  • usw.

Weitere Studien zeigen, dass gerade bei Kindern und Jugendlichen das Maß an Empathie noch nicht vollständig ausgeprägt ist. Diesen Stand erreicht der Mensch erst in einem mittleren Alter, und ab dann nimmt das Maß an Empathie auch wieder ab. Daher ist es sehr wichtig, mit Kindern und Jugendlichen immer wieder empathisches Verhalten zu trainieren.

Umsetzung und Bedeutung für die Jugendarbeit

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Empathie - ein Soft Skill in der Jugendarbeit | ©: Trueffelpix - Fotolia

Jeder der mit Kindern und Jugendlichen schon gearbeitet hat weiß, dass es immer wieder Konflikte zwischen den Kindern/Jugendlichen gibt, oder dass Kinder und Jugendliche mit Konflikten im Elternhaus zu kämpfen haben. Aber nicht nur die Kinder untereinander können Konflikte haben, sondern auch in der Mitarbeiterschaft kann es zu Konflikten kommen. Ein Konflikt kann eskalieren und sich verhärten, so dass es scheint, dass alles argumentieren nichts mehr bringt.

In solchen Fällen ist dann eine Konfliktbewältigung gefragt. Und hier kommt das Einfühlungsvermögen ins Spiel.

Ein Mensch wird durch das Gefühl verstanden zu werden zugänglicher und kann sich (langsam) wieder öffnen. Doch wie kann das Gelingen?

  • Zeit nehmen und zuhören können

  • Völlig neutral das Gehörte in eigenen Worten nochmals wiederholen um sicher zu gehen alles verstanden zu haben.

  • Gefühle hinterfragen und die Bedürfnisse (Ängste, Wünsche, …) die dahinter sich verstecken zu erkennen um Impulse geben zu können.

  • Und falls ich am Konflikt beteiligt bin: Eigene Befindlichkeiten hinten anzustellen

Wie kann ich mir Einfühlungsvermögen erwerben?

  • Den anderen kennenlernen, mich interessieren für denjenigen (nehme ich mir wirklich Zeit? Interessiere ich mich für meine Gruppenteilnehmer?)

  • verstehen wie dieser geworden ist (Jeder Mensch ist so wie er geworden ist. Viele Faktoren spielten da eine Rolle. Doch hinter jeder Handlung des Kindes/Jugendlichen steckt eine Absicht, ein Bedürfnis, ein Ziel, z.B. Anerkennung erreichen wollen, „beachtet zu werden“, „auch wer sein wollen“. Warum das bei jedem Kind/Jugendlichen etwas anders ausfällt hat seine Gründe.)

  • Zeit nehmen und zuhören können (viele können das nicht und sagen: „Jetzt nicht, keine Zeit“)

  • den anderen mit seinen Problemen ernst nehmen (viele sehen nur ihre eigenen Probleme und nehmen sich selbst viel ernster und wichtiger. Wie kann es dann gelingen, den Anderen zuzuhören und ernst zu nehmen?)

  • mich daneben stellen können, gleiche Augenhöhe, kein oben/unten, dumm/gescheit, Leiter/Teilnehmer, Lehrer/Schüler - sondern Mensch (viele Jugendleiter sehen sich „oben – ICH LEITER – du Teilnehmer“, oder reden über den ein oder anderen „oh ist der dumm, wie ungeschickt“)

  • nicht verurteilen und kritisieren (jeder Mensch und somit auch jeder Jugendleiter ist schnell im Verurteilen, „in eine Schublade schieben“, im Bewerten und bringt das häufig durch Körperhaltung, bedachte oder unbedachte Äußerungen zum Ausdruck. Da ist also Fingerspitzengefühl notwendig und gute Wortwahl. Denn Verurteilung und Kritik ist vernichtend für ein einfühlsames (konfliktlösendes) Gespräch. Das Verstehen ist der Weg zur Lösung!)

Wie kann Empathie in der Jugendgruppe mit Jugendlichen einüben?

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